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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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haben in Wirklichkeit, ohne es zu wissen, im Freien geschlafen, und sind durchnäßt worden. Aber wer uns auch verzaubert hat, er hat seine Sache gut gemacht, denn wir spürten die Nässe erst, als der Zauber vorüber war und der Handschuh verschwand.«
    »Mag sein. Aber was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, daß Skrymir uns nicht zufällig über den Weg gelaufen ist. Es war alles so vorbereitet.«
    Thjalfi kratzte sich verwirrt am Kopf. »Mir scheint, du hast eine große Fantasie, Freund Harald.« Er blickte um sich. »Ich wünschte, wir hätten Heimdall mit uns. Er kann im Dunkeln hundert Wegstunden weit sehen und die Wolle auf dem Rücken eines Schafs wachsen hören. Aber mit ihm und Onkel Fuchs zusammen würde es nicht gutgehen. Thor ist der einzige der Äsen, der Onkel Fuchs Paroli bieten kann.«
    Shea zitterte. »Freund Harald«, schlug Thjalfi vor, »was hältst du davon, wenn wir ein paar Schritte laufen, um uns aufzuwärmen?«
    Shea erfuhr bald, daß Thjalfis Vorstellung von Aufwärmen nicht darin bestand, einfach hinter dem Wagen her zu trotten.
    »Wir rennen zu diesem Felsblock dort und wieder zum Wagen zurück«, sagte er. »Fertig? Auf die Plätze; los!« Bevor Shea, von seinen Wollkleidern behindert, sich richtig in Gang setzen konnte, war Thjalfi schon auf halbem Wege zu dem Felsen; Kies wurde von seinen Schuhen aufgewirbelt, seine Kleider flatterten steil hinter ihm her wie eine Fahne in einer Brise. Shea hatte erst die halbe Distanz zurückgelegt, als Thjalfi, schon auf dem Weg zurück, grinsend an ihm vorbeirannte. Er hatte sich selbst immer als guten Läufer eingeschätzt, aber gegen diese menschliche Antilope war er ohne jede Chance. Gab es denn gar nichts, in dem er sich mit diesen Leuten messen konnte?
    Mit Thjalfis Hilfe zog er sich wieder über die Kante des Wagens. »Du bist ein wenig besser als die meisten Läufer, Freund Harald«, sagte er mit der Herzlichkeit des Überlegenen. »Aber ich habe mir gedacht, ich bereite dir mal eine kleine Überraschung, denn offenbar hast du von meinen Laufkünsten noch nichts gehört. Aber . ..« — er senkte die Stimme — »laß dich nie von Onkel Fuchs zu einem Wettbewerb überreden. Er wettet mit dir und plündert dich aus bis auf die Haut. In dieser Hinsicht mußt du bei ihm aufpassen.«
    »Was für ein Spiel spielt Loki eigentlich?« fragte Shea. »Ich hörte Heimdall sagen, er könnte beim großen Kampf vielleicht auf der anderen Seite stehen.«
    Thjalfi zuckte die Achseln. »Das Kind des Zorns urteilt über Loki ein bißchen vorschnell. Schätze, er wird schon auf der richtigen Seite auftauchen, aber er ist ein Schlaukopf. Immer in irgendwas verwickelt, manchmal schlechte, manchmal gute Sachen. Weißt du, es gibt da eine Ballade über ihn, die Lokasenna:
     
    Ich sage den Göttern
    Und den Söhnen der Götter
    Die Dinge, die mein Denken treiben;
    Bei den Brunnen der Welt,
    Kein Mann hat die Macht
    Mich unter seinen Willen zu zwingen.«
     
    Das stimmte ziemlich genau mit der Meinung überein, die sich Shea über den rätselhaften Onkel Fuchs gebildet hatte. Er hätte gern weiter darüber mit Thjalfi diskutiert. Aber er stellte fest, daß er zwar Begriffe wie Regression, Über-Ich und Sadismus denken konnte, aber überhaupt keine Worte fand, sie auszudrücken.
    Wenn er in dieser Welt als Psychologe praktizieren wollte, müßte er für die Wissenschaft eine völlig neue Terminologie entwickeln.
    Erneut nieste er. Er bekam eine Erkältung. Seine Nase war verstopft, seine Augen tränten. Die Temperatur sank, und die eisige Brise, die aufgekommen war, trug auch nicht zu seinem Wohlbefinden bei.
    Sie aßen ohne anzuhalten, wie sie es am Vortag getan hatten.
    Als die Taupfützen Kristalle bildeten und die Wagenräder sich knirschend zu bewegen begannen, blies Shea auf seine Handschuhe und schlug die Arme um sich. Thjalfi blickte ihn mitfühlend an. »Ist dir wirklich so kalt, Freund Harald?« fragte er. »Das ist doch noch keine Kälte. Vor ein paar Jahren hatten wir einen so kalten Winter, daß die Flammen gefroren, wenn wir im Freien ein Feuer machten. Ich habe ein paar Stücke abgebrochen, und den Rest des Winters habe ich jedesmal, wenn wir ein Feuer haben wollten, eins der Stücke dazu benutzt, um es anzuzünden. Wäre uns heute morgen sehr zupasse gekommen. Mein Onkel Einar hat eine Flamme als Bernstein verkauft.«
    Er erzählte die Geschichte mit solch ernster Miene, daß Shea sich nicht sicher war, ob er auf den Arm genommen wurde oder nicht. In

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