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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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normales Gewicht. Er fragte sich, ob nicht das am Vorabend inhalierte Chlorgas seinem Schnupfen abgeholfen hatte. Oder ob die Genesung von allgemeiner Natur war und auf seinem Entschluß beruhte, seine Umgebung zu akzeptieren und das Beste aus der Situation zu machen.
    Nach dem Frühstück brachen sie auf, Skrymir übernahm wieder die Spitze. Der Himmel hatte die Farbe von Blei. Ein scharfer Wind blies, der an den Ästen der verkümmerten Bäume zerrte und gelegentlich eine Schneeflocke vor sich hertrieb. Die Ziegen rutschten auf Flecken gefrorenen Schneematsches aus, die meiste Zeit ging es bergauf. Jetzt waren die Berge überall um sie herum, sie stiegen ständig an und wiesen mehr Pflanzenwuchs auf, vor allem Fichten und Rottannen.
    Es muß um die Mittagsstunde gewesen sein — Shea konnte die Zeit nur schätzen —, als Skrymir sich umdrehte und auf den größten Berg wies, den sie bisher gesehen hatten. Der Wind verwehte die Worte des Riesen, aber Thor schien sie verstanden zu haben. Die Ziegen galoppierten jetzt schneller auf den Berg zu, dessen Gipfel wolkenverhangen war.
    Nach einer guten Stunde Aufstieg erhaschte Shea zum erstenmal einen Blick auf ein Gebilde, das auf dem kahlen Kamm aufragte und immer wieder von Nebelwirbeln verdeckt wurde. Als sie nahe genug waren, entpuppte es sich als ein Haus, das dem des Bündners Sverre nicht unähnlich war. Aber es war ungeschlachter, gebaut aus Stämmen, an denen noch die Rinde saß, und viel größer — so groß wie ein Großstadtbahnhof.
    Thjalfi sagte ihm ins Ohr: »Das wird Burg Utgard sein. Du wirst allen Mut benötigen, den du aufbringen kannst, Freund Harald.« Die Zähne des jungen Mannes klapperten, und zwar nicht vor Kälte.
    Skrymir trottete auf die Tür zu und schlug mit der Faust dagegen. Eine lange Minute stand er dort, während der Wind an seinen Fellen zerrte. Ein rechteckiges Loch in der Tür öffnete sich.
    Die Wageninsassen kletterten hinab und streckten ihre steif gewordenen Muskeln, während sie ihrem Führer folgten.
    Hinter ihnen fiel die Tür krachend ins Schloß. Sie waren in einer dunklen Halle, ähnlich wie in Sverres Haus, aber größer und durchdrungen vom Gestank ungewaschener Riesen. Ein mächtiger Bursche stieß den Ledervorhang zur Seite und gab durch die dreieckige Öffnung den Blick frei und eine brüllende gelbe Flamme und die drängenden, schreienden Riesen.
    Thjalfi murmelte: »Halte die Augen offen, Harald. Wie Thjodolf von Hvin sagt:
     
    Alle Tore
    Sollte ein Mann prüfen
    Bevor er hinaustritt;
    Ungewiß ist
    Wo auf der Bank vor dir
    Dein Gegner sitzt.«
     
    Im Innern war das Bauwerk eine chaotische Parodie von Sverres Behausung. In der Form ähnelte es ihm, die Bänke waren die gleichen, aber alle Tische waren uneben, verschmutzt und mit Essensresten übersät. Das Feuer in der Mitte ließ einen Rauch-schleier unter den Dachsparren hängen. Auf dem Boden lag das dreckige Stroh knöchelhoch.
    Die Bänke und Durchgänge dahinter waren voll mit Riesen, die tranken, aßen und sich in höchster Lautstärke unterhielten.
    Davor eine Gruppe von sechs mit eisengrauen Haarknoten und Stoppelbärten; diese Riesen versuchten sich im Ringkampf. Einer riß seinen Arm wütend zurück. Sein Ellbogen traf einen Krug Met, den ein bekümmert dreinblickender Mann, offensichtlich ein Sklave, trug. Der Met bespritzte einen anderen Riesen, der sofort eine Schüssel mit Eintopf ergriff und sie dem Mann auf den Kopf knallte.
    Winselnd ging der Sklave zu Boden. Bedächtig beförderte Skrymir ihn mit einem Fußtritt aus dem Weg. Die sechs Riesen brachen in schallendes Gelächter aus und schlugen sich gegenseitig auf die Schulter. Ihr Streit war vergessen.
    »Hee, Skridbaldnir!« Skrymir packte einen Riesen auf der Bank beim Arm. »Wie läuft's denn so? Kommal, ich möchte dir einen Freund von mir vorstellen. Hier, dieser Bursche da ist Asa-Thor!«
    Skridbaldnir wandte sich um. Shea bemerkte, daß er schlanker als Skrymir war; er hatte aschblondes Haar, die rosa Augen eines Albinos und eine lange, eitrige Nase.
    »Er ist ein Eisriese«, flüsterte Thjalfi, »und der Haufen da drüben sind Feuerriesen.« Mit zitternder Hand wies er zur anderen Seite des Tisches, wo sich mehrere Individuen, die an viel zu groß geratene Gorillas erinnerten, gegenseitig anheulten. Sie waren kürzer als die anderen Riesen, kaum größer als drei Meter.
    Sie hatten vorspringende Backenknochen und dichtes schwarzes Haar auf allen entblößten Körperstellen. Sie kratzten

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