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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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dieser Welt könnte es geschehen.
    Schließlich ging der schreckliche Nachmittag seinem Ende entgegen. Skrymir ging jetzt mit erhobenem Haupt und schaute sich suchend um. Der Riese wies auf einen dunklen Fleck an der Flanke eines Berges. »Hee, ihr, da ist eine Höhle«, sagte er. »Was haltet ihr davon, wenn wir da drinnen lagern, häh?«
    Thor blickte umher. »Es ist noch nicht zu dunkel, um weiterzureisen.«
    Loki ergriff das Wort: »Wohl wahr, Mächtiger. Aber ich fürchte, unser Beschwörer ist bald zu einem Eisklumpen gefroren. Wir sollten ihn in Zweige einpacken, damit nicht ein paar Stücke abspringen, haha!«
    »Oh, sei isch albern«, sagte Shea, »ich kass scho aushallen.«
    Vielleicht konnte er es; jedenfalls brauchte er die Truhe nicht den halben Hügel hoch zu schleppen, wenn sie weiterfuhren.
    Er wurde überstimmt, mußte aber die Truhe nicht tragen. Als der Wagen neben einer Schneewehe abgestellt worden war, klemmte sich Skrymir das schwere Ding unter den Arm und führte seine Begleiter den steinigen Hang hinauf zu der Höhlenöffnung.
    »Kannst du uns ein Feuer machen?« fragte Thor Skrymir.
    »Sicher, Kerlchen.« Skrymir ging zu einer niedrigen Baumgruppe, zog ein paar der Bäume samt Wurzeln aus dem Boden, brach sie über dem Knie und legte sie als Feuerholz nieder.
    Shea steckte den Kopf in die Höhle. Zuerst nahm er nichts wahr in der steinernen Dunkelheit. Schon seit Stunden hatte er nichts mehr riechen können — selbst Skrymir nicht —, doch jetzt drang ein beißender Geruch durch den Schirm seines Schnupfens. Ein vertrauter Geruch — Chlorgas! Was ...
    »Hee, du da«, brüllte Skrymir hinter ihm. Shea sprang zur Seite. »Aus dem Weg!«
    Skrymir steckte den Kopf nach unten und pfiff. Jedenfalls tat er, was man bei einem Menschen Pfeifen genannt hätte. Von seinen Lippen klang es eher wie eine Luftschutzsirene.
    Ein kleiner Mann, etwa neunzig Zentimeter groß, mit einem Bart, der ihn wie einen Miniatur-Nikolaus aussehen ließ, erschien am Höhleneingang. Er trug einen spitzen Hut, und die Spitze seines Bartes war unter seinen Gürtel geklemmt.
    »Hee, du«, sagte Skrymir, »mach uns ein Feuer. Ein bißchen plötzlich!« Er zeigte auf den Holzstapel vor der Höhle.
    »Jawohl, Sir«, sagte der Zwerg. Er watschelte zu dem Holzstapel und zog eine kupferfarbene Stange aus seiner Jacke. Shea beobachtete sein Vorgehen mit Interesse, aber genau in diesem Moment steckte ihm Loki einen Eiszapfen in den Umhang, und als er ihn endlich herausgezogen hatte, brannte das Feuer schon und ließ das feuchte Holz aufzischen.
    Der Zwerg sprach mit zirpiger Stimme: »Sie planen doch nicht etwa, hier zu lagern?«
    »O doch«, erwiderte Skrymir, »und jetzt hau ab!«
    »Aber ihr dürft nicht. . .«
    »Maul halten!« donnerte der Riese. »Wir lagern da, wo es uns Spaß macht.«
    »Jawohl, Sir, danke, Sir, sonst noch etwas, Sir?«
    »Nee. Na los, hau schon ab, bevor ich auf dich trete!«
    Der Zwerg verschwand in der Höhle. Sie holten ihre Habseligkeiten heraus und verteilten sich um das Feuer, das nur langsam größer wurde. Die untergehende Sonne brach eine Minute lang durch die Wolken und ließ bleichrote Streifen auf ihnen erscheinen. In Sheas Fantasie nahmen die Wolken die Formen apokalyptischer Ungeheuer an. Aus der Ferne hörte er das Heulen eines Wolfs.
    Plötzlich blickte Thjalfi stirnrunzelnd auf. »Was ist das für ein Geräusch?«
    »Welches Geräusch?« fragte Thor zurück. Dann sprang er auf — er hatte mit dem Rücken zum Höhleneingang gesessen — und wirbelte herum. »Hee, Schlaukopf, unsere Höhle hat schon einen Bewohner!« Langsam ging er rückwärts. Aus der Tiefe der Höhle kam ein Zischen wie aus einer Dampfpfeife, dann folgte ein schriller metallischer Schrei.
    »Ein Drachen!« schrie Thjalfi. Eine Wolke gelben Gases aus der Höhle brachte sie alle zum Husten. Das Kratzen von Schuppen an Fels, das Rasseln loser Steine, und dann im Dunkeln ein Paar gelber Augen, jedes so groß wie ein Tortenteller, in denen sich das Feuer spiegelte.
    Die Äsen, der Riese und Thjalfi stießen zusammenhanglose Schreie aus und griffen nach allem, was als Waffe dienen konnte.
    »Hier, ich ach äs schon!« schrie Shea, der seine bisherigen Überlegungen vergaß. Er zog den Revolver heraus. Als der große schlangenähnliche Kopf im Licht des Feuers sichtbar wurde, zielte er auf eins der großen Augen und drückte ab.
    Der Hahn klickte harmlos. Wieder und immer wieder versuchte er es, klick, klick. Als die Kiefer

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