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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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glühenden Augen der Pferde erhellt wurden. Jedesmal, wenn er an die Geschwindigkeit dachte, mit der sie auf dem unebenen und gewundenen Weg ritten, kribbelte sein Magen, und sein rechtes Bein verkrampfte sich, weil er versuchte, auf eine imaginäre Bremse zu treten.
    Als der Himmel schließlich sein ermüdendes Löschpapier-Grau annahm, wurde die Luft ein wenig wärmer, war aber immer noch recht frisch. Es nieselte leicht. Sie befanden sich in einer Landschaft, die Shea völlig fremd war. In einer endlosen Ebene, mit schwarzen Felsblöcken übersät, erhoben sich da und dort Kegel verschiedener Größe. Einige der Kegel qualmten, und kleine Rauchfahnen wehten aus Rissen in dem Basalt. Die Vegetation bestand hauptsächlich aus Büschen kleiner palmenähnlicher Baumfarne in den Senken.
    Ihr Ritt war langsamer geworden; sie kamen jetzt in schnellem Trab voran, die Pferde suchten sich den Weg über die gradlinigen Bänder ehemaliger Lavaströme. Ab und zu setzten sich einige Feuerriesen von der Gruppe ab und ritten parallel zur eigentlichen Route.
    Schließlich scharte sich ein gutes Dutzend der Riesen um das Pferd, das die Gefangenen trug, und lenkte es in Richtung eines besonders großen Bergkegels, aus dessen Flanken eine Vielzahl von Rauchfahnen in den Nieselregen aufstieg. Für Shea sahen die Feuerriesen immer noch alle ziemlich gleich aus, es bereitete ihm aber keine Schwierigkeiten, den großen Anführer herauszufinden, der ihre Gefangennahme angeordnet hatte.
    Sie hielten vor einem Spalt in dem Felsen. Die Riesen stiegen ab, und einer nach dem anderen führte sein Pferd durch die Offnung. Die Hufe der Tiere klapperten widerhallend über den Fels-boden des Gangs, der über ihren Köpfen ein hohes Gewölbe bildete, bis er plötzlich vor einem rechtwinkligen Knick endete. Die Reitergruppe hielt an; Shea hörte Metall gegen Metall schlagen, das Quietschen einer rostigen Türangel und dann die Stimme eines Riesen: »Was wollt ihr?«
    »Die Bande ist zurück von Jötunheim. Wir haben einen der Äsen und einen Vanen. Berichte Lord Surt!«
    »Wie war's in Utgard?«
    »Lausig. Thor ist aufgetaucht. Irgendwie hat der Dreckskerl seinen Hammer entdeckt und dann einen ungeheuren Wirbel veranstaltet. Das war der oberschlaue Loki, schätze ich.«
    »Was ist mit den Söhnen des Wolfs? Sie wissen doch, wie man mit dem alten Rotbart umspringt.«
    »Die waren gar nicht da. Ich nehme an, wir müssen bis zur Zeit auf ihr Erscheinen warten.«
    Die Pferde trotteten weiter. Als sie an dem Torwächter vorbei-kamen, sah Shea, daß er ein Schwert hielt, auf dem eine gelbe Flamme flackerte, von der Rauch hochkräuselte, so als liefe brennendes Öl die Klinge hinunter. Vor ihnen tat sich ein leicht geneigter Raum auf, anscheinend eine unterirdische Halle mit riesiger Ausdehnung und voll hoher Säulen. Gelbes Fackellicht warf unstete Schatten. Shea fiel der Schwefelgeruch und ein dumpfes, maschinengleiches Stampfen auf. Als die Pferde hinter ein paar Säulen anhielten, die dort zusammenwuchsen und sich zu einem weiteren Gang öffneten, heulte eine dünne Stimme in der Ferne: »lee-i-i-ie.«
    »Bringt die Gefangenen«, sagte eine Stimme. »Lord Surt will sie aburteilen.«
    Shea spürte, wie er wie ein Lumpenbüdel unter den Arm eines Riesen gesteckt wurde, eine Transportmethode, die alle seine Körperqualen aufs neue belebte. Der Riese trug ihn mit dem Gesicht nach unten, so daß er außer dem Steinboden und den flackernden Schatten nichts sehen konnte. Es stank erbärmlich.
    Die Tür öffnete sich, ein Stimmengewirr war zu hören. Shea wurde aufrecht hingestellt. Er wäre gestürzt, hätte ihn der Riese, der ihn getragen hatte, nicht gestützt. Er war in einer von Fackeln erleuchteten Halle, überall standen Riesen herum, grinsten, zeigten mit den Fingern und redeten, einige tranken. Es war sehr heiß.
    Aber er hatte nur einen kurzen Blick für sie. Direkt vor ihm, flankiert von zwei Wachen mit den merkwürdigen brennenden Schwertern, saß der größte Riese von allen — ein Riesenzwerg.
    Das heißt, er war von der Größe her ein echter Riese, gut an die dreieinhalb Meter hoch, aber mit den gedrungenen krummen Beinen, den kurzen Armen und dem halslosen Kopf eines Zwerges. Sein glattes, strähnig herabhängendes Haar rahmte das widerlichste Grinsen, das Shea je gesehen hatte. Als er das Wort ergriff, polterte seine Stimme nicht wie die der anderen Riesen; sie erklang vielmehr in einem lächerlich dünnen Falsett: »Willkommen, Lord

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