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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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soviel außergewöhnliche Dinge erlebt, daß der ganze Vorgang einen unwirklichen Charakter hatte. Außerdem wären die Unannehmlichkeiten eines solchen Ortes wahrscheinlich für ein fähiges Gehirn nicht unüberwindlich.
    Stegg sagte: »Lord, muß in Zelle des toten Sterblichen stecken.
    Sonst nichts. Alles voll.«
    »In Ordnung, rein mit euch!« Der Riese gab Shea einen Stoß, der ihn fast zu Boden befördert hätte und ihn auf die Zelle zu stolpern ließ, die Stegg geöffnet hatte. Shea wich der verwesen-den Masse auf der einen Seite aus und schaute sich nach einem Platz zum Sitzen um. Es gab keinen. Die einzige Möblierung bestand aus einem Eimer, dessen Zweck offensichtlich war.
    Heimdall, immer noch ganz Würde, folgte ihm. Stegg packte den Leichnam, ging hinaus und schlug die Tür zu. Der Riese griff die Gitterstangen und zog an ihnen. Weder Schloß noch Riegel waren zu sehen, aber die Tür blieb geschlossen.
    »Oho!« dröhnte der Riese. »Sieht der Schlaflose nicht schick aus? Wenn wir mit den anderen Äsen fertig sind, kommen wir zurück und zeigen dir etwas Lustiges. Angenehmen Aufenthalt!«
    Mit diesem Abschiedsgruß stapften alle Riesen hinaus.
    Glücklicherweise war die Luft warm genug, daß Shea den Verlust seiner Kleidung unter klimatischen Gesichtspunkten nicht bedauerte. Das Verlies rundherum war still, bis auf das irgendwo herabtropfende Wasser und das gelegentliche Rascheln eines Gefangenen in seiner Zelle. Gegenüber von Shea war das Rasseln von Ketten zu hören. Eine hagere Gestalt mit einem struppigen Bart schlurfte auf die Gitterstangen zu und schrie: »Yngvi ist eine Laus!« Dann schlurfte er wieder zurück.
    »Was meint er damit?« rief Heimdall aus.
    Von rechts kam eine gedämpfte Antwort: »Keiner weiß es. Er sagte es jede Stunde. Er ist verrückt, wie ihr es auch bald sein werdet.«
    »Ein anregender Ort«, bemerkte Shea.
    »Nicht wahr?« stimmte Heimdall bereitwillig zu. »Schlimmere habe ich gesehen, aber zum Glück, ohne dort eingeschlossen zu sein. Ich möchte sagen, daß du für einen Sterblichen nicht ohne Witz bist, Rüben-Harald. Dein Verhalten gefällt mir.«
    »Danke.« Shea hatte noch nicht ganz vergessen, wie Heimdalls befehlshaberische Art ihn irritiert hatte, aber der Schlaflose weckte sein Interesse mehr als der ziemlich begriffsstutzige Thor oder der spöttische Loki. »Wenn du die Frage gestattest, Goldener: Warum kannst du deine Kräfte nicht einsetzen, um hier rauszukommen?«
    »Alles hat seine Grenzen«, entgegnete Heimdall, »Grenzen der  Größe, der Kraft oder der Dauer. Weit ist die Lebensspanne eines Gottes, weiter als die von tausend Generationen deiner schwachen Rasse hintereinander. Doch selbst Götter werden alt und sterben. Ähnliches gilt für diese Feuerriesen und ihren An-führer Surt, das übelste aller Geschöpfe. Mir ist keine große Stärke beschieden. Wäre mein Bruder Frey jetzt hier, oder wären wir bei den Eisriesen, dann könnte ich den Zauber dieser Tür überwinden.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie hat kein Schloß. Und doch wird sie sich nur öffnen, wenn eine befugte Person mit dem Willen, sie zu öffnen, an ihr zieht.
    Und jetzt...« — Heimdall drückte ohne eine Wirkung gegen die Stangen — »wenn du eine Zeitlang still bist, werde ich versuchen, mich aus diesem Ort hinauszusehen.«
    Der Schlaflose lehnte sich gegen die Wand, seine Augen bewegten sich rastlos hin und her. Trotz der entspannten Haltung bebte sein Körper voller Energie.
    »Nicht allzu gut kann ich sehen«, verkündete er nach einigen Minuten. »Hier gibt es zu viel Zauber — Feuerzauber, sowohl böse als auch schwierig —, der meinen Kopf schmerzen macht.
    Doch soviel sehe ich deutlich: Um uns herum ist nur Felsgestein, der einzige Eingang ist der Weg, den wir gekommen sind. Dahinter liegt ein Gang, der von Trollen bewacht wird. Örrg, abstoßende Kreaturen!« Der Goldhaarige schüttelte sich voller Wider-willen.
    »Kannst du noch weiter sehen?« fragte Shea.
    »Ein wenig. Hinter den Trollen zieht sich ein Felssaum über einem Haufen geschmolzener Schlacke am Eingang der Halle, wo die Flammenschwerter geschmiedet werden, und dann. . .
    dann...« — seine Stirn krauste sich, seine Lippen bewegten sich leicht — »sitzt ein Riese an dem See aus Schlacke. Mehr kann ich nicht sehen.«
    Heimdall verfiel in düsteres Schweigen. Shea fühlte beträchtliche Hochachtung und einige Sympathie für ihn, aber es ist schwer, freundlich zu einem Gott zu sein, selbst in einer

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