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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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erfaßt und beinahe zu Tode gequetscht. Zum Glück für ihn keilten ihn die Riesen auf beiden Seiten so eng ein, daß er nicht zu Boden stürzen oder niedergetrampelt werden konnte.
    Plötzlich ließ der Druck vor ihm nach. Shea packte den Riesen vor sich um die Taille und hielt sich fest. Hinter sich hörte er Thors Schlachtgeschrei und die Geräusche des Schädel zerschmetternden Hammers — ein Geräusch, das Shea in einem ruhigeren Augenblick mit dem einer aus dreißig Meter Höhe auf-treffenden Wassermelone verglichen hätte. Der Schleuderer Mjöllnirs schien seinen Spaß zu haben, seine Schreie waren wie das fröhliche Tuten eines Eilzuges.
    Shea war schon draußen, inmitten Hunderter rennender Riesen und Sklaven lief er über einen feuchten Moosteppich. Aus Angst, jemand könnte auf ihn treten, wagte er nicht stehenzubleiben. Ein aufragender Felsblock drängte ihn in eine andere Richtung. Dadurch kam Utgard in sein Blickfeld. An einem Ende des Dachs klaffte bereits eine gähnende Lücke. Der Mittelbalken splitterte; eine blitzende blaugrüne Lanze schoß in den Himmel, und das Dach begann um den Riß herum aufzulodern.
    Eine Baumgruppe schnitt ihm den Blick ab. Shea rannte berg-ab, immer noch Riesen um sich herum. Einer in der Gruppe direkt vor ihm tat einen Fehltritt und überschlug sich. Ehe Shea an-halten konnte, war er über dessen Bein gestolpert und pflügte mit dem Gesicht durch kalten Dreck und Tannennadeln. Die Stimme eines Riesen schrie: »Hee, Männer, schaut euch das an!«
    »Jetzt haben sie mich«, dachte er. Er überschlug sich, sein Kopf schmerzte von dem Aufprall. Aber für ihn hatten sie gar kein Interesse. Der Riese, über den er gestürzt war, war Heimdali, dessen Perücke verrutscht war und goldenes Haar entblößte. Das gehäckselte Stroh, mit dem er seine Jacke ausgestopft hatte, rieselte heraus. Verzweifelt bemühte er sich hochzukommen; eine Gruppe von Feuerriesen um ihn herum packte ihn bei Armen und Beinen, trat und prügelte auf ihn ein. Ein Gewirr von Stimmen war zu hören: »Er ist einer von den Äsen!«
    »Vermöbelt ihn!«
    »Nichts wie weg hier!«
    »Welcher ist es?«
    »Holt die Pferde!«
    Wenn er entwischen konnte, dachte Shea, könnte er wenigstens die Nachricht von Heimdalls mißlicher Lage an Thor über-bringen. Er versuchte, hinter die vorstehende Wurzel eines Baumes zu kriechen, aber die Bewegung erwies sich als verhängnis-voll. Einer der Feuerriesen rief: »Da ist noch einer!«
    Shea wurde gepackt, auf die Füße gestellt und von einem halben Dutzend der verdreckten gorillaähnlichen Wesen untersucht. Besonderen Spaß bereitete es ihnen, ihn an Haaren und Ohren zu ziehen.
    »Hoch!« sagte einer von ihnen. »Er ist kein Äse. Macht ihn nieder und dann nichts wie weg!«
    Einer von ihnen löste das Messer von seinem Gürtel. Shea spürte, wie sein Herz sich in Todesangst zusammenzog. Aber der größte des Haufens — im Riesenland schienen Führerschaft und Größe eines zu sein — brüllte: »Aufhören! Er war bei dem gelbschopfigen Kerl. Vielleicht ist er einer der Vanen, und wir können für ihn etwas herausschlagen. Jedenfalls soll Lord Surt das entscheiden. Wo, zum Teufel, bleiben die Pferde?
    In diesem Augenblick erschienen weitere Feuerriesen mit den Pferden. Sie waren glänzend schwarz und größer als die größten, die Shea jemals gesehen hatte. An jedem Fuß hatten sie drei Hufe wie das mykenische Pferd des Altertums; ihre Augen glühten wie rote Kohlen, und ihr Atem bescherte Shea Hustenanfälle.
    Ihm fiel die Bemerkung ein, die Heimdall in Sverres Haus Odin zugeflüstert hatte — »Feuerpferde.«
    Einer der Riesen holte Lederstricke aus einem Beutel hervor.
    Shea und Heimdall wurden mit brutaler Kraft gefesselt und auf dem Rücken eines Pferdes festgezurrt, so daß jeder an einer Seite hing. Die Riesen bestiegen ihre Reittiere, die sich in der zunehmenden Dunkelheit in Trab setzten.
    Weit hinter ihnen grollten noch immer Thors Donnerschläge.
    Ab und zu warfen ferne Blitze plötzliche Schatten auf ihren Weg.
    Der Rotbart schien seinen Spaß zu haben.

7
     
    Die quälenden Stunden, die nun folgten, hinterließen bei Shea nur wenige detaillierte Eindrücke. Außer trüber Dunkelheit war nichts zu sehen und nichts zu fühlen außer dem halsbrecherischen Tempo und den marternden Schmerzen seiner Fesseln. Er konnte seinen Kopf ein wenig drehen, aber von ihrem Weg nicht mehr erkennen als den Umriß eines Felsblocks oder einer Baumgruppe, wenn sie von den

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