Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
Vom Netzwerk:
Gefängniszelle. Thjalfis herzliche menschliche Wärme fehlte ihm.
    Stegg kam zurück. Einer der Gefangenen rief: »Guter Stegg, ein wenig Wasser, bitte; ich sterbe vor Durst.«
    Stegg drehte den Kopf ein wenig. »Bald Essenszeit, Sklave.«
    Der Gefangene schrie wütend auf und überschüttete den Troll mit Schimpfworten, doch dieser setzte den Weg zu seiner Nische völlig unberührt fort. Dort hievte er sich auf einen kaputten Stuhl, ließ das Kinn auf die Brust sinken und schlief offenbar ein.
    »Netter Bursche«, sagte Shea.
    Der Gefangene gegenüber kam zur Zellentür und kreischte wieder: »Yngvi ist eine Laus!«
    »Der Troll schläft nicht«, sagte Heimdall. »Ich kann seine Gedanken hören, denn er gehört einer Rasse an, die kaum denken kann, ohne die Lippen zu bewegen. Aber ich kann sie nicht verstehen. Harald, du siehst etwas Ungewöhnliches: einer der Äsen gesteht, daß er geschlagen ist. Doch eins muß gesagt werden: Wenn wir hier festgehalten werden, wird es der schlimmste aller Tage für Götter und Menschen.«
    »Warum das?«
    »So nah ist das Gleichgewicht der Kräfte zwischen Göttern und Riesen, daß der Ausgang dessen, was zu der Zeit geschieht, an einem Faden hängt. Wenn wir zu spät aufs Schlachtfeld kommen, werden wir mit Gewißheit verlieren. Die Riesen werden verhindern, daß wir uns sammeln. Und ich bin hier — hier in dieser Zelle — mit meiner Gabe des Weitblicks, der sie rechtzeitig sieht, um vor ihnen zu warnen. Ich bin hier, und das Gjallarhorn, das brüllende Hörn, das Götter und Helden zum Schlachtfeld ruft, ist in Sverres Haus.«
    Shea fragte: »Warum greifen die Äsen die Riesen nicht an, bevor diese bereit sind, wenn sie wissen, daß es sowieso einen Krieg gibt?«
    Heimdall starrte ihn an. »Du kennst die Gesetze der Neun Welten nicht, Harald. Wir Äsen können die Riesen vor der Zeit gar nicht angreifen. Menschen und Götter leben unter Gesetzen, sonst wären sie auch nur Riesen.«
    Stirnrunzelnd begann er mit schnellen Schritten auf und ab zu gehen. Shea bemerkte, daß der Schlaflose selbst darauf bedacht war, einen Fuß so vor den anderen zu setzen, daß sein Gang seine Geschmeidigkeit behielt.
    »Gewiß werden sie dich vermissen«, sagte Shea. »Können sie denn keine anderen Wachen aufstellen, um die Riesen zu beobachten, wenn sie sich sammeln, oder...« — beim Aufleuchten in Heimdalls Blick beendete er den Satz unbeholfen — »sonst-was?«
    »Die Gedanken eines Sterblichen! Ach!« Heimdall ließ ein kurzes bitteres Lachen vernehmen. »Andere Wachen aufstellen! Hör zu, Rüben-Harald; Harald der Narr. Von allen Äsen ist Frey der beste, der einzige, der mit Waffen in der Hand vor Surt bestehen kann. Aber die Welt ist so beschaffen, und wir können es nicht ändern, daß eine einzige Rasse Frey fürchtet. Gegen die Eisriesen besitzt er keine Macht, nur ich, ich und mein Schwert Haupt, können gegen sie angehen; und wenn ich nicht da bin, um meine Truppe gegen die Eisriesen zu führen, werden wir danach alles andere als ein reifes, goldenes Zeitalter erleben.«
    »Tut mir leid — Sir«, sagte Shea.
    »Ach, macht nichts. Na los, spielen wir das Spiel der Fragen.
    Gering und wenig nütze sind die Gedanken, die durch Grübeln entstehen.«
    Vier Stunden lang beschäftigten sie sich mit Fragen über ihre jeweiligen Welten. In diesem düsteren Loch konnte die Zeit nur an den Mahlzeiten und regelmäßig wiederkehrenden Rufen »Yngvi ist eine Laus!« gemessen werden. Beim achten Ruf erwachte Stegg aus seinem schläfrigen Zustand, ging hinaus und kam mit einem Haufen Schüsseln zurück. Diese setzte er vor den Zellen ab. Zu jeder Schüssel gehörte ein Löffel; offenbar wurde erwartet, daß die Gefangenen ihr Essen durch die Gitterstäbe einnahmen. Als der Troll die Schüsseln vor Sheas Zelle abstellte, sagte er hochmütig: »König achten Untertanen essen.«
    Die Pampe in den Schüsseln bestand aus einer Art Hafer-schleim mit kleinen Fischbrocken darin; sie schmeckte ausgesprochen sauer. Shea konnte seine Mitgefangenen verstehen, als sie in lautes Wehklagen über Qualität und Menge des Essens ausbrachen. Stegg schenkte dem nicht die mindeste Beachtung.
    Er ließ sich in seinem Stuhl zurücksinken, bis sie gegessen hatten, dann sammelte er die Schüsseln wieder ein und trug sie hinaus.
    Als die Tür sich wieder öffnete, erschien nicht Stegg, sondern ein anderer Troll. Im flackernden Schein der Fackeln erschien dieser, falls das überhaupt möglich war, noch weniger ansehnlich

Weitere Kostenlose Bücher