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Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung

Titel: Harold Shea 03 - Die Stählerne Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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gegen die Nase gepreßt. Das ganze Zimmer stank nach ranzigem öl. Shea schleppte sich zum Fenster, das mit einer Alabastervorrichtung verschlossen war. Als er es geöffnet hatte, traf ein kalter, aber frischer Lufthauch sein Gesicht. Tief atmete er ein. Jenseits der Burgzinnen konnte er die gezackten Schneegipfel eines Bergzugs erkennen, die im Licht der frühen Sonne rosa aufleuchteten.
    »Was, zum Teufel, ist das?« fragte Shea. Handelte es sich etwa um einen Versuch, sie zu vergiften? Während er sich die weiten Gewänder überzog und den Turban aufsetzte, blieb er so nahe wie möglich am geöffneten Fenster. Dann ging er in die Halle. Dort war der Geruch überwältigend. Als er um die Ecke kam, stieß er mit dem Amir Thrasy zusammen, der mit einer aufgeschnittenen Orange unter der Nase durch den Flur tappte.
    »Was, zum Teufel, verursacht diesen Gestank, mein edler Freund?« fragte Shea.
    »Wahrlich, Sir, Ihr habt recht, und er kommt aus den ewigen Gruben der Verdammten. Aber was den Grund dafür angeht: man hat mir ins Ohr geflüstert, daß Atlantes (mögen sich Fliegen in seinen Ohren einnisten) vergessen hat, seinen Zauber zu erneuern.«
    »Welchen Zauber?«
    »Just den Zauber, durch den der Geruch des Öls in Grenzen gehalten wird, so wie die Dschan durch das Siegel Solomons gebunden wurden. Gewiß ist, daß es keinen Zauber gegen Rost gibt, und daher muß diese stählerne Festung stets gut geölt werden, sonst wäre sie rettungslos dem Untergang preisgegeben. Der Zauber für den Wohlgeruch des Öls jedoch ist flüchtiger als ein Blatt im Sturmwind und muß von Zeit zu Zeit erneuert werden, da . . .«
    Er brach ab, als Atlantes um eine Ecke des Gangs gehetzt kam.
    »Im Namen Allahs, gelobt sei sein Name!« begrüßte er sie. »Edle Herren, verschont Euren unwürdigen Diener vor Eurem Zorn.« Er verbeugte sich in stetem Rhythmus wie ein Metronom. »Leiht mir das tröstende Tuch Eurer Vergebung, mir meine Verzweiflung zu nehmen und mein Herz zu erleichtern!« Noch mehr Verbeugungen. »Ich bitte Euch inständig, erleuchtet mich mit Eurer Gnade, indem Ihr das Frühstück mit mir einnehmt. Seht, in diesem Augenblick wird die Luft reiner als eine Quelle frischen Wassers. Und Euer Junker ebenfalls, ruhmreicher Herr. Geht es dem jungen Mann gut?«
    Unter dem Ansturm des Gestanks von ranzigem Olivenöl war Shea der Appetit völlig vergangen. Nichtsdestotrotz rief er Polacek, und der Amir Thrasy enthob ihn glücklicherweise der Notwendigkeit einer Erwiderung.
    »Fürwahr«, sagte der Amir, »ist unsere Pein um der kommenden Freuden willen leicht zu ertragen, so wie wir voller Freude den Geruch der Leichen ertrugen an jenem Tag, als Lord Roger am Tor von Pamplona die zweitausend Sklaven tötete und in kriegerischer Lust vergaß, einige am Leben zu lassen, um die Leichen zu entfernen.«
    Ihr Gastgeber führte sie zu einer Frühstückstafel, die hauptsächlich aus geschmortem Lammfleisch mit einer weißlichen sauren Flüssigkeit bestand, die Shea für Milch hielt. Es war einfach zu merken, daß sie unpasteurisiert war. Roger, der sich gegenüber von dem jungen Psychologen auf Kissen niederließ, verschlang seine Mahlzeit mit schrecklicher Gier. Von Dr. Chalmers war nichts zu sehen. Als der Spiegel der Ritterlichkeit sein Mahl beendet und die Reste zwischen den Zähnen mit schmatzenden Geräuschen herausgesaugt hatte, stand er auf und sagte bedeutungsvoll zu Shea: »Würde es Euer Ehren gefallen, auf die Pöhle einzuschlagen, da wir laut Dekret meines Onkels nicht aufeinander einschlagen dürfen?«
    »Was für Pöhle?« wollte Polacek wissen.
    Shea ignorierte diese Frage betont und antwortete Roger:
    »Sehr erfreut. Aber jemand muß mir ein Schwert leihen. Ich bin so eilig aufgebrochen, daß ich meines zu Hause ließ.«
    Die Pöhle von Bure Carena waren eine Reihe ramnonierter Holzpfosten im Innenhof. Dahinter schössen einige Männer in der Uniform der Burgwachen mit kurzen, doppelt gekrümmten Bogen auf Zielscheiben. Merkwürdigerweise hatten sie die Köpfe von Pavianen.
    Als Shea und Roger hinaustraten, stand Lord Mosco, ein untersetzter Sarazene, der sich aufgrund seiner Leibesfülle nur watschelnd vorwärts bewegen konnte, mit einem Krummsäbel in der einen und einem runden Schild in der anderen Hand vor einem der Pöhle. Er stieß einen Schrei aus, der einem das Blut gerinnen ließ, sprang trotz seines Umfangs leichtfüßig wie eine Katze auf den Pöhl zu und holte aus. Splitter flogen durch die Luft. Mosco

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