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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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nicht ohne mich misstrauisch zu
beäugen, als würde ich im nächsten Moment mit ihrer Kasse abhauen. Ihre Augen
hinter den Brillengläsern funkelten böse. Als ich meinem Bruder das Wechselgeld
brachte, war ich halb amüsiert, halb wütend.
    »Du solltest
sie kennenlernen, sie ist unheimlich charmant«, sagte ich beiläufig und steckte
die Münzen in den Einwurfschlitz.
    Tolliver sah
kurz zu ihr hinüber, machte eine Bemerkung und unterdrückte ein Grinsen.
    »Fantastisch,
wie finster sie dreinschauen kann!«, meinte ich. »Eine echte Persönlichkeit!
Solche alten Damen gibt es nur noch selten!«
    »Pst!«,
machte er, aber eher zum Spaß.
    Ich wusste
nicht, ob sie mich gehört hatte oder nicht - ihr ohnehin angewiderter
Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Hatte sie etwas speziell gegen uns?
Oder misstraute sie uns nur, weil wir nicht aus Sarne waren? Schwer zu sagen.
Andererseits konnte mir das im Grunde egal sein.
    Wir wuschen
unsere Wäsche und legten sie zusammen, was ziemlich flott ging, da so früh am
Morgen kaum andere Kunden da waren. Vielleicht hatte der alte Drachen aber auch
alle anderen Selbstbedienungskunden bereits vergrault.
    Unser
nächstes Ziel lag wieder in der Stadtmitte. Das Gemeindeamt befand sich im
alten Gerichtsgebäude direkt am Rathausplatz. Es war das erste Mal, dass wir
den Bau betraten. Die Decken und Fenster waren genauso hoch, wie ich es
erwartet hatte. So gesehen war das Gebäude eindeutig vor Erfindung der
Klimaanlage errichtet worden. Der Raum, in den wir kamen, war mehr hoch als
breit und dadurch so ungewöhnlich proportioniert, dass mir beinahe schwindelig
wurde. Ich konnte mir nicht vorstellen, hier zu arbeiten.
    Die zwei
Frauen, die dort saßen, wirkten überrascht, Fremde zu sehen. Aber die Ältere
der beiden, eine dralle Person mit braun gefärbten Haaren, verließ sofort ihren
Schreibtisch und kam zum Tresen. Als wir sie um eine Karte der Gemeinde baten,
zeigte sie schweigend auf die Wand hinter uns.
    »Blöde
Kuh!«, murmelte ich Tolliver zu, nachdem wir uns umgedreht hatten. Dort hing
eine riesige Karte von Colleton County. Ich musste mich erst orientieren und
folgte den beiden Hauptstraßen, die eine Art verwackeltes X bildeten, als
Tolliver auch schon auf das Gebiet zeigte, wo wir aus dem Wagen gestiegen
waren, um nach Teenies Leiche zu suchen.
    Nach ein
paar prüfenden Blicken einigten wir uns darauf, dass es das Stück Land war, was
wir suchten, und die Angestellte reichte uns das entsprechende Grundbuch. Laut
Grundbucheintrag gehörte das Grundstück der Firma Colleton County Land
Development, die noch weitere Parzellen beidseitig der Straße besaß.
Doch das half uns auch nicht weiter. Tolliver fragte die Angestellte, ob sie
wisse, wer sich hinter Colleton County Land Development verberge.
    »Oh«, sagte
sie lächelnd, »das sind Paul Edwards, Terence Vale und Dick Teague. Sie haben
mit den Jahren ziemlich viel Land zusammengekauft, in der Hoffnung, dass aus
Sarne noch mal so was wie Branson wird. Aber ich glaube nicht, dass es jemals
so weit kommt.«
    »Wir stoßen
immer wieder auf dieselben Namen«, sagte ich, als wir wieder im Wagen saßen.
    »Das ist in
Kleinstädten eben so«, sagte Tolliver, womit er sicherlich nicht unrecht hatte.
»Ich glaube nicht, dass das irgendwas zu sagen hat. Wohin fahren wir jetzt?«
    Gegen
Viertel vor zehn betraten wir die Zeitungsredaktion. Dort stellten wir fest,
dass sämtliche Ausgaben der ›Colleton Mountain Gazette‹ (zumindest die der
letzten zehn Jahre) digital verfügbar waren. Wir durften in den archivierten
Daten recherchieren, solange wir wollten, direkt in der Redaktion. Diesen
unerwartet herzlichen Empfang hatten wir einer Frau in meinem Alter zu
verdanken, einer neu eingestellten Reporterin, die hoffte, wir wären gut für
irgendeine Story. Sie war gedrungen, dunkelhaarig und trug etwas, das man nur
als senffarben bezeichnen konnte. Ich bin keine Modeexpertin, und die neuesten
Trends interessieren mich auch nicht besonders, doch sogar ich sah, dass die
Farbe äußerst unvorteilhaft für sie war. Aber an ihrer Goldkette, dem
Goldarmband und dem bronzefarbenen Lippenstift war zu erkennen, dass sie
üppige, glänzende Accessoires zu mögen schien. Wahrscheinlich war ihr
senffarbenes Outfit derselben Geschmacksverirrung geschuldet. Nach dem
Namensschild auf ihrem Schreibtisch hieß sie Dinah Trout. Sie bot uns Kaffee
an, ging etwa elfmal öfter an uns vorbei als notwendig und belauschte jedes
unserer Worte. Heute

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