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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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angezogen, als Tolliver vorsichtig an meine Zimmertür klopfte.
    Als ich ihn
hereinließ, sah er sich kurz um und entspannte sich sichtlich, als er merkte,
dass ich allein war. »Wie war das Gospelkonzert?«
    »Wirklich
schön. Es hätte dir gefallen.« Ich fragte nicht, was er stattdessen gemacht
hatte. »Bist du fertig fürs Frühstück?«
    »Ja. Lass
uns zu Denny's gehen.«
    Vielleicht
war der Obstteller bei Denny's besser. Wie viele, die einen
Blitzschlag überlebt haben, leide ich unter furchtbaren Kopfschmerzen, und mein
rechtes Bein ist schwächer als mein linkes. Ich kann diese Symptome lindern,
indem ich Frittiertes und Stärke meide. Unser gestriges Mittagessen bei
McDonald's war ein echter Fehler gewesen, und mein Bein hatte die ganze Nacht
gezuckt. Zum Glück hatte Hollis nichts gemerkt. Aber zum Joggen war ich an
diesem Morgen dann doch zu wackelig auf den Beinen gewesen.
    »Wir sind
übrigens zum Mittagessen eingeladen«, erzählte ich Tolliver, als wir uns
anschnallten. Der Tag war bewölkt und kühl. Bald würde es Regen und Sturm
geben, der all die schönen Blätter von den Eichen, Ahorn- und Amberbäumen fegen
würde. Dann würde Sarne endgültig die letzten Bürgersteige hochklappen, die es
für die Nachsaison-Touristen unten gelassen hatte. Seine Einwohner würden die
Countrykostüme wegpacken und die Obst- und Kristallstände schließen. Im Winter
blieb man in Sarne unter sich.
    »Bei wem?«,
fragte Tolliver und holte mich in die Gegenwart zurück.
    »Bei Sybil
Teague.« Ich erzählte ihm von meiner Begegnung mit Sybil und Paul.
    »Das ist ja
interessant«, sagte er. »Aber bevor wir frühstücken gehen, muss ich dir noch
etwas sagen, das mir Janine gestern erzählt hat. Paul Edwards war Helens
Anwalt, als sie die einstweilige Verfügung gegen Jay Hopkins erwirkt und die
Scheidung eingereicht hat. Davor hat er Jay und Helen auch schon mal
verteidigt, bei einem Prozess, den sie gegen Terry Vale angestrengt haben.«
    »Warum sind
sie gegen den Bürgermeister vor Gericht gezogen?«
    »Vielleicht
war er damals noch nicht Bürgermeister. Er besitzt das hiesige Möbel- und
Teppichgeschäft. Jay Hopkins behauptete, der Teppich, den Terry ihnen verkauft
hätte, sei nicht schmutzabweisend, doch Terry wollte nicht anerkennen, dass es
sich um einen Garantiefall handelte.«
    »Hm«, sagte
ich. »Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.« Außerdem brauchte ich dringend
eine Tasse Kaffee, bevor ich mir weitere Gedanken dazu machen konnte.
    »Das
bedeutet«, sagte Tolliver, »dass Paul Edwards die Geheimnisse beider Familien
kennt.«
    »Die da
wären?«
    »Wer Teenies
echter Vater war, zum Beispiel.«
    »Oh.«
    »Und
vielleicht weiß er auch, was Teenie und Dell an jenem Tag draußen im Wald zu
suchen hatten. Was hat sie bloß auf die Idee gebracht, zu diesem Stück Land zu
fahren, das keiner der beiden Familien gehörte, um dort umgebracht zu werden?«
    »Wem gehört
das Land denn?«
    »Ich
fürchte, das wissen wir nicht.«
    »Könnten wir
das heute Vormittag herausfinden?«
    »Klar. Wir
könnten aufs Gemeindeamt gehen. Aber wozu der Aufwand?«
    »Ich bin
lieber beschäftigt, als im Motel rumzusitzen und Kreuzworträtsel zu lösen.«
    »Ja, ich
auch.« Wir machten einen Plan für den Tag.
    Gleich nach
dem Frühstück wuschen wir unsere Wäsche im Sudsy-Kleen-Waschsalon, der, was nicht weiter überraschend war, Terry Vale gehörte. Die Angestellte im
Waschsalon war eine alte Frau mit Gehhilfe, die passendes Wechselgeld für die
Waschmaschinen und Trockner bereithielt. Von ihrer ramponierten Theke aus
verkaufte sie kleine Schachteln mit Waschpulver und Trockentüchern, und auf
Wunsch wusch die alte Frau auch Wäsche und legte sie zusammen. Sudsy
Kleen war ein sehr einträgliches Nebengeschäft.
    Die kleine,
füllige alte Frau machten ihren Job ausgezeichnet, war dabei allerdings so
unfreundlich wie eben möglich.
    Anfangs
fühlte ich mich wegen ihres weißen Haars und der Gehhilfe noch verpflichtet,
höflich zu der alten Kneifzange zu sein. Aber als ich mir einen Dollarschein
für den Trockner wechseln lassen wollte, sog sie so scharf die Luft ein, als
hätte ich ihr ein unmoralisches Angebot gemacht. Ich stand wie angewurzelt da
und überlegte krampfhaft, was ich wohl falsch gemacht hatte. Verwirrt hielt ich
ihr den Schein hin. Oma Oberunfreundlich nahm ihn mir umständlich aus der Hand
und begutachtete ihn gründlich, als wollte ich ihr Falschgeld andrehen. Dann
zählte sie mir im Zeitlupentempo die Münzen ab,

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