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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Mund gewesen war, bis er sich mit dem
kühlen Nass füllte. Ich hing an einem Tropf. Ich hatte das dringende Bedürfnis,
aufs Klo zu gehen.
    »Ich muss auf die Toilette«, flüsterte ich.
    »Gut. Sie
können aufstehen, wenn ich Ihnen dabei helfe. Ganz langsam.«
    Sie klappte
das Seitengitter am Krankenhausbett herunter, und ich begann mich langsam
aufzurichten. Das war gar keine gute Idee, und ich hielt inne, als sich alles
drehte. Sie legte einen Arm um mich. Ganz langsam richtete ich mich endgültig
auf. Während mich ihr einer Arm weiterhin stützte, kurbelte sie mit der freien
Hand das Bett herunter. Ich ließ mich langsam heruntergleiten, bis meine
nackten Füße das Linoleum berührten. Gemeinsam schlurften wir zur Toilette,
wobei wir den Infusionsständer hinter uns her zogen. Sich auf die Klobrille zu
setzen war kompliziert, aber die anschließende Erleichterung war es wert.
    Die
Schwester war vor der halb offenen Tür stehen geblieben, und ich hörte, wie sie
mit Tolliver sprach. Es tat mir leid, dass er geweckt worden war, aber auf dem
Rückweg zu meinem Bett war ich doch froh, sein Gesicht zu sehen.
    Ich dankte
der Schwester, die so rotbraun war wie ein alter Kupferpenny. »Drücken Sie auf
den Knopf, wenn Sie mich brauchen«, sagte sie.
    Nachdem sie
weg war, erhob sich Tolliver und kam an mein Bett. Er umarmte mich so
vorsichtig, als sei ich aus Glas. Er küsste mich auf die Wange.
    »Ich dachte,
du bist gestürzt«, sagte er. »Ich wusste ja nicht, dass dich jemand
niedergeschlagen hat. Ich habe nichts gehört. Ich dachte, du hast eine Art
Flashback gehabt, hättest dich an den Tatort zurückversetzt gefühlt. Dass dein
Bein nachgegeben hat oder irgendwelche anderen Spätfolgen des Blitzschlags
dafür verantwortlich sind.«
    Vom Blitz
getroffen zu werden, hat lange Nachwirkungen. Letztes Jahr hatte ich an einer
plötzlichen Tinnitusattacke gelitten, die schließlich nachließ. Die einzige
Erklärung, die mir dazu einfiel, war der Blitzschlag, den ich mit fünfzehn
erlitten hatte. Insofern war es nicht weiter verwunderlich, dass Tolliver
meinen früheren Unfall dafür verantwortlich gemacht hatte, als er mich am Boden
liegend vorfand.
    »Hast du ihn
gesehen?«, fragte er. Er klang schuldbewusst, was absurd war.
    »Ja«, sagte
ich, unglücklich über mein schwaches Stimmchen. »Aber nicht sehr deutlich. Er
trug dunkle Kleidung und eine von diesen Kapuzen. Er kam ganz plötzlich aus der
Dunkelheit. Zuerst hat er mich an der Schulter erwischt, und bevor ich ihm
ausweichen konnte, am Kopf.« Ich konnte von Glück sagen, dass ich mich zur
Seite geduckt hatte. Der Schlag hatte mich nicht voll getroffen.
    »Deine Ulna ist angebrochen«, sagte Tolliver. »Du weißt schon, einer
dieser Knochen im Unterarm. Und du hast eine Gehirnerschütterung. Keine schwere
allerdings. Sie mussten dir die Kopfhaut nähen und dir ein paar Haare
abrasieren. Aber das sieht man kaum, ehrlich«, sagte er, als er meinen
Gesichtsausdruck registrierte.
    Ich
versuchte mich nicht über die paar Quadratzentimeter Haare aufzuregen, die
schließlich wieder nachwachsen würden. »Ich habe mir schon seit zehn Jahren
nichts mehr gebrochen«, sagte ich. »Und damals war es nur ein Zeh.« Ich hatte
versucht, den Kindern etwas zum Abendessen zu kochen, und meine Mutter hatte
sich auf mich gestürzt, als ich gerade eine riesige Glasschale aus dem Ofen
holte, auf der zufälligerweise ein Brathuhn lag. Mein Zeh war nicht nur
gebrochen gewesen, sondern hatte auch Verbrennungen davongetragen. Ich war wach
genug, um zu begreifen, dass der damalige Schmerz nichts war im Vergleich zu
dem, der mich jetzt quälen würde, hätte man mich nicht mit Schmerzmitteln
vollgepumpt.
    Ich freute
mich nicht auf den Moment, wenn ihre Wirkung nachließ.
    Tolliver
hielt meine rechte Hand. Zum Glück war mein linker Arm gebrochen. Er starrte
nachdenklich ins Leere. Zum Denken war ich eindeutig zu benebelt.
    »Das muss der Mörder gewesen sein«, sagte er.
    Ich bekam
Gänsehaut. Obwohl mein Gehirn im Moment nur sehr eingeschränkt funktionierte,
wurde mir allein schon beim Gedanken daran schlecht, dass diese Person -
derjenige, der den verscharrten Jungs Unaussprechliches angetan hatte - so
direkt in meiner Nähe gewesen war, mich berührt und mich mit jenen Augen
angeschaut hatte, die sich an so viel Leid ergötzt hatten.
    »Können wir
morgen von hier weg?«, fragte ich. Ich schaffte es nicht, tief genug
einzuatmen, um meiner Stimme genügend Nachdruck zu

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