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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch, daß er es nicht würde aussprechen können. Was hätte es auch für einen Zweck, da sie doch beide auf so unterschiedlichen Größenskalen beheimatet waren und er ohnehin schon bald würde sterben müssen? »Es war einfach richtig, so zu handeln.«
    »Nein, ich war töricht und sollte dafür büßen. Es ist nicht recht, daß du und Trent und Mark jetzt meinetwegen in Schwierigkeiten seid.« Sie hielt inne und legte nachdenklich den Kopf schräg. »Vielleicht sollte ich doch lieber einwilligen, Veleno zu heiraten, wenn er dafür euch und die Nymphen ziehen läßt.«
    »Nein!« rief er entsetzt.
    Sie sah ihn an, war überrascht von seiner Heftigkeit. Dann wechselte sie das Thema. »Wie ist das eigentlich so, ein Riese zu sein?«
    »Groß«, sagte er knapp. »Und schwer.«
    Sie lachte. »Ich meinte eigentlich… was tust du so den ganzen Tag? Wie ist deine Rasse überhaupt entstanden? Und wie kommt es, daß ihr so groß und dazu auch noch unsichtbar seid?«
    »Das ist wirklich keine tolle Geschichte«, meinte er drucksend.
    »Bereitet sie dir Unbehagen? Das tut mir leid. Es geht mich nichts an. Ich war einfach nur neugierig.«
    »Ach, das ist es doch gar nicht!« protestierte er. »Es wird mir ein Vergnügen sein, dir unsere Geschichte zu erzählen.
    Es fällt mir nur ein bißchen schwer, weil ich sehr geschwächt bin und der Steinboden sich sehr hart anfühlt.«
    »Ja, das stimmt«, sagte sie. »Vielleicht kann ich ja etwas dagegen tun. Laß mich dich halten.«
    Er glaubte, sich verhört zu haben. »Ich… ich verstehe nicht…«
    »Ich bin im Augenblick größer als du, und weicher dazu. Mir macht der Stein nichts aus. Laß mich dich halten und dich vor seiner Härte beschützen.«
    »Oh, das wäre nicht recht«, wandte er ein.
    »Weshalb nicht?«
    »Weil ich…« Wieder zögerte er, weil er nur zu gern ganz dicht bei ihr gewesen wäre.
    Wieder legte sie den Kopf schief. »Willst du mir nicht den Grund nennen, Griesbogen?«
    »Nein.«
    »Ach, komm schon«, sagte sie entschlossen. »Du bist mir ein wahrer Freund gewesen, da will ich dir jetzt eine Freundin sein. Und bedenke doch, in welcher Lage wir stecken.«
    Griesbogen mußte feststellen, daß er keine Einwände vorzubringen vermochte, wenn Gloha es so formulierte. Er versuchte aufzustehen, doch es fiel ihm schwer.
    Gloha stand auf, schritt durch die Zelle auf ihn zu, nahm neben ihm Platz, beugte sich vor und hob ihn sitzend in ihren Schoß. Dann legte sie die Arme um ihn, hielt ihn fest und stützte ihn. Sein Kopf reichte knapp bis zu ihrem winzigen Busen.
    »Ist es besser so?«
    »Ich komme mir vor wie ein Kind«, antwortete er.
    Sie lachte wieder und schüttelte ihn dabei ein bißchen durch. »So ergeht es mir auch meistens, wenn ich mit normalen Menschen zu tun habe. Es wird allmählich Zeit, daß ich auch anderen dieses Gefühl vermittle.« Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. »Und jetzt erzähl mir von den Riesen.«
     
    Vor vielen hundert Jahren waren die Vorfahren der Riesen noch ganz gewöhnliche Menschen. Sie lebten in einem Dorf Zentralxanths, wo sie Nichtlöcher von den örtlichen Schmachtbäumen pflückten. Die tauschten sie in anderen Dörfern gegen Waren ein. Wo immer es ein ungewünschtes Loch gab, ließ es sich durch eins ihrer spezialisierten Nichtlöcher beseitigen, ohne daß weitere Baumaßnahmen erforderlich gewesen wären. Daher gab es eine einigermaßen gleichbleibende Nachfrage, und das Dorf kam ganz gut über die Runden, wobei es die Löcher gegen alles eintauschte, das seine Bewohner brauchten.
    Aber es gab auch Probleme. Ganz in der Nähe lebten nämlich zahlreiche Ungeheuer, darunter Drachen, Greife, Flußschlangen, Oger und Trolle. Jeder Dorfbewohner, der es an gebührender Vorsicht mangeln ließ, mußte damit rechnen, im Bauch eines dieser Ungeheuer zu enden. Deshalb fühlten die Leute sich alles andere als sicher. In der Tat schrumpfte ihre Zahl immer mehr, weil die Ungeheuer sie schneller auffraßen, als sie Kinder aufziehen konnten. Ging das so weiter, würde eines Tages kein Dorf mehr existieren.
    Dann hörte einer von ihnen, daß ein Magier – jedenfalls jemand mit einem starken magischen Talent – Hilfe brauchte. Die Leute kamen auf die Idee, mit dem Magier einen Handel abzuschließen. Vielleicht würde er ihnen ja helfen, nachdem sie erst einmal ihm geholfen hatten. Also schickten sie einen Unterhändler, um mit dem Magier in Verhandlungen zu treten. Es stellte sich heraus, daß der Magier das Talent besaß,

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