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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte. Trent hatte sie zwar begleitet, um sie zu beschützen, und das hatte er ja tatsächlich auch versucht. Aber es gab eben Grenzen, und Gloha hatte sie überschritten. Mark war mitgekommen, um vielleicht eine Seelenhälfte aufzutreiben, und er hatte sich auch als hilfreich erwiesen, aber nun war er selbst gefangen. Am schlimmsten aber war es mit Griesbogen, denn der hatte nichts davon gehabt. Dennoch hatte er sein Bestes gegeben, Gloha zu helfen – um den Preis, daß er sich jetzt seinen eigenen Lebenswunsch nicht mehr würde erfüllen können. Es war interessant zu erfahren, daß Griesbogen nach Zeitrechnung der Riesen ungefähr in ihrem eigenen Alter war. Das war doch viel zu jung, um zu sterben!
    Gloha hörte Schritte auf den Stufen. Veleno erschien, eine Lampe in der Hand, denn inzwischen war es dunkel geworden.
    »Bist du nun bereit?« fragte er.
    »Niemals«, sagte sie leise, um Griesbogen nicht zu wecken. Der arme Riese hatte schon genug Schwierigkeiten gehabt. Da mußte sie nicht auch noch seine Ruhe stören.
    »Du wirst es dir irgendwann anders überlegen«, meinte Veleno. »Ich kann warten.«
    »Und wenn ich es nicht tue?«
    »Du bist sterblich. Dann wirst du hier sterben.«
    »Das wagst du nicht!« rief sie – eine Spur zu heftig, denn Griesbogen begann sich zu rühren. Sie verstärkte ihr Wiegen und hoffte, daß er nicht erwachen möge.
    »Und ob ich das wage«, widersprach Veleno. »Ich erwarte gar nicht von dir, daß du mich beim Wort nimmst. Aber je hungriger und durstiger du wirst, um so vernünftiger wird dir mein Vorschlag schon erscheinen. Und ich glaube, das gilt ebenso für deine sterblichen Freunde. Du möchtest doch bestimmt nicht, daß sie deinetwegen mehr leiden müssen als nötig.«
    Gloha senkte den Kopf. Veleno hatte recht. Wie konnte sie Trent und Griesbogen das nur antun? Griesbogen mochte vielleicht ohnehin bald sterben, aber Trent nicht. Sie durfte nicht zulassen, daß die beiden ihren, Glohas, Trotz mit dem Leben bezahlten.
    Und doch war ihr die bloße Vorstellung zuwider, mit Veleno, diesem Grobian von einem Menschenmann, verheiratet zu sein. Der Kerl war doppelt so groß war wie sie und hatte nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit jenem Mann, nach dem sie suchte. Somit würde eine Heirat allen ihren törichten Träumen ein Ende setzen. Nein, diese Vorstellung war viel zu gräßlich, um auch nur darüber nachzudenken. Wenn sie schon einen Menschenmann heiraten müßte, dann sollte es wenigstens jemand sein, der wie der Magier Trent war.
    Was sollte sie also tun? Ihr blieb ihr nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, daß es der Dämonin Metria gelang, tatsächlich Hilfe herbeizuholen, damit sie und ihre Freunde aus den Klauen dieses schurkischen Mannes mit seiner widerlichen Burg befreit wurden.
    Veleno wartete noch einen Augenblick. Als Gloha nichts antwortete, machte er kehrt und stapfte wieder die Treppe hinunter. Er war sich sicher, daß die Zeit für ihn arbeitete. Vielleicht – welch abscheulicher Gedanke! – hatte er sogar recht. Es sei denn, Metria…
    In diesem Augenblick erschien ein Rauchstrudel.
    »So, da bin ich wieder«, sagte die Dämonin.
    »Hast du Hilfe herbeigerufen?«
    »Nicht herbeigerufen. Ich habe sie bestätigt.«
    »Du hast was?«
    »Einwilligen, erleuchten, ermahnen, bekanntmachen, informieren, benachrichtigen…«
    »Du hast ihnen Bescheid gesagt?«
    »Was auch immer«, stimmte die Dämonin mürrisch zu.
    Gloha zügelte ihr Temperament, denn sie wollte Griesbogen nicht stören. »Wem hast du denn Bescheid gesagt?«
    »Och, allen. Deinen Kobolden, den Harpyien, den Flügelzentauren, den Riesen…«
    »Riesen?«
    »Griesbogen ist doch ein Riese, nicht wahr? Wenn er er selbst ist?«
    Gloha blickte zu dem Elf in ihren Armen nieder. »Ja. Wenn die unsichtbaren Riesen kämen, könnten sie das Dach abreißen und uns alle befreien. Das war klug von dir, Metria.«
    Die Dämonin errötete eine Spur, wandte den Blick ab und sagte: »Danke.«
    Von diesem Anblick der Schüchternheit überrascht, verlor Gloha ihren Gedankenfaden, hatte ihn allerdings schon bald wiedergefunden. »Kommt denn nun jemand, um uns zu helfen? Hast du ihnen gesagt, wo wir sind?«
    »Na klar. Ich habe sogar Krach Oger mitgeteilt, daß Tandy aufgehalten wurde und erst später nach Hause kommt, weil du das ja vergessen hast. Sie meinte, das sei für den Augenblick ganz in Ordnung. Die anderen werden wahrscheinlich übermorgen hier eintreffen.«
    »Übermorgen!« rief Gloha, dann wiegte

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