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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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alles sehr groß zu machen. Riesig, um genau zu sein. Da wurde den Leuten plötzlich klar, daß sie sich keine Sorgen mehr wegen der Drachen und anderer Ungeheuer zu machen brauchten, wenn sie erst einmal sehr groß geworden wären. Dieser Gedanke war natürlich höchst verlockend. Also schlossen sie einen Vertrag: Sie würden den Berg erbauen, den der Magier haben wollte, wenn er sie dafür so groß machte, daß sie es mit den Drachen aufnehmen konnten.
    Also packten sie ihre Sachen und begaben sich zum Heim des Magiers. Der berührte den erstbesten Mann, worauf dieser ins Riesenhafte zu wachsen begann. Er wuchs einfach aus seiner Kleidung heraus, was ihnen allen ziemlich peinlich war. Tatsächlich ließ der Anblick seines nackten Hinterteils sie sogar erröten.
    »Macht euch keine Sorgen«, rief der Magier. »Eure Körper werden nicht zu sehen sein.«
    »In ganz Xanth wird man sie sehen!« protestierte eine Frau. »Wir brauchen Riesenkleidung!«
    »Schaut nur zu, dann werdet ihr schon sehen«, erwiderte der Magier gelassen.
    »Genau das macht uns ja gerade Sorgen!« sagte die Frau und hielt ihren Kindern die neugierigen Augen zu. »Wir bekommen schon viel zuviel zu sehen. Das da oben sind schließlich keine Monde am Himmel.«
    Doch als der Mann immer größer wurde, geschah etwas Merkwürdiges. Nach und nach war er immer undeutlicher. Sein Körper schien sich auszudünnen, wie ein Dämon, der sich in Rauch verwandelte.
    »Er löst sich auf!« rief jemand. »Er bemondet uns nicht mehr.«
    »Nein, er wird lediglich unsichtbar«, widersprach der Magier. »An einem gewöhnlichen Menschen gibt es nur eine bestimmte Fläche Haut zu sehen. Wenn sein Körper sich ausdehnt, verteilt die Haut sich über eine größere Oberfläche. Schließlich dehnt sie sich so weit aus, daß man sie nicht mehr sehen kann. Aber die Person ist immer noch da, und zwar vollkommen feststofflich.«
    Staunend beobachteten die Dorfbewohner, wie der Mann zu einem regelrechten Schatten seiner selbst wurde, zu einer immer dünneren Umrißlinie, bis er schließlich gänzlich verschwunden war. Doch als sie zu der Stelle traten, wo er gestanden hatte, entdeckten sie dort seine monströsen nackten Füße. Er war tatsächlich immer noch da.
    »Das war aber nicht abgemacht!« meinte jemand.
    »Denkt doch mal vernünftig darüber nach«, antwortete der Magier. »So groß ihr auch sein werdet, ihr braucht keinerlei oder nur wenig Kleidung als Wärmespender. Das liegt am sogenannten Quadrat-Kubik-Verhältnis. Und solltet ihr doch Kleidung brauchen, müßt ihr sie eben entsprechend groß anfertigen. Jedenfalls wird euch niemand angaffen oder sich Sorgen machen, wenn ihr vorbeikommt, weil euch ja niemand sehen kann. Das gewährt euch die größtmögliche Ungestörtheit, zu der noch eure gewaltige Körpergröße kommt. Diese Kombination dürfte eigentlich genau das Richtige für euch sein.«
    Die Leute überlegten, und je länger sie darüber nachdachten, um so mehr leuchtete es ihnen ein.
    Also machte der Magier auch die anderen Dorfbewohner zu Riesen. Es gab eine Menge Erröten, als sie aus ihren Kleidern hervorplatzten, und auch ein paar bewundernde Blicke, bevor sie wieder verblaßten, bis sie schließlich allesamt, die Kinder eingeschlossen, riesig und unsichtbar geworden waren. Sehen konnten sie vollkommen normal; sie waren nur selbst nicht mehr zu erkennen.
    »Ihr habt Glück, daß ihr nicht in Mundania seid«, meinte der Magier. »Denn dort würde die Unsichtbarkeit euch das Sehen unmöglich machen. Ihr wärt blind, denn das Licht würde einfach eure Augen durchdringen, ohne euch Bilder zu liefern. Aber hier in Xanth braucht ihr euch wegen solcher Kleinigkeiten keine Sorgen zu machen.«
    Sodann machten sie sich ans Werk und gruben mit ihren gewaltigen Händen einen großen Haufen aus Erdreich und Felsgestein für den Magier aus, um seinen Berg zu erschaffen. Als er es zufrieden war, nahmen sie sich bei den Händen und spazierten davon, um sich ein Gebiet zu suchen, wo sie leben konnten, ohne auf jemanden zu trampeln, denn es war ein friedfertiges Volk, das niemandem Schwierigkeiten machen wollte. Sie entdeckten eine abgeschiedene Region, wo sie sich niederließen. Die Riesen machten die Feststellung, daß sie tatsächlich keine Kleider brauchten, es sei denn, sie wollten sichtbar werden. Doch selbst wenn sie Kleidung trugen, verblaßte auch diese mit der Zeit und wurde ebenso unsichtbar wie sie selbst.
    Nach einer Weile verließen einige Riesen die

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