Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
ich weiß nicht, das sieht schon … seltsam aus.“
„Sei etwas genauer, Amina“, sagte ich angespannt. „Seltsam? Weswegen?“
Amina trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Können wir uns hinsetzen?“, fragte sie wehklagend. Ich erkannte die Verzögerungstaktik, aber sie war wirklich fertig. Ich schob ihr einen Gartenklappstuhl hin und zog mir selbst einen heran. Martin und ich hatten am Abend zuvor auf dem Rasen gesessen, das Haus angesehen und über unsere Pläne geredet.
„Ich hätte damit nicht anfangen dürfen“, brummte Amina vor sich hin, als sie versuchte, ihren sich verändernden Körper in dem Aluminiumstuhl zu platzieren. „Ich mache mir Sorgen um dich“, sagte sie direkt. „Wenn Martin ein gewöhnlicher Mann mit einem gewöhnlichen Job wäre und jeden Abend nach Hause käme, fände ich ihn okay, und ich mag ihn, wie er ist, weil er augenscheinlich glaubt, du wärest das Großartigste seit der Erfindung geschnittenen Brotes. Aber er ist so oft weg, er arbeitet so schwer und viel zu lange. Warum muss er die Stadt so oft verlassen? Fabrikmanager sollten doch in der Fabrik bleiben, oder etwa nicht – und diese Youngbloods …“ Sie schüttelte den Kopf.
„Hör auf.“
„Deine Mutter macht sich auch Sorgen.“ Sie weinte.
Die Youngbloods hatten ihr bizarres Ritual beendet und absolvierten eine Übung, bei der sie einander gegenüberstanden, in die Knie gingen und einander auf die Arme klopften.
Meine Mutter, fiel mir auf, war klug genug gewesen, kein Wort darüber zu verlieren.
Um die Wahrheit zu sagen, bestürzte mich diese Unterhaltung.
Ich reichte Amina ein Tempo aus meiner Umhängetasche.
„Ich habe nur Angst, weil es – fast so aussieht, als wärst du ihre Gefangene.“
„Amina, ich denke, du solltest dich etwas hinlegen“, sagte ich, nachdem wir kurz geschwiegen hatten.
„Bevormunde mich nicht! Ich bin möglicherweise schwanger, aber ich bin nicht dumm.“
„Dann glaubst du mir vielleicht, wenn ich dir sage, dass ich davon nichts mehr hören will.“
Wir starrten beide verdrießlich in entgegengesetzte Richtungen, im Versuch, uns zu beruhigen, damit wir wieder Freundinnen sein konnten.
Es dauerte ein paar Tage.
Die Zeremonie war kurz und wundervoll. Die Lawrencetoner füllten meine Seite der Kirche und die Hälfte der Sitzreihen auf Martins Seite. Da er älter und oft umgezogen war, hatte Martin nicht viele Leute eingeladen, und die, die kamen, waren Geschäftspartner von Pan-Am Agra, ein paar alte Freunde aus Ohio und seine Schwester Barbara. Ich empfand mehr Zuneigung zu Barby, seit ich in Corinth mehr über ihre Vergangenheit erfahren hatte, aber ich wusste, dass sie nie zu meinen Lieblingsmenschen gehören oder meine Vertraute werden würde. (Sie hatte ihre Tochter mitgebracht, eine Studentin im zweiten Jahr an der Kent State, eine hübsche, dunkle, mollige junge Frau namens Regina. Regina war nicht mit viel Verstand gesegnet und fragte viel zu oft, warum ihr Vetter Barrett zur Hochzeit seines Vaters nicht gekommen war.)
St. James war voll, Emily Kaye spielte großartig Orgel, meine Mutter schritt in der ihr eigenen Würde zum Altar, Martin erschien mit John an seiner Seite aus Aubreys Büro – Martin sah zum Anbeißen aus in seinem Anzug –, und Amina ging in ihrem ausladenden Kleid zum Altar, das ihre Schwangerschaft ziemlich gut verbarg. Dann war ich an der Reihe.
Mein Vater und seine Frau hatten sich schließlich in letzter Minute entschieden zu kommen; man kann sich vorstellen, wie ich mich bei dem Mangel an Begeisterung fühlte. Dann hatten sie auch noch meinen Bruder Phillip bei Freunden in Kalifornien gelassen.
Meine gewaltige Enttäuschung hatte das, was ich für meinen Vater empfand, auf immer verändert.
Ich machte normalerweise keine Szenen. Ich missachtete keine Traditionen, und ich gehörte nicht zu denen, die Planänderungen in der letzten Minute leiden konnten. Aber als mein Vater ankam, sagte ich ihm, ich würde allein zum Altar gehen. Meine Mutter sog die Luft scharfein, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, sah mich an und schloss ihn wieder. Ich erklärte meinem Vater meine Entscheidung nicht und wartete auch keine Reaktion von ihm ab oder sagte ihm, ich wolle ihm nicht wehtun, und Betty Jo hatte überhaupt kein Mitspracherecht. Also waren Vater und Betty Jo vor Mutter hineingegangen.
Deshalb ging ich allein zum Altar, als Emily die Musik spielte, auf die ich so viele Jahre gewartet hatte. Ich hatte mir die Haare
Weitere Kostenlose Bücher