Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
können zwei Wochen nach Washington fahren und uns das Smithsonian ansehen.“
Ich seufzte wohlig.
„Oder wir fliegen nach England.“
Ich war überrascht. „Oh, Martin. Aber sind das auch wirklich – ich meine, würdest du auch beide Dinge genießen?“
„Gewiss. Ich war schon oft in Washington, aber für das Smithsonian hatte ich noch keine Zeit, und wenn du dich für England entscheidest, können wir bekannte Mordschauplätze in London besichtigen, wenn du mit mir mitkommst, um Anzüge in der Savile Row anfertigen zu lassen, oder so nah an der Savile Row, wie mir möglich ist.“
„Wie soll ich mich nur entscheiden?“ Ich kaute glücklich gequält auf meiner Unterlippe. „Oh … England! Ich kann es kaum erwarten. Martin, was für eine hervorragende Idee.“
Er zeigte dieses seltene, breite Lächeln. „Ich habe also das Richtige ausgesucht.“
„Ja! Ich hatte gedacht, wir würden auf eine Insel fahren, in kiesigem Sand liegen und ganz salzig werden.“
Er lachte laut. „Vielleicht können wir das irgendwann auch tun. Aber ich wollte, dass es dir auch wirklich Spaß macht, und Flitterwochen am Strand klangen einfach nicht nach dir.“
Wieder einmal hatte Martin mich mit seiner Aufmerksamkeit verblüfft. Wenn wir uns hingesetzt und darüber unterhalten hätten, wäre ich nie darauf gekommen, England vorzuschlagen (weiter als die Karibik war mir nie in den Sinn gekommen), und wenn doch, hätte ich den Gedanken wieder von mir geschoben, da ich gedacht hätte, Martin wäre nicht einverstanden.
Wir amüsierten uns prächtig, nachdem wir in mein Haus zurückgekehrt waren.
Ein weiterer Augenblick, an den ich mich später erinnerte, war der, als ich Amina und Martin einander vorstellte. Ich hatte mich darauf gefreut, dass sie ihn treffen würde, und führte ihr ungewöhnliches Schweigen danach auf die Übelkeitsanfälle zurück, die sie noch immer überkamen. Amina, die sich ihrer guten Gesundheit nie bewusst gewesen war, hatte Probleme, sich an die neuen Grenzen und die Unannehmlichkeiten zu gewöhnen, die ihre Schwangerschaft ihr auferlegte. Ihr Haar hing schlaff herab, statt lebendig zu sein und zu glänzen, ihre Haut war fleckig, ihre Knöchel schwollen an, wenn sie länger als nur eine kurze Zeit still sitzen blieb, und sie schien zwischen Übelkeit und Sodbrennen hin und her zu schwanken. Aber jedes Mal, wenn sie an die Ankunft des Babys dachte, grinste sie wie ein Honigkuchenpferd.
Also dachte ich zunächst, Amina sei so ungewöhnlich still, weil sie wegen ihres Erscheinungsbildes etwas entmutigt war. Schließlich fragte ich unklugerweise direkt, was sie von Martin hielt.
„Ich weiß, ich bin zur Zeit nicht ganz ich selbst, aber ich bin auch nicht verrückt“, setzte Amina an. Mich beschlich dieses unheilvolle Gefühl, das man hat, wenn man weiß, dass man gleich sehr wütend werden wird und selbst daran schuld ist. Wir standen im Vorgarten des Julius-Hauses, das allmählich so aussah, wie ich es mir vorgestellt hatte, als ich es das erste Mal gesehen hatte. John Henrys Beine, die im Klempneranzug steckten, ragten aus dem Kriechkeller unter dem Haus hervor, ein junger, schwarzer Mann beschnitt die alten Büsche, und die Youngbloods führten auf der breiten Zufahrt vor der Garage seltsame, asiatische Übungen durch. Es war eine Art Kampfsportballett, bei dem sich plötzliche Tritte und Schreie mit zischendem Atmen und bedächtigen, geschmeidigen Bewegungen abwechselten. Amina beobachtete sie einen Moment lang und schüttelte ungläubig den Kopf. „Liebling“, sagte sie, als sie mir direkt in die Augen sah, „wer sind diese Leute?“
„Ich habe es dir doch gesagt, Amina“, sagte ich, „Shelby ist ein alter Kumpel von Martin aus der Armee und hat seinen Arbeitsplatz in Florida verloren …“
„Ach, hör doch auf!“
Ich starrte Amina an.
„Was für einen Arbeitsplatz? Wo? Als was, und was arbeitet sie? Sieht sie für dich wie Hannah Hausfrau aus?“
„Naja, sie sind vielleicht nicht unbedingt wie die Leute, die wir so kennen …“
„Aber hallo! Hugh meinte, sie sähen eher aus wie Leute, die der für Strafrecht zuständige Teil seiner Kanzlei verteidigen würde.“
Ihren Mann ins Gespräch zu bringen, war, wie Amina sofort bemerkte, ein Fehler gewesen. „Schön, schön“, sagte sie mit erhobenen Händen, „Waffenstillstand. Aber hör mal, Schatz, diese Leute kommen mir äußerst fremdartig vor. Dass Martin wollte, dass sie hier draußen mit euch zusammenleben –
Weitere Kostenlose Bücher