Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
oder?“
„Ich finde schon“, sagte ich und überraschte mich damit selbst.
„Dabei bist du die Frau, die mit dem Fang des Jahres verheiratet ist.“
„Shelby ist interessant“, sagte ich bestimmt. „Ich bin verheiratet, aber ich bin nicht blind.“
„Diese ganzen Aknenarben!“
„Geben ihm einfach etwas Eigentümliches.“
„Kommt Martin zum Mittagessen?“
„Bisher nicht. Er versucht noch immer aufzuholen, was er, als wir weg waren, verpasst hat.“
„Jimmy hat heute eine Verabredung mit den Rotariern. Lass uns in die Küche gehen und etwas zu essen zusammensuchen.“
Wir schmausten Schinkenbrote, Trauben und Kartoffelchips und redeten über meine Flitterwochen und das letzte Treffen des Damengebetskreises. Meine alte Freundin Neecy Dawson hatte lautstark und nachdrücklich die Theologie der Gastrednerin abgelehnt, damit für Unruhe unter den Damen gesorgt und nicht wenige von ihnen veranlasst, die Meinung zu äußern, es wäre an der Zeit, dass Neecy Dawson Gott von Angesicht zu Angesicht traf.
„Sie war eine Freundin Essie Nylands, nicht wahr?“, fragte ich beiläufig.
„Neecy? Ja. Essie war auch eine gute Freundin meiner Großmutter, hat sie um zwanzig Jahre überlebt, glaube ich. Miss Essie ist vor … sechs Jahren gestorben, so lange muss das her sein. Neecy ist noch immer bei bester Gesundheit. Sie kennt bis heute jeden in der Stadt, weiß, was er getan hat und wann.“
Mir fiel auf, dass ich mit Neecy eine ergiebige Unterhaltung führen könnte. Sie hatte mir von den Auseinandersetzungen der Zinsners erzählt, als diese das Haus gebaut hatten. Diese Unterhaltung hatte mich auf die Idee gebracht, dass es hier einige Verstecke für die Leichen der Familie Julius geben könnte. Das war der Grund für die genaue Suche, die Angel und ich durchführten.
„Erinnerst du dich, wie die Familie Julius verschwand?“, fragte ich. Ich nahm Susus leeren Teller und meinen eigenen und trug sie zum Spülbecken, wo ich mein Steinzeug bewunderte, wie ich es immer tat, wenn ich es sah. Irdene Farbtöne mit Mustern des Südwestens … warum in aller Welt ich, eine geborene Georgianerin, unbedingt Geschirr aus dem Südwesten haben musste, wusste ich nicht.
„Ja“, sagte Susu. „Ich hatte den kleinen Jimmy gerade erst zur Welt gebracht. Du hast in der Bücherei gearbeitet, ich glaube, du warst erst seit einem Jahr dort, nicht wahr?“
„Genau. Das ist sechs Jahre her.“ Wir schüttelten gleichzeitig die Köpfe darüber, wie erbarmungslos die Zeit verging.
Susu sah auf die Uhr und schrie auf. „Ups! Roe! Ich hätte Mrs. Newman vor zehn Minuten vom Schönheitssalon abholen sollen. Tut mir leid, aber ich muss los. Erst lade ich mich selbst ein, und dann lasse ich dich mit dem Geschirr hängen“, klagte sie, als sie auf ihrem Weg zur Haustür ihre Autoschlüssel aus der Tasche zerrte.
Ich steckte das Geschirr ohne großes Getue in die Spülmaschine, legte unsere Schweinekoteletts für den Abend in eine Marinade aus Honig, Sojasoße und Knoblauch und setzte mich hin, um eine jener Listen zu erstellen, die mich wesentlich effizienter machen sollten.
1. Vermessung des Hauses abschließen.
2. Mit Neecy über Essie Nyland und die Zinsners reden – wo war der zugebaute Schrank?
3. Ist es möglich, den Freund, Harley Dimmoch, ausfindig zu machen?
4. Eventuell berichtet Parnell Engle von dem Tag, als er den Zement goss.
5. Lynn oder Arthur fragen, ob ich mir die Akte zum Verschwinden der Familie Julius ansehen darf oder ob sie mir einfach sagen, was genau drin steht.
6.Versuchen, etwas aus Mrs. Totinos Anwalt, Bubba Sewell, herauszubekommen (der zufällig auch mein Anwalt und der Mann meiner Freundin, der ehemaligen Lizanne Buckley, war).
Ich war zufrieden. Es sah aus, als würde mich das eine ganze Weile beschäftigen. Gerade jetzt war Beschäftigung genau das, was ich brauchte. Vielleicht würde sich, während ich an dem Problem der Familie Julius arbeitete, das Problem mit dem geheimen Leben meines Gatten sozusagen von selbst lösen. Klar.
KAPITEL ZEHN
„Sally“, sagte ich leise in das Telefon auf Martins Schreibtisch. „Ich würde gerne mit dir zu Mittag essen, entweder bei mir oder bei dir, aber bald, ja? Ich muss dir ein paar Fragen stellen. Du hast über das Verschwinden der Familie Julius berichtet, nicht? Hast du noch eine Akte mit den Notizen, die du dir damals dazu gemacht hattest?“ Sally, zweite Gastgeberin meines Junggesellinnenabschieds, arbeitete seit mindestens
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