Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
fünfzehn Jahren beim Lawrenceton Sentinel.
„Ich behalte möglicherweise nicht meine Notizen zu Hochzeitstagen, die sich zum fünfzigsten Mal jähren, oder darüber, wer den Wassermelonenkernweitspuckwettbewerb gewonnen hat, aber ich behalte meine Aufzeichnungen über wichtige Verbrechen.“
Sie klang etwas gereizt.
„Okay, okay“, sagte ich hastig. „Tut mir leid. Ich weiß nicht, wie Journalisten diese Dinge angehen.“
„Ich habe die Akte hier“, sagte sie besänftigt, „und ich kann definitiv verstehen, warum dich das interessiert. Meine bessere Hälfte – naja, meine andere Hälfte – nimmt in Augusta an einem Seminar zu Verhörtechniken teil, also bin ich zwei Tage frei und ungebunden. Was passt dir am besten?“
„Wie wäre es bei mir, morgen um zwölf zum Mittagessen?“, fragte ich. Ich wusste, dass Sally, wie alle aus Lawrenceton, das Haus sehen wollte.
Ich legte auf, als Martin die Treppe herunterkam, verschwitzt und entspannt nach seiner Trainingsrunde am Soloflex. Er spielte auch Racquetball im Fitnesscenter, aber manchmal passten ihm die Zeiten nicht. Er mochte es, die Trainingsgeräte zu Hause zu haben.
„Ich bin durchgeschwitzt“, warnte er mich. Es kümmerte mich nicht, da ich nach der Arbeit in der Garage an diesem Morgen selbst eine Dusche nötig hatte. Angel und ich hatten die Vermessung am Nachmittag abgeschlossen, und es gab ein zehn Zentimeter langes Fragezeichen in der Mitte der Garage, aber ich nahm an, dass die Stelle zustande gekommen war, als Mrs. Zinsner darauf bestanden hatte, dass ihr Mann einen zweiten Stellplatz anbaute. Ich glaubte nicht, dass zehn Zentimeter reichten, um drei Leichen zu verstecken, und Angel stimmte mir zu.
Ich umarmte Martin, glitt mit den Händen um seine Taille und über seinen Rücken.
„Roe“, sagte er stockend.
„Hm?“
„Bist du verärgert?“
„Ja. Aber ich arbeite daran.“
„Du arbeitest daran.“
„Ja. Ich nehme an, du hast mir all das nicht vor unserer Trauung erzählt, weil du Angst hattest, ich würde dich nicht heiraten, wenn ich es wüsste. Stimmt’s? Oder hast du einfach gehofft, ich würde nie fragen? Oder geglaubt, ich wäre so verzweifelt oder dumm, dass ich nicht merke, dass deine Geschichte ein paar Lücken hat?“
„Nun …“
„Ich gebe dir einen Hinweis. Es gibt nur eine richtige Antwort.“
„Ich hatte Angst, du würdest mich nicht heiraten, wenn du es wüsstest.“
„Das war die richtige Antwort.“
„Gut.“
„Jetzt muss ich herausfinden, was ich davon halte, dass du wolltest, dass ich diese Ehe eingehe, was etwas sehr Ernstes ist, ohne alle Fakten über dein Leben zu kennen. Bin ich geschmeichelt, dass du mich so unbedingt behalten wolltest, dass du das Risiko nicht eingehen konntest? Klar.“ Ich fuhr mit einem Fingernagel über seine Wirbelsäule und spürte, wie er erschauerte. „Bin ich sauer, weil du mich wie ein Frauchen aus den Fünfzigern behandelt hast und dachtest, je weniger ich wüsste, desto besser? Darauf kannst du wetten.“ Ich vergrub meinen Fingernagel in seiner Haut. Er japste. „Du musst ehrlich zu mir sein. Meine Selbstachtung – ich ertrage es nicht, wenn man mich anlügt, ganz egal wie sehr du mich liebst.“
Am nächsten Tag, dem Tag, an dem Sally Allison zum Mittagessen vorbeikommen würde, waren Martin und ich auch zum Abendessen bei einem von Pan-Am Agras Abteilungsleitern eingeladen. Dieser Mann, Bill Anderson, war ein neuer Beschäftigter, der von Martins Chef eingestellt und nach Lawrenceton geschickt worden war, um das Sicherheitsprogramm der Fabrik zu überprüfen und zu erweitern. Also wachte ich mit einem Gefühl der Erwartung auf. Martin rasierte sich, als ich an ihm vorbei ins Bad tappte, um dort einen Zwischenstopp auf dem Weg zur Kaffeekanne zu machen. Wir fanden allmählich unsere Routine.
Er bevorzugte es, schon an seinem Schreibtisch zu sitzen, wenn die anderen Geschäftsführer von Pan-Am Agra ankamen. Martin sah immer wie aus dem Ei gepellt aus. Seine Kleidung war grundsätzlich teuer, und er brachte seine Hemden lieber zum Stärken zur Wäscherei, was mir ehrlich gesagt gut passte. Es störte mich nicht, sie hinzubringen oder abzuholen. Ich hasste Bügeln mehr als alles andere in der Welt, und Martin, der es eigentlich ganz gut hinbekam, hatte keine Zeit oder Lust, außer es war ein Notfall.
Zum Glück mochten wir beide keine Unterhaltungen, ehe wir unseren Kaffee getrunken hatten. Er kam herunter, machte sich Frühstück und goss
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