Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
das Frühstück verpasst hatte und weitere sechs Stunden warten musste. Ich hatte zwar noch keine Speisekarte gesehen, aber füttern würden sie mich trotzdem.
Ivy setzte sich auf das Fußende des Bettes, jetzt ruhiger, wo eine Person weniger im Raum war. »Blumen von Trent?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und gab mir die Karte.
Überrascht schaute ich die Gänseblümchen an. »Ceri hat sie geschickt«, erklärte ich, als ich die winzige, ordentliche Handschrift sah. »Trent weiß wahrscheinlich nicht mal, dass sie seinen Namen auch auf die Karte geschrieben hat.«
Jenks landete auf meinem Knie. »Ich wette, das weiß er doch«, sagte er mit einem Lachen, dann sahen wir alle auf, als es an der Tür klopfte und eine Frau in Straßenkleidung in den Raum kam. Sie hatte ein Stethoskop, und ich wusste, dass sie meine Ärztin war, bevor sie noch den Mund öffnen konnte.
Sie blieb stehen, als wäre sie überrascht von der Anzahl der Leute im Raum, dann erholte sie sich. »Ms. Morgan«, sagte sie und trat lebhaft vor. »Ich bin Dr. Mape. Wie fühlen Sie sich heute?«
Es war immer dieselbe Frage, und ich lächelte neutral. Ich wusste durch den fehlenden Rotholzgeruch, den nicht mal die heftigsten Desinfektionsmittel entfernen konnten, dass sie keine Hexe war. Es war ungewöhnlich, dass sie einen Menschen eine Hexe mit menschlicher Medizin behandeln ließen, aber da ich vom selben erwischt worden war wie Glenn, hatte ich wahrscheinlich dieselbe Ärztin. Der Gedanke erschien mir noch logischer, als Glenn mit einem schuldbewussten Ge-250
sichtsausdruck in seinem Stuhl zusammensank. Die Tomate versteckte sich auch bereits irgendwo. Ich wollte nicht wissen, wo. Wollte ich wirklich nicht.
»Ich fühle mich viel besser«, meinte ich höflich. »Was haben Sie benutzt, um mich ruhigzustellen?«
Dr. Mape nahm das Blutdruckmessgerät von der Wand, und ich streckte gehorsam den Arm aus. »Ich weiß es nicht aus-wendig«, meinte sie mit abgelenkter Stimme, während sie meinen Arm mit Luftdruck zusammenquetschte. »Aber ich kann in Ihre Akte schauen.«
Ich starrte auf die Uhr und versuchte, meinen Puls ruhig zu halten. »Machen Sie sich keine Mühe.« Ich kannte mich mit Amuletten aus, nicht mit Beruhigungsmitteln. »Hey, könnte ich ein Attest für die Arbeit haben?«
Sie antwortete nicht, und Glenn zuckte zusammen, als sie den Klettverschluss an meinem Arm aufriss. »Mr. Glenn«, sagte sie spitz, und ich hätte geschworen, dass er den Atem anhielt. »Sie sollten noch nicht so weit gehen.«
»Ja, Ma’am«, antwortete er grummelig, und ich verkniff mir ein Grinsen.
»Muss ich restriktive Maßnahmen ergreifen?«, fragte sie, und er schüttelte den Kopf.
»Nein, Ma’am.«
»Warten Sie draußen auf mich«, sagte sie streng. »Ich werde Sie zurückbegleiten.«
Ivy erhob sich aus ihrer Ecke. Mann, ich hatte nicht mal gesehen, dass sie dorthin verschwunden war. »Ich werde ihm in sein Zimmer helfen«, bot sie an, und die negative Antwort der Frau starb auf ihren Lippen, als sie sah, wer es war.
»Sie sind Ivy Tamwood?«, fragte sie, dann schrieb sie meine Blutdruckwerte auf die Tafel am Ende des Bettes. »Danke. Das wüsste ich zu schätzen. Seine Aura ist noch nicht dicht genug, um zu sozialisieren.«
251
Jenks hob aus den Blumen ab, diesmal mit Pollen überzogen. »Ach, wir sind alle seine Freunde«, sagte der Pixie und schüttelte sich in der Luft, sodass eine Pollenwolke entstand.
Dr. Mape erschrak. »Was tun Sie hier? Sie sollten im Winterschlaf sein«, fragte sie schockiert.
Ich räusperte mich. »Er, ähm, lebt in meinem Schreibtisch«, erklärte ich, dann schloss ich den Mund, als Dr. Mape ein Thermometer hineinschob.
»Ich wette, das macht Spaß«, murmelte die Frau, während das Instrument seinen Dienst tat.
Ich schob das Ding auf die andere Seite meines Mundes.
»Seine Kinder sind es, die mich in den Wahnsinn treiben«, murmelte ich zurück und das Thermometer piepte.
Wieder machte Dr. Mape einen Vermerk auf meiner Stati-onskarte, dann beugte sie sich nach unten, um unters Bett zu schauen. »Ihre Nieren sehen prima aus«, sagte sie. »Ich werde die Infusion dranlassen, aber ich würde jetzt den Katheter entfernen.«
Glenn versteifte sich. »Ähm, Rachel«, meinte er verlegen.
»Ich sehe dich dann, okay? Gib mir einen Tag, bevor wir Wett-rennen im Gang starten.«
Ivy trat hinter ihn und hielt seinen Kittel zu, als er sich an seiner Infusionsstange abstützte und mühsam auf die Füße kam.
Weitere Kostenlose Bücher