Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
aber es sind keine Löcher mehr drin. Ich glaube, die Gefühle, die die Kinder in dir ausgelöst haben, haben sie gestärkt.«
»Sie kommt von Gefühlen?«, murmelte ich und entschloss mich im letzten Moment, meine Tasche im Wagen zu lassen.
Ich nahm die Hand des Vamps, der die Tür für mich aufhielt, und rutschte vorsichtig auf den Betonboden.
»Wo dachtest du, dass sie herkommt?«, fragte er lachend aus meinem Schal. »Von Fairyfürzen?«
Ich seufzte und schüttelte bei Ivys fragendem Blick nur den Kopf. Mir gefiel es nicht, unterwegs zu sein, während meine Aura so dünn war, aber Jenks sagte, sie sähe besser aus, und 293
ich vertraute darauf, dass keiner mich beißen würde. Ich war offensichtlich krank, und das war in der Vamp-Welt ein absoluter Abturner, weil es sowohl in den lebenden als auch in den untoten Vampiren ein übermäßiges, verschwenderisches Be-dürfnis des Umsorgens auslöste. Vielleicht war es das, was ich sah.
Einer nach dem anderen gingen die Security-Vamps in Stellung, sowohl vor als auch hinter uns. Ich ging brav zur Treppe und sah unter einer Abdeckhaube die Räder von Ivys Motorrad hervorschauen. Sie hatte es den Winter über hier eingestellt, nachdem ich es fast gerammt hatte, als ich versucht hatte, in den Carport zu kommen. Die Schneepflüge hatten mich abgeschnitten, und ich hatte Gas geben müssen, um durch den Schneehaufen zu rammen.
Mein Puls raste vor Anstrengung, während ich Cormel in die Küche folgte. Zumindest sagte ich mir, dass es von der Anstrengung kam und nicht von Angst. Ich war nicht gerade scharf drauf, überall an Kisten erinnert zu werden.
Die Wärme der Küche überraschte mich, und ich hob beim Eintreten meinen Blick von den weißen Fliesen. Ein Großteil der Herde war verschwunden und auch eine Menge der Arbeitsflächen. In einer Ecke, neben der Treppe, die in die unte-ren Geschosse führte, stand ein großer, gemütlicher Tisch. Die neue, bernsteinfarbene Leuchte darüber und der Baumwolltep-pich darunter machten ihn zu einem angenehmen Ort, um sich zu entspannen und gemeinsam in der Wärme der Öfen zu essen.
Ich atmete tief ein und stellte fest, dass es nicht mehr wie ein Restaurant roch. Die Düfte der verschiedenen Gewürze und der vielen unbekannten Vamps waren verschwunden. Es gab nur Rynn Cormels immer vertrauter werdenden Geruch und den Nachhall von vielleicht einem halben Dutzend lebender Vampire, darunter auch Ivy.
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Mir fiel auf, dass meine Stiefel die Einzigen waren, die ein Geräusch erzeugten. Nervös spielte ich an meinem Kragen herum, bis Jenks abhob.
»Wir könnten hier essen, aber ich glaube, neben dem Kamin werden wir uns wohler fühlen«, sagte Cormel und beobachtete den Pixie mit einer höflichen, aber gleichzeitig wachsamen Miene. »Jeff, wärst du so nett, zu schauen, warum Mai noch nicht mit den Appetithappen angefangen hat?«
Meine Sorge legte sich ein wenig, als Ivy ihren Mantel auszog, ihn über eine Stuhllehne warf und zielstrebig durch die alten Doppeltüren schritt. Jenks flog ihr hinterher, und ich folgte neugierig. All meine Bedenken verschwanden, als ich den gro-
ßen Raum sah, in dem früher einmal Cincys bessere Gesellschaft mit Gourmet-Pizza und Drinks versorgt worden war.
Die glänzende Bar zog sich immer noch an einer ganzen Wand entlang, und die niedrige Decke ließ den dunklen Ei-chenlook noch dunkler erscheinen. Alle Lichter über der Bar waren aus, stattdessen zog ein brennender Kamin den Blick auf sich. Die vielen kleinen Tische waren durch eine gemütliche Einrichtung ersetzt worden, mit Couchtischen und vereinzelten Sideboards, auf denen man Häppchenteller, Blumengestecke oder auch mal ein Weinglas abstellen konnte.
Cormel warf seinen Mantel auf einen Stuhl, was mich an meinen Dad erinnerte, wenn er nach Hause kam und es sich gemütlich machte. Dann ließ er sich in einen der schwelgeri-schen Sessel neben dem Feuer fallen und bedeutete uns, es ihm gleichzutun. Seine blasse Haut und das schwarze Haar mit den silbernen Akzenten ließen ihn wirken wie einen ungezwunge-nen Geschäftsmann, der endlich von der Arbeit nach Hause kam. Ja, genau.
Ich wickelte meinen Schal ab und öffnete meinen Mantel, aber die Winterkälte steckte mir noch in den Knochen, und ich behielt den Mantel an. Meine Augen schossen durch den Raum, während ich Ivy zum Kamin folgte. Rechts davon stand 295
eine der Türen offen, die früher einmal zu einem privaten Ne-benzimmer geführt hatten, und ich konnte dort, wo einst ein
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