Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Vorbereitungen getroffen, bei einem Freund unterzukommen, nicht zu weit von der Kirche entfernt, damit Jenks die Telefone bewachen kann«, fuhr Ivy fort, und ihr Blick schoss nervös zwischen Cormel und mir hin und her. In ihren Augen stand eine hilflose Furcht, nicht die rohe Angst, die Piscary in ihr ausgelöst hatte, wenn er mich angesehen hatte. Aber doch die Angst, dass Cormel anfangen könnte, sich für mich zu interessieren. Es war keine Eifersucht - es war Verlas-sensangst. »Wenn Sie uns Richtung Kirche fahren, kann ich Ihnen den Weg weisen, sobald wir näher kommen.«
Jenks kicherte. »Wie oft bist du dieses Jahr schon umgekippt, Rache?«
Verschnupft versuchte ich, ihn anzuschauen, aber er war einfach zu nah. »Willst du genau jetzt bewusstlos werden, Jenks?«
»Ich würde mich freuen, wenn ihr bei mir bliebet«, sagte Cormel mit ordentlich im Schoß gefalteten Händen. »Ich habe jede Menge Platz, jetzt, wo ich den oberen Teil wieder in das Apartment integriert habe. Es gibt bis jetzt nur ein Bett dort oben, aber eine von euch könnte auf der Couch schlafen.«
Couch? , dachte ich trocken. Er wäre froh, wenn Ivy und ich mehr als nur die Miete teilen würden, aber ich konnte keinerlei Andeutung aus seinem Ton heraushören. Außerdem konnte ich die Nacht nicht dort verbringen. Ich brauchte meinen Anru-fungsspiegel, damit ich Al rufen konnte, um morgen freizubekommen, und das vor Sonnenaufgang. Zu dieser Zeit des Jahres war das ungefähr acht Uhr, und ich wurde langsam nervös.
»Das Chickering wurde letzte Woche geliefert«, sagte Rynn Cormel und drehte sich so, dass seine gesamte Aufmerksamkeit auf mich gerichtet war. »Haben Sie schon mal Ivys Kla-vierspiel gehört, Rachel? Sie hat so einen gefühlvollen Anschlag. Sie hätte ermuntert werden sollen, Pianistin zu werden.« Dann lächelte er. »Obwohl sie noch Jahrhunderte Zeit haben wird, diese Karriere zu verfolgen, wenn sie das jemals will.«
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»Ja«, sagte ich und erinnerte mich an die paar Male, als ich zufällig die Kirche betreten hatte, während Ivy sich gerade am Piano verloren hatte. Sie hatte jedes Mal aufgehört; das Kla-vierspielen ließ sie zu offen und verletzlich zurück, und sie wollte nicht, dass ich sie so sah.
»Wunderbar.« Cormel lehnte sich vor und berührte die Fahrerin kurz an der Schulter. »Ruf schon an und sag ihnen, dass sie die Heizung aufdrehen sollen, bitte.«
Als ich das Missverständnis bemerkte, schloss ich kurz die Augen und schüttelte den Kopf. »Nein, ich meinte, ich habe sie spielen gehört, aber wir können nicht bleiben.«
»Trotzdem danke, Rynn«, sagte Ivy leise, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ich zuerst Nein sage. »Jenks muss nach Hause, um auf die Firma aufzupassen. Niemand würde einen Pixie verhaften, aber es ist wahrscheinlich, dass wir Ärger bekommen werden, und ich will nicht auf der anderen Seite der Hollows sein, wenn er an unsere Tür klopft.«
Cormel zog seine dunklen Augenbrauen hoch. In seinem bleichen Gesicht und dem dämmrigen Licht wirkten sie hart.
»Werdet ihr wenigstens mit mir zu Abend essen? Seitdem ich mein Amt aufgegeben habe, habe ich nicht mehr so oft Gesellschaft, wie ich es gewöhnt bin. Überraschenderweise habe ich festgestellt, dass ich es vermisse.« Er lächelte leicht und lehnte sich zurück. »Es ist eindrucksvoll, wie viele politische Entscheidungen man mit einem guten Glas Wein voranbringen kann. Tasha ist unterwegs, und ich glaube nicht, dass ich es ertrage, noch einen Abend lang zu hören, wie unsere Security-Abläufe sind und wie man sie verbessern kann.«
Die Fahrerin lachte in sich hinein, aber als ich Luft holte, um höflich abzulehnen, stoppte mich Cormel mit einem Schiefle-gen seines Kopfes. »Ich brauche ein paar Stunden, um Ihre EGÄR durchzudrücken. Sie können schon am Morgen in Ihrer Kirche schlafen. Lassen Sie mich das für Sie tun. Ich muss auch mit Ivy über das reden, was ich herausgefunden habe.«
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Ivy schaute zu mir und bat mich stumm darum, Ja zu sagen.
Sie mochte den Mann offensichtlich, und da ich wusste, wie Piscary sie behandelt hatte, fiel es mir schwer, abzulehnen.
Außerdem wollte ich auch wissen, wer Kisten umgebracht hatte. Weil Jenks dachte, dass ich unsicher geworden war, fragte er: »Warum zur Hölle nicht?«
Ein Abendessen war ein geringer Preis für meine EGÄR und Informationen über Kisten, also nickte ich. Gespannte Erwartung verdrängte meine Vorsicht. Ivy lächelte, und die Fahrerin drehte um und hielt
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