Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
stimmt nicht mit dir, dass du mich hier in den Schnee rufst, wenn du so eine bezaubernde kleine Küche hast?«
»Ich vertraue dir nicht, was meine Freunde betrifft«, sagte ich. »Können wir diese Woche mal auslassen?«
Er streckte seine Hand aus und griff sich mein Kinn, bevor ich auch nur daran denken konnte, auszuweichen. Ich unterdrückte ein Keuchen, und Bis rumpelte. »Deine Aura ist fast 329
dünn genug, um zu reißen …«, sagte der Dämon leise und drehte meinen Kopf hin und her, während seine ziegengeschlitzten Augen auf etwas ungefähr zehn Zentimeter neben meinem Körper gerichtet waren. »Sie ist viel zu dünn, um mit den Kraftlinien zu arbeiten, und durch die Linien zu reisen ist unmöglich«, sagte er angewidert und ließ mein Kinn wieder los. »Kein Wunder, dass du bäuchlings auf dem Boden lagst.
Tat weh, hm?«
Ich wich zurück und rieb mir die Haut, wo ich das Gefühl hatte, ich könnte seine Berührung immer noch spüren. »Also kriege ich frei?«
Er lachte. »Bei Gottes kleinen grünen Äpfeln, nein. Ich springe nur kurz zu Hause vorbei und hole etwas, das meinem kleinen Krätzihexi ganz schnell helfen wird.«
Das klang nicht gut. Ich hatte meine Bücher schon durchsucht und herausgefunden, dass es keinen weißen Zauber gab, der dabei half, die Aura einer Person zu ersetzen. Ich kannte auch keine schwarzen. Wenn es welche gab, dann würden die Vampire davon wissen, da die Untoten die Auren ihrer Opfer zusammen mit ihrem Blut nahmen.
»Ein Fluch?«, fragte ich und wich zurück, bis ich Bis hinter mir fühlte.
»Es würde nicht funktionieren, wenn es keiner wäre.« Al be-
äugte mich über seine getönte Sonnenbrille hinweg und lächelte, sodass ich seine breiten Zähne sah. »Ich mag ja nicht viel haben, aber ich habe Auren, alle in hübschen Gläsern, wie andere Leute Wein sammeln. Ich habe mich auf das achtzehnte Jahrhundert spezialisiert. Es war ein gutes Jahrhundert für Seelen.«
Ich unterdrückte ein Schaudern und redete mir ein, es käme von der Kälte. »Ich würde lieber warten, bis meine sich selbst wieder ergänzt, danke.«
»Als würde es mich interessieren, was dir lieber wäre!« Al drehte sich so schwungvoll um, dass seine Rockschöße flogen, 330
und schaute zur nahe gelegenen Kraftlinie. »Ich bin in fünf Minuten zurück«, sagte er und fing an, neblig zu werden. »Sobald ich mich erinnere, wo Ceri die kleinen Dinger versteckt hat. Warte hier auf mich«, sagte er und zeigte auf die Kraftlinie, als wäre ich ein kleiner Hund. »Ich will nicht, dass du um-kippst, wenn ich zurückkomme. Und dann hast du deine Tasche dabei. Du wirst dafür zahlen, indem du heute früher an-fängst. Hop-hop!«
»Al …«, beschwerte ich mich, irritiert, dass er seinen Geiz auch noch als Sorge um mich zu tarnen versuchte. Ihm war es egal, ob ich in Ohnmacht fiel oder nicht. Aber es würde nicht so viel kosten, ins Jenseits zu springen, wenn ich in einer Linie stand, und obwohl er es nicht zugeben wollte, war Al schon so stark verschuldet, dass sogar dieses kleine bisschen einen Unterschied machte.
»Da«, sagte Al und zeigte wieder auf den Boden. Dann glitt ein Schimmern über ihn, und er war verschwunden. Nur seine Fußabdrücke im Schnee und ein Geruch von verbranntem Bernstein blieben zurück.
Ich schaute genervt zu der hohen Mauer, die unser Grund-stück umgab. Es würden nochmal volle vierundzwanzig Stunden vergehen, bevor Ivy und ich mit Skimmer sprechen konnten. Ganz abgesehen davon, dass die I. S. in der Zwischenzeit vielleicht Mia fand und jemanden umbrachte. Besorgt, weil ich fließendes Wasser hören konnte, drehte ich mich zu Bis um.
Ich war überrascht, festzustellen, dass er gezielt auf einzelne Grabsteine spukte, um sie mit Eis zu überziehen. Er wurde jede Sekunde kleiner und war momentan weiß. Er wärmte sich auf, indem er dem Wasser die Wärme entzog, bevor er es von sich gab. Ziemlich seltsam.
»Auf keinen Fall nehme ich die Aura von irgendwem«, murmelte ich, während ich mir vorstellte, wie Al sich auf mich setzte und mir die Nase zuhielt, damit ich den Mund öffnete.
Die Wahrheit war, dass ich inzwischen oft genug in seinem 331
Apartment gewesen war, dass er wahrscheinlich eine Haarsträhne von mir hatte, mit der er einen Zauber auf mich ein-stimmen konnte. Alles, was er tun musste, war den Fluch winden, und schon trüge ich die Aura von jemand anderem. Nett.
Bis spuckte jetzt winzige Eiswürfel, dann hob er ab und landete auf der Schulter des Engels.
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