Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Ich setzte mich auf und starrte mit verquollenen Augen nochmal auf die Uhr. Mir gefiel es nicht, dass Ivy bei Rynn Cormel gewesen war, dem schönen Monster, aber was konnte ich sagen? Und warum schmeckte mein Mund nach Äpfeln? Ich lehnte mich vor und zog Rex über die Decke zu mir, um sie zur Begrüßung zu knuddeln. Ich mochte sie jetzt, wo ich sie endlich anfassen durfte, um einiges mehr.
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»Wirst du jetzt aufstehen?«, fragte Jenks, und seine Flügel trafen einen Ton, der stark an Fingernägel auf einer Tafel erinnerte. »Marshal sitzt in der Küche.«
Doughnuts . Ich konnte auch Kaffee riechen. »Ich bin nicht mal angezogen«, beschwerte ich mich, als ich Rex losließ und meine Füße über die Bettkante schwang. »Ich sehe furchtbar aus.« Gott sei Dank ist es Tag, sonst könnte Al vorbeischauen und beschließen, dass er ihn auch haben will .
Der Pixie verschränkte die Arme vor der Brust und warf mir einen hochmütigen Blick zu. »Er hat dich schon in schlimmerer Verfassung gesehen. Wie das eine Mal, als du mit deinem Schneemobil in diese Bäume gekracht bist. Oder als er dich zum Eisfischen mitgenommen hat und du hinterher Elritzen-darm im Haar kleben hattest.«
»Schnauze!«, rief ich und stand auf. Rex sprang auf den Boden, wanderte zur Tür und starrte erwartungsvoll die Klinke an.
»Und hör endlich auf, zu versuchen, mich mit ihm zusammen-zubringen«, sagte ich, jetzt richtig wach und stinkig. »Ich weiß, dass du ihn gebeten hast, vorbeizukommen.«
Er zuckte peinlich berührt mit einer Schulter. »Ich will, dass du glücklich bist. Das bist du nicht. Ihr habt Spaß, wenn ihr etwas miteinander unternehmt, und Pierce ist gefährlich.«
»Ich bin nicht an Pierce interessiert«, sagte ich bestimmt, zog mir meinen blauen Frotteebademantel an und band den Gürtel.
»Warum bist du dann pixiestaubirre darauf aus, ihn zu retten?«, fragte er, aber das streng väterliche Auftreten, das er be-absichtigte, wurde von dem grinsenden Stofftier neben ihm ruiniert. »Wäre er nicht gewesen, hättest du dir letzte Nacht nicht wehgetan.«
»Letzte Nacht habe ich versucht, Al davon abzuhalten, sein Besuchsrecht hier zu missbrauchen, indem er Leute entführt«, sagte ich schmollend. »Dass Pierce dadurch freikommen könnte, ist nicht unbedeutend, aber glaubst du wirklich, dass ich nur 354
Leute rette, mit denen ich in die Kiste springen will? Nicht, dass ich mit Pierce in die Kiste springen wollen würde«, schob ich sofort hinterher, als Jenks einen mahnenden Finger hob.
»Ich habe Trent gerettet, oder?«
»Ja, hast du.« Jenks ließ seine Hand sinken. »Das habe ich auch nie verstanden.«
Rex richtete sich auf die Hinterbeine auf, um die Klinke zu berühren, und ich ging zu meinem Schrank, um mir Unterwäsche zu holen. »Warte, Rex«, flötete ich. Ich wusste, wie sie sich fühlte. Ich musste auch mal.
»Rache, selbst wenn du ihm hilfst, ich vertraue dem Kerl einfach nicht. Ich meine, er ist ein Geist!«
Ich zog die Augenbrauen hoch. Deswegen ist er plötzlich so auf Marshal gepolt , dachte ich. Jenks dachte einfach, dass er der sicherere Kandidat war. Irritiert knallte ich die Schublade zu, und er hob in einem Lichtblitz ab. »Wirst du endlich damit aufhören?«, rief ich. »Ich stehe nicht auf Pierce!« Zumindest nicht genug, um deswegen irgendetwas zu unternehmen .
»Wenn ich nicht dafür sorge, dass Al mich mit Respekt behandelt, dann ist jeder in meiner Nähe in Gefahr. Okay? Deswegen tue ich das, nicht weil ich ein Date brauche.«
Jenks’ Flügel summten. »Ich kenne dich«, sagte er hart. »So wirst du es nie zum Happy End schaffen. Du sabotierst dich selbst, indem du etwas jagst, was du nicht haben kannst.«
Selbstsabotage ? Hört er mir überhaupt zu? Mit schwarzen Socken in der Hand schaute ich zu ihm rüber und stellte fest, dass wir auf gleicher Höhe waren. »Du siehst zu viele Talk-shows«, sagte ich, dann schloss ich die Schublade. Heftig.
Jenks sagte nichts, aber seine Worte nagten an mir, als ich ein paar Jeans von einem Bügel riss. Mia hatte gesagt, dass ich weglief, weil ich Angst davor hatte, zu glauben, dass jemand es überleben könnte, mit mir zusammen zu sein. Dass ich aus Angst allein war. Sie hatte gesagt, dass ich allein war, obwohl ich mit Ivy und Jenks zusammenlebte. Verunsichert starrte ich 355
auf meine Pullis, sorgfältig geordnet in dem Organizer, den Ivy mir geschenkt hatte, aber ich sah sie nicht wirklich. »Ich will nicht allein sein«, hauchte ich, und
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