Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
zu retten.«
Jetzt gab ich jede vorgetäuschte Unbeschwertheit auf. »Ich bin nicht allein.« Vielleicht hatte Mia Recht, aber ich wollte nicht, dass es so war. Und selbst wenn es so war, konnte ich 372
immer noch allein klarkommen. Das hatte ich mein gesamtes Leben lang getan, und ich hatte es gut gemacht. Aber ich wollte es nicht. Ich zitterte, ob von der Kälte oder wegen der Unterhaltung, wusste ich nicht.
»Ich will nicht kaputtmachen, was wir haben«, sagte Marshal. Seine Stimme durchdrang sanft die absolute Stille des Winternachmittags. Er rutschte langsam näher, und ich legte das Buch von meinem Schoß auf den Boden, um mich gegen ihn zu lehnen. Ich probierte es aus, war aber steif und unsicher.
Es fühlte sich an, als würde es passen, was mir Sorgen machte.
»Vielleicht ist Freundschaft ja genug«, fügte er hinzu, als dächte er ernsthaft darüber nach. »Ich hatte noch nie eine so gute Beziehung zu einer Frau wie zu dir, und ich bin gerade klug genug und alt genug und müde genug, um es einfach laufen zu lassen.«
»Ich auch«, meinte ich, aber ich war ein wenig enttäuscht.
Ich sollte mich nicht gegen ihn lehnen und ihn damit locken.
Ich war eine Gefahr für jeden, den ich mochte - aber die Werwölfe hatten sich zurückgezogen, ebenso die Vamps. Ich würde Al dazu bringen, Vernunft anzunehmen. Ich wollte nicht, dass Jenks damit Recht behielt, dass ich das Unerreichbare jagte, um allein zu sein. Ich hatte im Moment eine tolle Beziehung mit Marshal. Nur weil sie nicht ins Körperliche reichte, war sie nicht weniger real. Oder? Ich wollte jemanden haben, der mir etwas bedeutete. Ich wollte jemanden lieben, und ich wollte keine Angst haben, es zu tun. Ich wollte Mia nicht gewinnen lassen.
»Marshal, ich weiß immer noch nicht, ob ich schon bereit bin für eine richtige Beziehung.« Ich streckte den Arm aus und berührte mit klopfendem Herzen die kurzen Haare hinter seinem Ohr. Ich hatte mir solche Mühe gegeben, mich selbst davon zu überzeugen, dass er tabu war, dass jetzt selbst diese kleine Berührung etwas Erotisches hatte. Er bewegte sich, und meine Hand glitt nach unten, bis meine Finger seinen Kragen 373
berührten, nur Millimeter von seiner Haut entfernt. Ein kleiner Keim von Gefühl schwoll an, und ich schaute ihm wieder in die Augen. »Aber ich würde gerne herausfinden, ob ich es bin.
Wenn du es auch …«
Seine Hand kam nach oben, um meine auf seiner Schulter zu halten, nicht fest, aber mit der Verheißung von mehr. Seine freie Hand wanderte nach unten und drang suggestiv in meinen Wohlfühlbereich vor, um sich dann zurückzuziehen. Er wartete auf meine Antwort. Dass wir die letzten zwei Monate damit verbracht hatten, uns voneinander fernzuhalten, ließ auch diese Bewegung erstaunlich intensiv werden.
Marshal nahm mein Kinn und schob es nach oben, und ich ließ ihn meinen Kopf bewegen, bis ich ihn direkt ansah. Seine Finger an meinem Gesicht waren warm, während er mir tief in die Augen sah und meine Worte gegen seine eigenen Sorgen abwog. Ich zitterte in der Kälte. »Bist du dir sicher?«, fragte er.
»Ich meine, wir können dann nicht mehr zurück.«
Er hatte bereits gesehen, was für ein Drecksloch mein Leben war, und er war nicht abgehauen. Spielte es eine Rolle, wenn es nicht für immer war, solange es mir jetzt Frieden gab? »Nein, ich bin mir nicht sicher«, flüsterte ich, »aber wenn wir darauf warten, dass wir uns sicher sind, wird keiner von uns jemals jemanden finden.«
Das schien ihm eine gewisse Bestätigung zu geben, und ich schloss die Augen, als er mich sanft küsste. Er schmeckte nach Zucker und Doughnuts. Hitze durchschoss mich, weil ich etwas wollte, von dem ich gesagt hatte, dass ich es niemals wollen würde. Er zog mich näher an sich, und die kurze Berührung seiner Zunge entzündete mein Begehren. Oh, Gott, es fühlte sich gut an, und meine Gedanken rasten fast so schnell wie mein Herz.
Ich wollte nicht, dass das ein Fehler war. Ich hatte zwei Monate lang meine Zeit mit ihm verbracht und so bewiesen, dass 374
keiner von uns hinter der körperlichen Seite her war. Also, warum sollten wir nicht ausprobieren, ob es funktionierte?
Anspannung schärfte mein Denken und zeigte mir eine fast vergessene Möglichkeit auf. Trotz - oder vielleicht wegen - unserer platonischen Beziehung, war ich noch nicht bereit, mit ihm zu schlafen. Das wäre einfach zu seltsam, und Jenks würde mir nur erzählen, dass ich irgendetwas überkompensierte. Aber er war eine
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