Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Gesicht erkennen konnte, dass sie alles gehört hatte. »Es tut mir leid, Mom. Hör nicht auf mich. Ich bin nur wütend auf ihn. Ich habe es nicht so gemeint. Du solltest nach Portland gehen. Sei mit Takata, ähm, ich meine Donald zusammen.«
Die unglückliche Miene meiner Mom verwandelte sich in Überraschung, als ich den bürgerlichen Namen des Popstars nannte. »Er hat dir seinen Namen gesagt?«
Ich lächelte, obwohl ich wirklich aufgelöst war. »Yeah.
Nachdem ich ihn geschlagen habe.«
Der Knall der Hintertür, die ins Schloss fiel, erschreckte mich. Es war Robbie, der ging, um sich abzukühlen. Was auch immer. »Es tut mir leid«, murmelte ich, als ich mich an ihr 469
vorbeischob, um in die Küche zu gehen. »Ich werde mich entschuldigen. Es ist kein Wunder, dass er am anderen Ende des Kontinents lebt.«
Meine Mom schloss mit einem Knall die Speicherluke. »Wir müssen reden, Rachel«, sagte sie über die Schulter, als sie in die andere Richtung ging, zu meinem alten Zimmer.
Seufzend blieb ich stehen, deprimiert, als sie in meinem Zimmer verschwand. Ich bekam Kopfweh, aber trotzdem verschob ich die Kiste auf meiner Hüfte und folgte ihr, bereit für die kommende Standpauke. Ich hatte mich nicht mit Robbie streiten wollen. Aber er hatte mich wütend gemacht, und einiges musste mal gesagt werden. Dinge wie: »Wo zur Hölle ist mein Buch?«
Aber als ich in mein altes Zimmer kam und dort das Zeug meines Vaters auf dem Bett sah, erstarrte ich.
»Das ist für dich«, sagte Mom und wedelte mit der Hand in Richtung der staubigen Kisten. »Wenn du es willst. Robbie …«
Sie holte tief Luft und legte kurz eine Hand an die Stirn. »Robbie denkt, ich sollte es wegwerfen, aber das kann ich nicht. Es ist zu viel von deinem Dad da drin.«
Ich stellte die Kiste mit den Stofftieren ab. Ich hatte Schuldgefühle. »Danke. Ja, ich hätte es gerne.« Ich schluckte schwer, dann, als ich ihren Kummer sah, brach es aus mir heraus:
»Mom, es tut mir leid, dass ich gebannt worden bin. Es ist nicht fair! Sie sind dämlich, aber vielleicht sollte ich einfach alles aufgeben und weggehen.«
Sie setzte sich aufs Bett, ohne mich anzusehen. »Nein. Das solltest du nicht. Aber du musst einen Weg finden, den Bann rückgängig zu machen. Bei all deiner Neigung zur Rebellion bist du trotzdem nicht dafür gemacht, außerhalb der Gesellschaft zu leben. Dafür hast du zu gern Leute um dich. Ich habe gehört, was du Robbie gesagt hast. Er hat Angst, dass er ein Feigling ist, wenn er sieht, dass du nach deinen eigenen Über-470
zeugungen lebst, also schreit er dich an, um sich sicherer zu fühlen.«
Ich kam näher und verschob eine Kiste, damit ich mich neben sie setzen konnte. »Ich hätte das nicht sagen sollen«, gab ich zu. »Und ich denke wirklich, dass du nach … Portland gehen solltest.« Es fühlte sich scheußlich an, das zu sagen, und ich wurde noch deprimierter. »Vielleicht sollte ich einfach alles hinschmeißen. Sie würden den Bann zurücknehmen, wenn ich alles hinter mir lasse.«
Aber dann müsste ich Ivy und Jenks verlassen, und das kann ich nicht.
Die Augen meiner Mom leuchteten, als sie meine Hand nahm. »Ich gehe, und du bleibst. Aber ich lasse dich hier nicht allein.«
Ich unterdrückte eine Grimasse, als ich an ihre Kuppelversu-che dachte. Als ich Luft holte, um zu protestieren, gab sie mir ein glattes Buch. »Ist das das Buch, nach dem du suchst?«, fragte sie sanft.
Fassungslos starrte ich auf den Einband. ARKANE DIVI-NATION UND KREUZTANGENTIALE WISSENSCHAFT, Band neun. Das war es! Das war das Buch, das ich brauchte!
»Das ist das Buch, das Robbie dir zur Sonnenwende geschenkt hat, als du achtzehn warst, richtig?«, fragte sie. »Ich habe Robbie gezwungen, es mir zu geben, aber ich wusste nicht, ob es das richtige ist. Ich glaube, du wirst auch das hier brauchen.«
Mit aufgerissenen Augen und zitternden Händen nahm ich die rot-weiße Steinschale entgegen. Sie wollte, dass ich Pierce rettete? »Warum?«, fragte ich gepresst, und meine Mom tätschelte mein Knie.
»Pierce war gut für dich«, sagte sie, statt wirklich etwas zu erklären. »Ich habe beobachtet, wie du in dieser einen Nacht mehr Stärke und persönliche Entschlossenheit gefunden hast als in den achtzehn vorangegangenen Jahren zusammenge-471
nommen. Oder vielleicht war sie immer da, und er hat es nur zum Vorschein gebracht. Ich bin stolz auf dich, Süße. Ich will, dass du wunderbare Sachen vollbringst. Aber wenn du niemanden hast, mit dem
Weitere Kostenlose Bücher