Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Gefühl sich vertiefte und sich in eine Vorfreude verwandelte, die mein Innerstes berührte. Weil ich wusste, dass 102
Ivy es nicht sehen konnte, schloss ich die Augen. Ich kannte dieses Gefühl. Hatte es vermisst, obwohl ich dagegen ankämpfte - und auch gegen meine Instinkte.
In ihrer Erleichterung, dass Skimmer nicht Kisten getötet hatte, hatte Ivy unbewusst die Luft mit Pheromonen gefüllt, die eine potenzielle Blut- und Sexquelle beruhigten und entspannten. Sie war nicht hinter meinem Blut her, aber sie war in den letzten sechs Monaten verdammt angespannt gewesen. Das war wahrscheinlich der Grund, warum schon dieser Hauch von Pheromonen sich so gut anfühlte. Ich atmete sie tief ein, genoss das Verlangen, das sich in meinem Bauch ausbreitete und meine Gedanken verwirrte. Ich würde ihm nicht nachgeben. Ivy und ich hatten eine zuverlässige, sichere, platonische Beziehung. Ich wollte, dass es so blieb. Aber das würde mich nicht von dieser kleinen Schwelgerei abhalten.
Seufzend zwang ich mich, mich wieder auf das zu konzentrieren, was ich tat. Ich richtete mich auf und drängte das Verlangen so weit zurück, dass ich es ignorieren konnte. Wenn ich das nicht tat, würde Ivy meine Bereitschaft spüren, und wir wären wieder genau da, wo wir vor sechs Monaten gewesen waren, unsicher, unruhig und viel zu verwirrt.
»Wirst du deine Post noch irgendwann in diesem Jahrhundert öffnen?«, fragte Ivy mit abwesender Stimme. »Da ist etwas von der Universität dabei.«
Glücklich über die Ablenkung klopfte ich den Löffel ab.
»Wirklich?« Ich drehte mich um und stellte fest, dass sie den halb versteckten Haufen Post beäugte. Ich wischte mir die Finger an meiner Jeans ab und zog den dünnen Umschlag mit dem Universitätssiegel unter meiner Tasche heraus. Den Rest ließ ich liegen, weil er sie offensichtlich wahnsinnig machte. Ich hatte mich direkt vor den Semesterferien für ein paar Kraftli-nienkurse eingeschrieben und das war wahrscheinlich die Be-stätigung. Ich konnte Kraftlinien benutzen, aber alles, was ich 103
konnte, hatte ich intuitiv gelernt. Ich brauchte dringend ein paar formelle Stunden, bevor ich mir die Synapsen frittierte.
Ivy konzentrierte sich wieder auf ihren Computer, während ich meinen Finger unter das Siegel schob. Ich musste den Umschlag zerreißen, um den Brief zu öffnen. Ich zog den Brief heraus und zögerte, als mein Scheck auf den Boden flatterte. Ivy war sofort auf den Füßen und hob ihn auf.
»Sie haben mir den Zugang verweigert«, sagte ich, als ich mir verwirrt den offiziellen Brief durchlas. »Sie sagen, es gab ein Problem mit meinem Scheck.« Meine Augen schossen zu dem Datum unter dem Briefkopf. Mist, ich hatte die Frühein-schreibung verpasst, jetzt musste ich mehr zahlen. »Habe ich vergessen zu unterschreiben oder irgendwas?«
Ivy zuckte mit den Achseln und gab ihn mir. »Nein. Ich glaube, das Ganze hat mehr damit zu tun, dass das letzte Mal, als du einen Kurs belegt hast, die Professorin gestorben ist.«
Ich verzog das Gesicht und stopfte alles in den Umschlag zu-rück. Ein Problem mit meinem Scheck. Ich hatte Geld auf meinem Konto. Das war Dreck. »Sie ist nicht tot. Sie ist in Trents Keller und spielt Mrs. Allmächtig am Gencode der Elfen. Die Frau ist im Himmel.«
»Tot«, sagte Ivy und lächelte so, dass man eine Andeutung von Reißzahn sah.
Ich schaute weg und unterdrückte beim Anblick ihrer Zähne ein Schaudern. »Das ist so unfair.«
Das raue Klappern von Pixieflügeln gab uns eine Sekunde Vorwarnung, und ich ließ angewidert den Brief fallen, als Jenks in den Raum schoss. Ivy hatte die Augen fragend aufgerissen, und als ich mich umdrehte, war ich überrascht zu sehen, dass er roten Staub verlor. »Wir haben Schwierigkeiten«, sagte er, und ich zuckte zusammen, als unter dem Boden ein leiser Schlag ertönte.
Ivy stand auf und schaute das verblasste Linoleum an. »Jemand ist da drunter.«
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»Das sage ich doch!« Jenks klang fast frech, und er schwebte jetzt mit in die Hüfte gestemmten Händen zwischen uns.
Ein unterdrückter Schrei ertönte und dann folgte eine Reihe von Schlägen. »Heilige Scheiße«, rief ich und tänzelte nach hinten. »Das klang wie Marshal.«
Ivy war nur noch eine verschwommene Silhouette auf dem Weg zur Tür. Ich wollte ihr schon folgen, als die Hintertür im hinteren Wohnzimmer an die Wand schlug. Bis, der sich im Glockenturm eingemietet hatte, flog auf Schulterhöhe in die Küche, seine Haut leuchtend weiß, um sich an den
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