Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
leichtes Elend, als ich eine Dose mit Tomatensuppe vom Regal in der Abstellkammer nahm. Glenn mochte Tomaten. Gott, ich hoffte, dass es ihm gutging. Dass er bewusstlos war, machte mir Sorgen.
Ivy klickte sich durch ein paar Internetseiten, während ich mit dem Dosenöffner zugange war. Ich zögerte kurz vor meinen Zauberkesseln, dann zog ich einen normalen Topf heraus.
Zaubervorbereitungen und Essenzubereitung zu vermischen war nie eine gute Idee. »Recherche?«, fragte ich, weil ich an ihrem Schweigen ablesen konnte, dass sie immer noch wegen irgendetwas aufgebracht war.
»Ich schaue nach Banshees«, sagte sie kurz angebunden, und ich hoffte, dass sie nicht wusste, wie kokett sie mit dem Stift 95
zwischen den Zähnen wirkte. Ihre Reißzähne waren scharf wie die einer Katze, aber sie würde die verlängerten erst bekommen, wenn sie tot war. Und auch die Lichtempfindlichkeit und der lebensnotwendige Blutdurst würden erst dann einsetzen.
Ivy mochte Blut zwar jetzt schon, aber obwohl sie dann schrecklich als Mitbewohnerin war, sie konnte auch ohne.
Der Deckel öffnete sich mit einem Ping, und ich seufzte.
»Ivy, es tut mir leid.«
Ihr Fuß wippte vor und zurück wie der Schwanz einer wütenden Katze. »Was?«, fragte sie mild, dann hielt sie ihren Fuß still, weil sie sah, dass ich die Bewegung bemerkt hatte.
Dass meine Methoden schnellere Ergebnisse bringen als deine , dachte ich, aber ich sagte: »Dass ich dich auf Kistens Boot schicke?«
Ich hasste den fragenden Ton in meiner Stimme, aber ich wusste nicht, was sie so aufbrachte. Ivy schaute auf, und ich betrachtete den braunen Ring um ihre Augen. Er war breit und normal, was mir sagte, dass sie ihre Gefühle unter Kontrolle hatte. »Ich kann damit umgehen«, antwortete sie. Ich runzelte die Stirn, weil ich noch etwas anderes hören konnte.
Ich drehte ihr den Rücken zu und schüttete die dickflüssige Suppe mit einem dumpfen Geräusch in den Topf. »Es macht mir nichts aus, mitzukommen.« Tat es schon, aber ich würde es trotzdem anbieten.
»Ich habe alles unter Kontrolle«, erklärte sie mit fester Stimme.
Mit einem Seufzen suchte ich nach dem Holzlöffel. Ivy ging mit unangenehmen Dingen um, indem sie sie ignorierte, und obwohl ich auch nichts dagegen hatte, gewisse Dinge zu ignorieren, um angenehm leben zu können, hatte ich eher die Neigung, schlafende Vampire zu pieken, wenn ich glaubte, damit durchkommen zu können.
Das Telefon klingelte, und als ich herumwirbelte, um dran-zugehen, sah ich kurz Ivys finstere Miene.
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»Vampirische Hexenkunst«, sagte ich höflich in das Telefon.
»Wie können wir Ihnen helfen?« Früher hatte ich mich einmal mit meinem Namen gemeldet, bis zum ersten Graffiti-Vorfall.
»Rachel, hier ist Edden«, hörte ich die raue Stimme des FIB-Captains. »Schön, dass du zu Hause bist. Hey, wir haben Probleme, die Fingerabdrücke zu bekommen …«
»Wi-i-irk-lich?«, unterbrach ich ihn, zog in Ivys Richtung ein spöttisches Gesicht und drehte den Hörer so, dass sie mit ihrem fantastischen Vamp-Gehör mithören konnte.
»Sie laufen immer in die falsche Abteilung«, fuhr der Mann fort, zu konzentriert, um meinen Sarkasmus zu bemerken.
»Aber wir wissen jetzt, dass die Banshee-Träne einer Mia Harbor gehört. Die Frau ist in der Gegend, seit Cincinnati nicht mehr war als eine Schweinefarm, und ich wollte dich bitten, morgen früh um neun vorbeizukommen und uns dabei zu helfen, sie zu befragen.«
Ich lehnte mich an die Arbeitsfläche und legte eine Hand an die Stirn. Genauer gesagt wollte er, dass ich ein Wahrheitsamulett mitbrachte. Menschen waren gut darin, Körpersprache zu lesen, aber eine Banshee war unendlich schwer zu deuten. Das hatte ich zumindest gehört. Die I. S. setzte niemals Hexen auf Banshees an.
Ivy starrte mich an, die braunen Augen weit aufgerissen. Sie wirkte überrascht. Nein, schockiert. »Neun ist zu früh«, sagte ich und fragte mich, was wohl mit ihr los war. »Wie wäre es um Mittag rum?«
»Mittag?«, widerholte er. »Wir müssen hier schnell vorgehen.«
Warum hast du mich dann rausgeschmissen, als wir gerade Fortschritte gemacht haben ? »Ich brauche den Morgen, um einen Wahrheitszauber anzumischen. Außer du willst, dass ich eine Fünfhundert-Dollar-Rechnung auf mein Beraterhonorar draufschlage?«
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Edden schwieg, aber seine Frustration war trotzdem spürbar.
»Mittag.«
»Mittag.« Ich fühlte mich, als hätte ich etwas gewonnen. Eigentlich hatte ich ein Wahrheitsamulett in meinem
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