Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
Irving mit steifem R ü cken und grimmigem Gesicht etwas zur ü ckblieb, jedoch nicht so weit, da ß er nicht von den Kameras erfa ß t wurde. Schlie ß lich war auch ein kurzer Auftritt in den Sp ä tnachrichten besser als gar keiner, besonders f ü r einen Mann, der ein Auge auf den Stuhl des Police Chiefs geworfen hatte.
Danach begann sich die Versammlung am Tatort aufzul ö sen. Alle gingen. Die Reporter, die Polizisten, alle. Bosch b ü ckte sich unter das gelbe Band und sah sich nach Donovan oder Sheehan um, als Irving sich ihm n ä herte.
» Detective, ich hab’s mir noch mal ü berlegt, es gibt etwas, wobei Sie uns helfen k ö nnten. Detective Sheehan mu ß hier die Tatortaufnahme zu Ende f ü hren. Aber ich m ö chte, da ß jemand bei Moores Frau ist, bevor die Reporter aufkreuzen. K ö nnten Sie die Benachrichtigung ü bernehmen? Nat ü rlich steht noch nichts absolut fest, aber ich m ö chte, da ß seine Frau wei ß , was vorgeht.«
Bosch hatte vorhin so sehr den Gekr ä nkten gespielt, da ß er diesen Gang jetzt schlecht ablehnen konnte. Er wollte seinen Part beim Fall; hier war er.
» Geben Sie mir die Adresse «, sagte er.
Ein paar Minuten sp ä ter war Irving weg, und die Streifenpolizisten wickelten das Absperrband auf. Bosch sah Donovan auf seinen Transportwagen zugehen. Er trug die Schrotflinte, in Plastik eingewickelt, und einige kleinere Plastikt ü ten f ü r Beweismaterial.
Harry benutzte die Sto ß stange des Transporters, um sich die Schuhe zu schn ü ren, w ä hrend Donovan die Plastikt ü ten in einer Holzkiste verstaute, worin einmal Wein vom Napa Valley transportiert worden war.
» Was willst du, Harry? Ich habe gerade geh ö rt, da ß du hier nichts zu suchen hast.«
» Das war vorher. Jetzt ist jetzt. Ich bin gerade eben bei diesem Fall eingesetzt worden. Benachrichtigung der n ä chsten Angeh ö rigen.«
» Einsatz nennst du das? «
» Nun, man nimmt, was man kriegt. Was hat er gesagt? «
» Wer? «
» Moore.«
» H ö r mal, Harry, das ist …«
» H ö r mal, Donnie, Irving hat mir die Angeh ö rigenbenachrichtigung anvertraut. Ich denke, ich geh ö re jetzt dazu. Ich will blo ß wissen, was er gesagt hat. Schlie ß lich kannte ich den Typen, verstehst du? Ich werd’s auch nicht weitererz ä hlen.«
Donovan atmete tief durch, griff in die Kiste und begann die Plastikt ü ten durchzukramen.
» Eigentlich hat er nicht viel gesagt. Nichts Tiefsch ü rfendes.«
Er knipste die Taschenlampe an und richtete den Lichtstrahl auf die T ü te mit dem Abschiedsbrief. Nur eine Zeile.
Ich fand heraus, wer ich war .
3
Die Adresse, die Irving ihm gegeben hatte, war im Canyon Country, mit dem Auto fast eine Stunde n ö rdlich von Hollywood. Bosch nahm den Hollywood Freeway Richtung Norden, bis er in den Golden State Freeway m ü ndete, und fuhr auf diesem weiter durch die dunkle Schlucht der Santa Susanna Mountains. Es gab wenig Verkehr. Die meisten Leute sa ß en zu Hause und a ß en gebratenen Truthahn mit F ü llung. Bosch mu ß te an Cal Moore denken, an das, was er getan und was er zur ü ckgelassen hatte.
Ich fand heraus, wer ich war.
Bosch hatte keinen blassen Schimmer, was der tote Cop mit der Zeile gemeint hatte, die er auf ein kleines St ü ckchen Papier gekritzelt und in die Ges äß tasche gesteckt hatte. Er kannte Moore nur von dem einmaligen Zusammensein. Und was war das schon? Ein paar Stunden, in denen er Bier und Whiskey mit einem mi ß mutigen und zynischen Bullen getrunken hatte. Es gab keine M ö glichkeit herauszufinden, was in der Zwischenzeit passiert war. Herauszufinden, was Moores Schutzpanzer zerst ö rt hatte.
Bosch rief sich sein Treffen mit Moore in die Erinnerung zur ü ck. Es hatte sich erst vor ein paar Wochen ereignet und war rein beruflich gewesen, doch Moores Probleme hatten sich durchaus bemerkbar gemacht. Sie trafen sich an einem Dienstagabend im Catalina Bar & Grill. Moore war im Dienst, das Catalina war jedoch nur einen halben Block s ü dlich vom Hollywood Boulevard. Harry wartete an der hinteren Ecke der Bar. Polizisten wurde das Gedeck nie auf die Rechnung gesetzt.
Moore rutschte neben ihm auf den Hocker und bestellte sich einen Whiskey und ein Henry’s, das Gleiche stand auch vor Bosch auf der Theke. Moore trug Jeans und ein Sweatshirt, das lose ü ber dem G ü rtel hing, um die Pistole zu verbergen. Es war die ü bliche Undercover-Verkleidung, und sie sah aus wie seine zweite Haut. Die Hosenbeine der Jeans waren grau
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