Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
man Sie als ersten gerufen h ä tte. Niemand hat einen Grund, sich ausgeschlossen zu f ü hlen.«
» Das ist nicht der Punkt, Chef.«
» Was ist der Punkt, Detective? Da ß Sie dem Betriebsklima zuliebe nicht zustimmen k ö nnen. Da ß Sie die Entscheidungen der Polizeileitung nicht akzeptieren k ö nnen. Ich verliere meine Geduld mit Ihnen, Detective. Und ich hatte gehofft, da ß das nie wieder passieren w ü rde.«
Irving stand Bosch zu nahe gegen ü ber, sein Pfefferminzatem schlug ihm ins Gesicht. Bosch f ü hlte sich in die Ecke gedr ä ngt und fragte sich, ob Irving das mit Absicht tat. Er machte einen Schritt zur ü ck. » Aber kein Abschiedsbrief.«
» Nein, noch kein Abschiedsbrief. Wir m ü ssen noch ein paar Sachen durchsehen.«
Bosch fragte sich, welche. Man hatte sicher sofort nach seinem Verschwinden in Moores Apartment und B ü ro nachgesehen. Genauso in der Wohnung seiner Frau. Was blieb ü brig? K ö nnte Moore einen Abschiedsbrief an jemand geschickt haben? Sicher w ä re er mittlerweile angekommen.
» Wann ist es passiert? «
» Wir hoffen, da ß wir nach der Autopsie morgen etwas N ä heres wissen. Ich w ü rde denken, er hat es kurz nach seiner Ankunft getan. Vor sechs Tagen. Bei der ersten Vernehmung hat der Manager gesagt, Moore sei hier vor sechs Tagen abgestiegen und sei seitdem nicht mehr drau ß en gesehen worden. Das stimmt ü berein mit dem Zustand des Zimmers, der Leiche und dem Datum der Zeitung.«
Die Autopsie war morgen fr ü h. F ü r Bosch ein Zeichen, da ß Irving die Karre geschmiert hatte. Normalerweise mu ß te man drei Tage auf eine Autopsie warten. Und durch die Weihnachtsfeiertage w ü rde noch mehr liegen bleiben.
Anscheinend ahnte Irving, was ihm durch den Kopf ging. » Die kommissarische Chef ä rztin der Gerichtsmedizin hat sich bereit erkl ä rt, es morgen zu machen. Ich hab ihr erkl ä rt, da ß es ansonsten Spekulationen in den Medien g ä be, und das w ä re nicht fair gegen ü ber der Ehefrau und der Polizei. Sie hat sich bereit erkl ä rt zu kooperieren. Schlie ß lich will sie ihre kommissarische Ernennung in eine ordentliche umwandeln. Sie wei ß , da ß sich Kooperation auszahlt.«
Bosch sagte nichts.
» Wir werden es dann also wissen. Aber niemand, einschlie ß lich des Managers, hat Sergeant Moore gesehen, nachdem er sich vor sechs Tagen das Zimmer genommen hat. Er hat die ausdr ü ckliche Anweisung gegeben, ihn unter keinen Umst ä nden zu st ö ren. Ich denke mir, er hat dann umgehend seinen Plan ausgef ü hrt.«
» Aber warum haben sie ihn dann nicht eher gefunden? «
» Er hat einen Monat im voraus bezahlt. Er verlangte, nicht gest ö rt zu werden. In so einer Absteige kommt ohnehin nicht t ä glich das Zimmerm ä dchen. Der Manager hat gedacht, ein Alkoholiker, der sich mal so richtig vollaufen l äß t oder versucht, sich trockenzulegen. Jedenfalls kann der Manager in so einer Bruchbude nicht w ä hlerisch sein. Ein Monat, das macht 600 Dollar. Er hat das Geld eingesteckt.
Und sie haben sich an das Versprechen gehalten, ihn in Zimmer sieben nicht zu st ö ren. Bis heute, als die Frau des Managers sah, da ß jemand Moyas Wagen, den Mustang, aufgebrochen hatte. Nat ü rlich waren sie auch neugierig. Sie haben an seiner T ü r geklopft, aber er hat nicht geantwortet. Dann haben sie mit dem Hauptschl ü ssel aufgemacht. Sobald sie die T ü r ö ffneten, merkten sie am Geruch, was los war.«
Irving erz ä hlte weiter, da ß Moore/Moya die Klimaanlage auf die k ä lteste Stufe gestellt hatte, um den Verwesungsproze ß zu verlangsamen und den Geruch nicht aus dem Zimmer dringen zu lassen.
Nasse Handt ü cher waren auf den Boden vor die T ü r gelegt worden, um das Zimmer noch mehr abzudichten.
» Niemand hat den Schu ß geh ö rt? « fragte Bosch.
» Nach dem bisherigen Stand, nein. Die Frau des Managers ist fast taub, und er sagt, da ß er nichts geh ö rt hat. Sie wohnen gegen ü ber im letzten Zimmer. Auf der einen Seite vom Motel sind Gesch ä fte, ein B ü rogeb ä ude auf der anderen. Abends machen die alle zu. Hinter den Grundst ü cken ist ein kleines G äß chen. Wir werden uns das G ä stebuch ansehen und versuchen, andere G ä ste ausfindig zu machen, die in den ersten Tagen von Moores Aufenthalt hier waren. Aber der Manager hat ausgesagt, da ß er die Zimmer zu beiden Seiten von Moore die ganze Zeit ü ber nicht vermietet hat. Er dachte, Moore k ö nnte L ä rm machen, falls er Knall auf Fall auf Entzug gehen w ü rde.
Und es ist
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