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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bist dir ziemlich sicher.«
    » Ja, aber es ist besser, wenn du es best ä tigst.«
    » Was dann? «
    » Wir werden uns wohl bei der Beerdigung sehen. Ich mu ß noch eine Sache erledigen, dann fahre ich rauf.«
    » Was f ü r eine Sache? «
    » Ein Schlo ß ansehen. Es ist Teil der langen Geschichte. Ich werde es dir sp ä ter erz ä hlen.«
    » Du willst nicht versuchen, die Beerdigung abzublasen? « Harry antwortete nicht sofort. Er dachte an Sylvia Moore, die ihm immer noch ein R ä tsel war, und daran, da ß ein Drogenbo ß mit allen Ehren eines Polizisten bestattet werden w ü rde.
    » Nein, ich will sie nicht abblasen. Du? «
    » Auf keinen Fall.«
    Ihm war klar, da ß sie andere Gr ü nde hatte. Aber das machte ihm nichts aus. Teresa hatte die Ernennung zum Chief Medical Examiner der Gerichtsmedizin so gut wie in der Tasche. Falls Irving das noch verhindern wollte, s ä he er hinterher wie einer ihrer Kunden aus. Ein Grund mehr, sie zu unterst ü tzen.
    » Ich seh’ dich bald «, sagte er.
    » Sei vorsichtig, Harry! «
    Bosch legte auf und steckte sich eine neue Zigarette an. Die Sonne war jetzt aufgegangen und vertrieb den Nebel im Park. Die Menschen im Park liefen herum. Er glaubte, eine Frau lachen zu h ö ren. Aber im Moment f ü hlte er sich sehr einsam in der Welt.

32
    Bosch stoppte seinen Wagen direkt vor dem Einfahrtstor am Ende des Kojote Trail. Die kreisf ö rmige Auffahrt vor dem Castillo de los Ojos war immer noch leer. Die schwere Eisenkette, die am vorigen Tag die beiden Torh ä lften zusammengeschlossen hatte, hing jedoch herunter, und das Schlo ß war offen. Moore war da.
    Harry lie ß den Wagen so stehen, da ß er die Einfahrt versperrte, schl ü pfte durchs Tor und lief geb ü ckt ü ber den braunen Rasen, daran denkend, da ß die Turmfenster wie zwei finstere Augen eines Riesen auf ihn niederschauten. An der Vordert ü r angelangt, pre ß te er sich gegen die Stuckfassade. Er atmete schwer und schwitzte, obwohl die Morgenluft noch k ü hl war.
    Die T ü r war abgeschlossen. Er stand lange Zeit reglos und horchte, aber nichts war zu h ö ren. Schlie ß lich b ü ckte er sich und ging unter den Erdgescho ß fenstern vorbei zur gro ß en Garage an der Seite. Dort befand sich ebenfalls ein Eingang, und die T ü r war gleichfalls verschlossen.
    Bosch erkannte die R ü ckseite des Hauses von den Fotos in der Papiert ü te wieder. Zum Swimmingpool gingen Schiebet ü ren hinaus. Eine stand offen, und der Wind wehte den wei ß en Vorhang beiseite. Er schlug hin und her wie eine Hand, die ihn hereinbat.
    Durch die offene T ü r gelangte er in ein gro ß es Wohnzimmer, das mit gespenstischen Formen vollgestellt war – in schmuddelige wei ß e Ü berz ü ge geh ü llte M ö bel. Von dort ging er auf leisen Sohlen links in die K ü che und ö ffnete die T ü r zur Garage. Drinnen befand sich ein Auto, das mit Planen abgedeckt war, und ein hellgr ü ner Lieferwagen von MEXITEC. Bosch ber ü hrte seine Motorhaube und stellte fest, da ß sie noch warm war. Durch die Windschutzscheibe sah er eine abges ä gte Schrotflinte auf dem Beifahrersitz liegen. Die Wagent ü r war nicht abgeschlossen, und er holte die Waffe heraus. So leise wie m ö glich ö ffnete er die L ä ufe und sah, da ß sie mit Kaliber-Zwanzig-Patronen geladen waren. Dann klappte er die L ä ufe wieder hoch, steckte seinen Revolver ins Halfter und nahm das Schrotgewehr mit.
    Vom anderen Wagen zog er vorne die Schutzplane herunter und erkannte den Thunderbird auf dem Vater-und-Sohn-Foto in Moores Sammlung wieder. Er betrachtete das Auto und fragte sich, wie weit man im Leben einer Person zur ü ckgehen m ü sse, um die Gr ü nde ihres Handelns zu verstehen. In Moores Fall wu ß te er die Antwort nicht. Bei seiner eigenen Person ebenfalls nicht.
    Er ging zur ü ck ins Wohnzimmer, blieb stehen und horchte. Nichts. Das Haus schien ruhig und leer zu sein. Es roch nach Staub und nach vergangener Zeit. Zeit, die langsam und schmerzhaft vergeudet worden war beim vergeblichen Warten auf jemand oder etwas. Alle R ä ume waren mit Gespenstern gef ü llt. Er war gerade in die Betrachtung eines verh ü llten Sessels versunken, als er das Ger ä usch h ö rte. Es kam von oben und klang wie ein Schuh, der auf einen Holzboden fiel.
    Er begab sich nach vorne zum Eingangsbereich und sah die breite Steintreppe. Bosch stieg die Stufen hinauf. Das Ger ä usch von oben wiederholte sich nicht.
    Im ersten Stock ging er den mit Teppich ausgelegten Flur lang und

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