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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bringen w ü rden. Die DEA w ü rde bis zum Morgen hier bleiben. Aber Bosch und Aguila hatten hier nichts mehr zu tun.
    Harry beobachtete, wie Aguila zum Lagerraum und Tunnelausgang ging. Er hatte ihm Grenas Tod mitgeteilt, der Mexikaner hatte blo ß genickt und sich nichts anmerken lassen. Aguila ging in die Hocke und schien den Boden zu studieren, als w ä re das S ä gemehl Kaffeesatz, aus dem er Zorillos Aufenthaltsort lesen k ö nnte.
    Nach ein paar Augenblicken sagte er: » Der Papst hat neue Stiefel.«
    Bosch ging hin ü ber und Aguila deutete auf die Abdr ü cke im Sägemehl. Einer davon stammte nicht von Aguilas oder Harrys Schuhen. Der Abdruck war sehr deutlich, und Bosch erkannte den l ä nglichen Absatz eines Bulldog-Stiefels. In der Mitte war ein » S «, das von einer Schlange gebildet wurde. Die Kanten des Absatzes waren scharf ins S ä gemehl gepre ß t, und der Kopf der Schlange war deutlich abgedruckt.
    Aguila hatte recht. Der Papst hatte neue Stiefel.

31
    Auf der Fahrt zum Grenzübergang rekonstruierte Bosch, wie alles eingef ä delt worden war, wie die einzelnen Teile zusammenpa ß ten und wie es wahrscheinlich nicht bemerkt worden w ä re, h ä tte Aguila nicht den Abdruck entdeckt. Der Snakes-Schuhkarton im Wandschrank des Fountains-Apartments fiel ihm wieder ein. Ein offensichtlicher Hinweis, und er hatte ihn ü bersehen. Er hatte nur gesehen, was er sehen wollte.
    Es war noch sehr fr ü h. Im Osten schob sich gerade das erste Licht des Morgengrauens ü ber den Horizont, und vor dem Grenzposten hielten nur einige Wagen. Niemand s ä uberte Windschutzscheiben. Niemand verkaufte billigen Kitsch. Es war ü berhaupt niemand da. Bosch zeigte dem gelangweilten Grenzposten seine Dienstmarke und wurde durchgewunken.
    Jetzt ben ö tigte er zwei Sachen: ein Telefon und Koffein. Er fuhr die kurze Strecke zum Rathaus von Calexico, zog eine Cola aus der Maschine im winzigen Warteraum der Polizei und ging hinaus zum ö ffentlichen Telefon, das an der Fassade hing. Wahrscheinlich w ü rde sie schon wach sein und sich fertig machen, um zur Arbeit zu fahren.
    Nachdem er sich eine Zigarette angesteckt hatte, steckte er seine Karte in den Apparat und w ä hlte. W ä hrend er wartete, sah er ü ber die Stra ß e in den Morgennebel. Im Park waren undeutlich die Umrisse von Menschen auszumachen, die unter Decken schliefen. Die Nebelschleier gaben den Schemen einen gespenstischen Charakter von Einsamkeit.
    Nach dem zweiten Klingeln hob Teresa ab. Ihre Stimme klang wach.
    »Harry? Was ist los? «
    » Entschuldige, da ß ich dich aufgeweckt habe.«
    » Ich war schon wach. Worum geht’s? «
    » Ziehst du dich gerade an, um zu Moores Beerdigung zu gehen? «
    » Ja. Was soll das? Du rufst mich um zehn vor sechs an, um zu fragen …«
    » Es ist nicht Moore, den sie ins Grab legen.«
    Sie schwieg lange, und Bosch schaute in den Park, wo ein Mann, eine Decke um die Schultern geh ü llt, stand und ihn durch den Nebel anstarrte. Harry blickte weg.
    » Was sagst du? Harry, ist mit dir alles in Ordnung? «
    » Ich bin m ü de, aber es ging mir nie besser. Was ich sagen wollte, ist, da ß Moore noch lebt. Er ist mir heute morgen um Haaresbreite entwischt.«
    » Bist du noch in Mexiko? «
    » An der Grenze.«
    » Was du sagst, macht keinen Sinn. Wir haben ü bereinstimmende Merkmale bei den Fingerabdr ü cken, die zahn ä rztlichen Unterlagen, und seine Frau hat die T ä towierung auf einem Foto identifiziert. Die Identit ä t wurde best ä tigt.«
    » Das ist alles einen Dreck wert. Er hat es inszeniert.«
    » Warum rufst du mich jetzt an und erz ä hlst mir das, Harry? «
    » Ich m ö chte, da ß du mir hilfst, Teresa. Ich kann nicht zu Irving gehen. Nur du. Wenn du ihm hilfst, hilfst du dir selbst, wenn ich recht habe.«
    » Das ist ein gro ß es Wenn, Harry.«
    Bosch schaute wieder zum Park, der Mann mit der Decke war verschwunden.
    » Erkl ä r mir, wie das m ö glich sein k ö nnte, Harry. Ü berzeug mich! «
    F ü r einen Moment schwieg Bosch und ü berlegte sich wie ein Anwalt vor dem Kreuzverh ö r seine Strategie. Er wu ß te, da ß jedes seiner Argumente ihrer Kritik standhalten mu ß te, oder er w ü rde sie verlieren.
    » Von Sheehan wei ß ich, da ß es au ß er den Fingerabdr ü cken und den Z ä hnen eine Ü bereinstimmung der Handschrift gibt. Sie haben den Abschiedsbrief mit der von Moore ausgef ü llten Adressen ä nderung verglichen, die er nach der Trennung von seiner Frau vor einigen Monaten in seiner

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