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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Angewohnheit.«
    »Nun, wenn in einem Bürgerrechtsfall die Klägerseite – also Chandler – gewinnt, dann muß der Beklagte, die Stadt, alle Anwaltskosten tragen. Ich garantiere dir, Harry, sie wird morgen in ihrem Plädoyer der Jury sagen, daß ›ein moralisches Zeichen‹ schon ausreicht. Und ein Dollar ist dafür schon genug. Sie macht es so den Geschworenen leichter. Sie können sagen, daß du falsch gehandelt hast, und als Schadenersatz einen Dollar festsetzen. Sie wissen jedoch nicht – weil Belk es ihnen nicht sagen darf –, daß Chandler der Stadt die Anwaltskosten berechnen darf, selbst wenn die Klägerin nur einen Dollar gewinnt. Und ihre Rechnung wird mehr als einen Dollar betragen, wahrscheinlich ein paar Hunderttausend. Es ist Trickbetrug.«
    »Scheiße.«
    »Ja, das ist das Justizsystem.«
    Bremmer fuhr auf den Parkplatz und Bosch zeigte auf seinen Caprice, der gleich vorne stand.
    »Bist du in der Lage zu fahren?« fragte Bremmer.
    »Kein Problem.«
    Bosch wollte gerade die Tür zuschlagen, als Bremmer ihn stoppte.
    »Harry, wir beide wissen, ich kann dir meine Quelle nicht verraten. Aber ich kann dir sagen, wer es nicht ist. Und ich sag’ dir, es ist nicht jemand, von dem du es erwarten würdest. Verstehst du? Wenn du Edgar und Pounds verdächtigst, bist du auf dem Holzweg. Du errätst es nie, also zerbrich dir nicht den Kopf. Okay?«
    Bosch nickte einfach und schloß die Tür.

21
    Nach einigem Herumfummeln fand Bosch den richtigen Schlüssel und steckte ihn ins Zündschloß, drehte aber nicht um. Er überlegte kurz, ob er gleich fahren oder vorher einen Kaffee in der Cafeteria trinken sollte. Durch die Windschutzscheibe sah er am Parker Center hoch, das wie ein grauer Monolith aufragte. Die meisten Lichter waren noch an, aber er wußte, daß die Büros leer waren. Die Beleuchtung in den Großraumbüros blieben immer an, um den Eindruck zu erwecken, daß die Polizei im Kampf gegen das Verbrechen nie schlief. Es war eine Lüge.
    Ihm fiel die Couch ein, die in einer der Vernehmungszimmer von Raub-Mord stand. Das wäre auch eine Alternative zum Fahren. Es sei denn, sie war schon besetzt. Dann dachte er jedoch an Sylvia, die ins Gericht gekommen war, obwohl er gesagt hatte, daß er sie nicht da haben wolle. Er wollte zu ihr nach Hause fahren. Ja, dachte er, nach Hause.
    Er griff nach dem Schlüssel, ließ jedoch wieder los und rieb sich die Augen. Sie waren müde, und so viele Gedanken schwammen im Whiskey. In seinem Kopf ertönte der Sound des Tenorsaxophons mit einem von ihm improvisierten Riff.
    Er versuchte, sich an Bremmers Worte zu erinnern. Daß er nie erraten würde, wer die Quelle war. Warum hatte er sich so ausgedrückt? Die Antwort darauf interessierte ihn mehr, als herauszufinden, wer der Informant war.
    Es spielte keine Rolle mehr, sagte er sich. Bald war alles vorüber. Er lehnte seinen Kopf gegen die Seitenscheibe und dachte an den Prozeß und seine Aussage. Was für einen Eindruck hatte er im Zeugenstand gemacht, aller Augen auf sich gerichtet? Er hoffte, nie mehr in diese Lage zu geraten. Nie wieder. Von Honey Chandler mit Worten in die Ecke gedrängt zu werden.
    Wer mit Ungeheuern kämpft, dachte er. Was hatte sie der Jury erzählt? Über den Abgrund? Wo die Ungeheuer hausen? Hausen sie dort? Am dunklen Ort? Das schwarze Herz fiel ihm ein. So hatte Locke es genannt. Das schwarze Herz schlägt nicht allein. In seinem Kopf spielte sich wieder die Szene ab, wie Norman Church von der Kugel hochgeschleudert wurde und dann wie ein nasser Sack nackt aufs Bett krachte. Er konnte nicht den Blick des sterbenden Mannes vergessen. Vier Jahre danach war das Bild so klar und deutlich wie gestern. Warum, fragte er sich. Warum erinnerte er sich an Norman Churchs Gesicht, aber nicht an seine Mutter? Schlägt in mir ein schwarzes Herz?
    Die Dunkelheit schlug wie eine Welle über ihm zusammen und zog ihn hinunter. Zu den Ungeheuern.
     
    Jemand schlug aufs Glas. Bosch öffnete abrupt die Augen und sah den Polizisten mit Schlagstock und Taschenlampe neben dem Wagen stehen. Harry fuhr herum, griff nach dem Steuer und trat auf die Bremse. Er hatte nicht gedacht, daß er so schlecht gefahren war, dann merkte er, daß er überhaupt nicht gefahren war. Er war immer noch auf dem Parkplatz. Er griff hinüber und kurbelte das Fenster herunter.
    Der Junge in der Uniform war der Parkplatzpolizist. Der schlechteste Polizeischüler jedes Jahrgangs wurde für den nächtlichen Wachdienst auf dem Parkplatz des

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