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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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würde, würde er mit jedem weiteren Tag ihre Beziehung aufs Spiel setzen. Irgendwie war ihm bewußt, sich ihr zu offenbaren, bedeutete auch, sich selbst ins Gesicht zu sehen. Er mußte akzeptieren, was er war, woher er kam und was er geworden war, wenn er von ihr akzeptiert werden wollte.
     
    Sie trugen ihre weißen Bademäntel – sie saß in dem Sessel an der Schiebetür, er stand am Bett. Jenseits der Glastür konnte er sehen, wie der Vollmond sein Licht auf die unruhige Oberfläche des Pazifiks warf. Er wußte nicht, wie er anfangen sollte.
    Sie hatte durch ein Hotelmagazin geblättert, das mit Vorschlägen gefüllt war, was Touristen in der Stadt unternehmen konnten. Nichts, was Leute, die hier lebten, je taten. Sie schloß es und legte es auf den Tisch. Sie sah ihn an und schaute dann wieder weg. Bevor er ein Wort sagen konnte, begann sie.
    »Harry, ich möchte, daß du nach Hause gehst.«
    Er setzte sich auf die Bettkante, stützte die Ellbogen auf die Knie und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Bosch wußte nicht, was hier vorging.
    »Was meinst du?«
    »Zuviel Tod.«
    »Sylvia?«
    »Harry, ich habe dieses Wochenende viel nachgedacht, und ich kann jetzt nicht mehr denken. Aber mir ist klar, daß wir uns für eine Weile nicht sehen sollten. Ich muß mir vieles überlegen. Dein Leben, es ist …«
    »Vor zwei Tagen sagtest du, unser Problem sei, daß ich Sachen für mich behalten würde. Jetzt sagst du, du willst nicht über mich Bescheid wissen. Dein …«
    »Ich spreche nicht von dir, sondern von dem, was du tust.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ein und dieselbe Sache, Sylvia. Das solltest du wissen.«
    »Hör zu, es waren einige sehr schwierige Tage für uns. Ich brauche einfach Zeit, um zu entscheiden, ob es für mich gut ist. Für uns. Glaub mir, ich denke auch an dich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Richtige für dich bin.«
    »Ich aber, Sylvia.«
    »Bitte, sag das nicht. Mach es nicht noch schwerer. Ich …«
    »Ich möchte nicht wieder ohne dich leben, Sylvia. Das ist alles, was ich weiß. Ich möchte nicht allein sein.«
    »Harry, ich möchte dir nicht weh tun und ich würde von dir nie verlangen, daß du dich änderst. Ich kenne dich und glaube, selbst wenn du wolltest, könntest du dich nicht ändern. Also muß ich entscheiden, ob ich damit und mit dir leben kann … Ich liebe dich wirklich, Harry, aber ich brauche etwas Zeit …«
    Sie weinte jetzt. Bosch konnte es im Spiegel sehen. Er wollte aufstehen und sie in die Arme nehmen, wußte jedoch, daß das falsch war. Er war der Grund für ihre Tränen. Dann schwiegen sie lange und saßen da mit ihrem individuellen Schmerz. Sie schaute auf die gefalteten Hände in ihrem Schoß und er auf den Ozean, wo ein Fischerboot mit Treibnetz auf dem Weg zu den Channel Islands den silbernen Streifen des Mondlichts durchschnitt.
    »Sag etwas«, brachte sie endlich hervor.
    »Ich tu, was immer du willst«, sagte er. »Das weißt du.«
    »Ich werde ins Badezimmer gehen, bis du dich angezogen hast und gehst.«
    »Sylvia, ich muß wissen, daß du in Sicherheit bist. Ich bitte dich, laß mich in dem anderen Zimmer schlafen. Morgen früh können wir uns etwas überlegen. Dann werde ich gehen.«
    »Nein. Wir wissen beide, daß nichts passieren wird. Dieser Mann, Locke, ist wahrscheinlich weit weg, auf der Flucht vor dir, Harry. Ich werde sicher sein. Und morgen früh nehme ich ein Taxi zur Schule. Gib mir einfach etwas Zeit.«
    »Zeit zum Entscheiden?«
    »Ja. Zum Entscheiden.«
    Sie stand auf und ging schnell an ihm vorbei zum Bad. Er streckte seinen Arm aus, aber sie ignorierte ihn. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, hörte er, wie sie Papiertaschentücher aus der Vorrichtung zog. Dann vernahm er ihr Weinen.
    »Bitte, geh, Harry«, sagte sie nach einer Weile. »Bitte.«
    Er hörte, wie sie das Wasser anstellte, damit sie nichts verstehen konnte, falls er etwas sagte. Bosch fühlte sich wie ein Idiot, in dem luxuriösen Bademantel hier zu sitzen.
    Als er ihn auszog, zerriß er.
     
    Die Nacht verbrachte er am Strand, hundert Meter vom Hotel auf einer Decke, die er aus dem Kofferraum seines Caprices geholt hatte. Aber er schlief nicht. Er saß mit dem Rücken zum Ozean und schaute auf die Vorhänge und die Schiebetür des Balkons, der sich im dritten Stock neben dem Atrium befand. Durch die Glasfassade des Atriums hatte er auch ihre Vordertür im Blick und würde sehen, falls sich jemand näherte. Es war kalt am Strand, allerdings hätte er nicht die

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