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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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herausgestellt habe, daß keine Gefahr bestanden und keine Pistole unter dem Kissen gelegen habe, hatte Belk gesagt, habe Churchs Verhalten ein Klima der Gefahr geschaffen, daß es Bosch gestattet habe, so zu handeln.
    Zum Schluß hatte Belk Chandlers Nietzsche-Zitat mit einem Begriff aus Sun Tsus Kunst des Krieges gekontert. Bosch habe die »Arena des Todes« betreten, als er die Tür von Churchs Apartment eintrat. Er habe die Wahl gehabt, zu kämpfen oder unterzugehen, zu schießen oder erschossen zu werden. Sein Verhalten im nachhinein zu hinterfragen sei ungerecht.
    Bosch mußte sich eingestehen, daß es eine Pleite gewesen war. Belk war langweilig gewesen, Chandler interessant und überzeugend. Sie waren in den Startblöcken sitzengeblieben. Er merkte, daß Edgar aufgehört hatte zu reden und er nichts mitbekommen hatte.
    »Was ist mit den Fingerabdrücken?« fragte er.
    »Harry, hörst du mir überhaupt zu? Ich habe gerade gesagt, daß wir mit dem Gummisilikon vor einer Stunde fertig wurden. Donovan hat von der Hand Abdrücke abgezogen. Seiner Ansicht nach sind sie gut, sie zeichneten sich in dem Gummi erstklassig ab. Er wird sie heute abend in die Datenbank des Justizministeriums eingeben, morgen früh sollten alle ähnlichen Abdrücke vorliegen. Wahrscheinlich braucht er den Vormittag, um sie durchzusehen. Wenigstens lassen sie es nicht unter dem Arbeitsrückstand verschüttgehen. Pounds hat der Sache Priorität gegeben.«
    »Gut, halt mich auf dem laufenden. Ich werde in dieser Woche kaum hier sein, schätze ich.«
    »Harry, mach dich nicht verrückt. Ich werde dich über alles informieren. Aber versuch, die Ruhe zu bewahren. Du hast den richtigen Typen erwischt, nicht wahr? Oder hast du irgendwelche Zweifel?«
    »Vor dem heutigen Tag nicht.«
    »Dann mach dir keine Sorgen. Macht hat recht. Money Chandler kann dem Richter und der ganzen Jury einen blasen; das wird daran nichts ändern.«
    »Recht hat Macht.«
    »Was?«
    »Nichts.«
    Bosch dachte darüber nach, was Edgar gesagt hatte. Es war eigenartig, wie oft eine von einer Frau ausgehende Bedrohung von Polizisten als sexuelle Bedrohung aufgefaßt wurde, selbst bei einer Anwältin. Wahrscheinlich glaubten die meisten Cops wie Edgar, daß Chandlers Sexualität ihr irgendwie einen Vorteil verschaffte. Sie würden nie zugeben, daß sie verdammt gut in ihrem Beruf war und der fette Anwalt der Stadt, der ihn verteidigte, nicht.
    Bosch stand auf und ging zum Karteischrank. Er schloß eine der Schubladen auf und zog zwei der blauen Hefter, die Mordbücher genannt wurden, heraus. Beide waren schwer und circa sieben Zentimeter dick. Auf dem Rücken des ersten stand BIOS, auf dem anderen DOKS. Es waren die Puppenmacher-Akten.
    »Wer tritt morgen in den Zeugenstand?« rief Edgar vom anderen Ende des Raums.
    »Ich kenn’ die Reihenfolge nicht. Der Richter hat sie nicht gefragt. Aber ich wurde vorgeladen, sowie Lloyd und Irving. Außerdem Amado von der Gerichtsmedizin und sogar Bremmer. Sie müssen alle morgen antanzen, und dann wird sie sagen, wer morgen drankommt und wer später.«
    »Die Times wird Bremmer nicht aussagen lassen. Sie erheben dagegen immer Einspruch.«
    »Stimmt, aber er wurde nicht als Times-Reporter vorgeladen, sondern als Buchautor. Richter Keyes hat schon entschieden, daß er in dieser Rolle nicht die gleichen Rechte wie ein Reporter genießt. Die Anwälte von der Times werden vielleicht morgen für ihre Auffassung plädieren, aber der Richter hat schon entschieden. Bremmer muß aussagen.«
    »Siehst du, wie ich’s gesagt habe. Sie hat dem alten Knacker wohl einen Besuch in seinem Büro abgestattet. Na ja, ist sowieso egal, Bremmer kann dir nicht schaden. Er hat in dem Buch aus dir einen Held gemacht.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »Harry, komm her und sieh dir das an.«
    Edgar stand von der Schreibmaschine auf und kam herüber. Vorsichtig hob er einen Karton von einem der Karteischränke herunter und setzte ihn auf dem Mord-Tisch ab. Er war ungefähr so groß wie eine Hutschachtel.
    »Vorsicht. Donovan sagt, es muß sich über Nacht setzen.« Er nahm den oberen Teil der Schachtel ab, und vor ihnen lag ein Frauengesicht aus Gips. Das Gesicht war leicht gedreht, so daß die rechte Seite sich ganz im Gips abgeformt hatte. Der größte Teil der linken Hälfte, der Kiefer, fehlte. Die Augen waren geschlossen, der Mund leicht geöffnet und unregelmäßig. Der Haaransatz war kaum zu sehen. Am rechten Auge schien es eine Schwellung zu geben. Es

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