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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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vorging. Wenn eins oder beides zugezogen war, wußten seine Truppen, daß etwas im Busch war.
    »Ja, jetzt, wo du’s erwähnst. Ich glaube, seine Tür war für kurze Zeit geschlossen. Was ist los?«
    »Wegen Bremmer mach’ ich mir keine Sorgen. Aber jemand hat Money Chandler verständigt. Sie wußte heute morgen im Gericht, daß man mich zum Fundort gerufen hatte. Das stand nicht in der Times. Jemand muß es ihr gesagt haben.«
    Edgar schwieg einen Moment, bevor er antwortete.
    »Ja. Aber warum sollte Pounds mit ihr sprechen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Vielleicht Bremmer. Er könnte es ihr gesagt haben, auch wenn er es nicht in seinem Artikel erwähnt hat.«
    »In der Times steht, daß man sie nicht für einen Kommentar erreichen konnte. Es muß jemand anders gewesen sein. Eine undichte Stelle. Wahrscheinlich hat die gleiche Person Bremmer und Chandler informiert. Jemand, der mich kaputt machen will.«
    Edgar sagte nichts, und Bosch ließ das Thema fallen.
    »Ich muß jetzt zurück zum Gericht.«
    »He, wie war Lloyd? Ich habe im Radio gehört, er war der erste Zeuge.«
    »Ungefähr so, wie ich es erwartet habe.«
    »Scheiße. Wer ist als nächster dran?«
    »Ich weiß nicht. Irving und Locke, der Psychiater, sind für heute vorgeladen. Ich schätze, Irving ist der nächste. Er wird da weitermachen, wo Lloyd aufgehört hat.«
    »Viel Glück. Übrigens, falls du Beschäftigung suchst, meine kleine Show für die Presse wird heute abend im Fernsehen sein. Ich werde hier auf Anrufe warten und könnte deine Hilfe gebrauchen.«
    Bosch dachte kurz über seine Verabredung zum Abendessen mit Sylvia nach. Sie würde es sicher verstehen.
    »Ja, ich werde kommen.«
     
    Am Nachmittag lief die Verhandlung ohne größere Vorkommnisse ab. Bosch erkannte allmählich, daß Chandler eine Doppelstrategie verfolgte. Für die Beratung der Jury am Ende des Prozesses baute sie zwei Hypothesen auf und gab ihrer Klientin so zwei Chancen, das Preisgeld zu kassieren. Laut der ersten hatte Bosch ganz einfach einen unschuldigen Mann, den Falschen, erschossen. In der zweiten ging es um den Gebrauch tätlicher Gewalt. Selbst wenn die Jury entschied, daß der Familienvater Norman Church der Puppenmacher und Serienmörder war, mußten sie befinden, ob Bosch’ Verhalten korrekt und verhältnismäßig war.
    Sofort nach der Mittagspause rief Chandler ihre Klientin, Deborah Church, in den Zeugenstand. Unter Tränen erzählte sie von einer wundervollen Ehe mit einem wundervollen Ehemann, der mit Herzensgüte seinen Kindern, seiner Frau, seiner Mutter und seiner Schwiegermutter zugetan war. Kein Frauenhaß. Keinerlei Anzeichen, daß er als Kind mißhandelt worden war. Die Witwe hielt eine Schachtel mit Papiertaschentüchern umklammert, während sie aussagte, und zog nach jeder Frage ein frisches heraus.
    Sie trug ein klassisches schwarzes Witwenkleid. Bosch erinnerte sich, wie attraktiv Sylvia in Schwarz bei der Beerdigung ihres Mannes ausgesehen hatte. Deborah Church hingegen sah furchterregend aus. Sie schien ihre Rolle auszukosten. Die Witwe des unschuldig Gemeuchelten. Das wahre Opfer. Chandler hatte exzellente Regiearbeit geleistet.
    Es war eine gute Show. Aber sie war zu gut, um wahr zu sein. Chandler wußte das und sprach selbst die negativen Aspekte an, um dem Kreuzverhör den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie fragte Deborah Church, warum ihr Mann unter falschen Namen das Apartment über der Garage gemietet habe, da ihre Ehe doch so wundervoll gewesen sei.
    »Wir hatten Schwierigkeiten.« Sie brach ab, um sich mit einem Papiertaschentuch ein Auge zu tupfen. »Norman hatte viel Stress zuletzt; er trug große Verantwortung für die Flugzeugentwicklung. Er mußte die Abteilung vergrößern. Daher mietete er das Apartment – um allein zu sein und nachdenken zu können. Von der Frau, die er dorthin mitnahm, wußte ich nichts. Es war wahrscheinlich das erste Mal, daß er so was tat. Er war irgendwie naiv als Mensch, und ich glaube, daß sie das erkannte. Sie nahm sein Geld und hat ihn dann reingelegt, indem sie die Polizei anrief und diese verrückte Geschichte vom Puppenmacher erzählte. Schließlich war ja eine Belohnung ausgesetzt.«
    Bosch machte eine Notiz auf seinem Block und schob ihn dann zu Belk hinüber, der sie las und dann etwas auf seinen eigenen Block schrieb.
    »Was ist mit dem ganzen Make-up, das dort gefunden wurde, Mrs. Church?« fragte Chandler. »Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    »Ich kann nur sagen, daß ich es gewußt

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