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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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eingefallen, als sie nicht zurückkam. Und ich habe sie als vermißt gemeldet, Mann. Ich habe den Cops das Hotel genannt, zu dem sie gegangen ist, aber sie haben nie etwas unternommen. Schieb nicht alles auf mich. Verdammt, die Bullen haben behauptet, sie hätten den Typen, er sei tot. Ich dachte, es wäre sicher.«
    »Sicher für dich oder für die Mädchen, die du auf die Straße schickst?«
    »Meinst du, ich hätte sie gehen lassen, wenn ich es gewußt hätte. Ich hatte viel in sie investiert.«
    »Ich bin sicher, das hattest du.«
    Bosch schaute zu dem Mädchen und fragte sich, wann sie so aussehen würde wie die, der er auf der Straße zwanzig Dollar gegeben hatte. Er schätzte, daß Cerrones Mädchen alle verbraucht und mit dem Daumen nach oben auf der Straße endeten oder umkamen. Er wandte seinen Blick wieder Cerrone zu.
    »Rauchte Rebecca?«
    »Was?«
    »Rauchte sie. Du hast mit ihr zusammengelebt, du solltest es wissen.«
    »Nein, sie rauchte nicht. Es ist eine widerliche Angewohnheit.«
    Cerrone sah zur Blondine hinüber und warf ihr einen stechenden Blick zu. Bosch ließ seine Zigarette auf den weißen Teppich fallen und trat sie beim Aufstehen aus. Er steuerte auf die Tür zu, blieb aber noch einmal stehen, als er sie geöffnet hatte.
    »Cerrone, die Frau in der Bruchbude, wo du deine Post bekommst?«
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie zahlt keine Miete mehr.«
    »Was soll das?«
    Er erhob sich vom Boden, sein Stolz kehrte etwas zurück.
    »Sie zahlt keine Miete mehr. Ich werde ab und zu mal vorbeifahren. Falls sie Miete bezahlt, erhält dein Bewährungshelfer einen Anruf und der ganze Schwindel fliegt auf. Du verlierst die Bewährung und sitzt deine Strafe ab. Es ist nicht leicht, einen Dienstleistungsbetrieb vom County-Gefängnis zu führen. Es gibt nur zwei Telefone pro Etage und die Schwarzen bestimmen, wer es benutzt und wie lange. Du müßtest sie dann am Umsatz beteiligen.«
    Cerrone stand da und starrte ihn an, seine Schläfen schwollen vor Wut an.
    »Und ich hoffe, daß sie noch da ist, wenn ich komme«, sagte Bosch. »Falls ich höre, sie ist zurück nach Mexiko, gebe ich dir die Schuld und rufe deinen Bewährungshelfer an. Wenn ich höre, sie hat eine Eigentumswohnung gekauft, mach ich den Anruf. Hoffen wir in deinem Interesse, daß sie da ist.«
    »Das ist Erpressung«, sagte Cerrone.
    »Nein, du Arschloch, das ist Gerechtigkeit.«
    Er ließ die Tür offenstehen. Als er im Flur auf den Aufzug wartete, hörte er noch einmal Cerrone brüllen: »Halt’s Maul!«

13
    Die Fahrt zu Sylvias Haus verlief langsam, da der abendliche Berufsverkehr noch nicht abgeebbt war. Als er ins Haus trat, saß sie in ausgebleichten Blue Jeans und einem T-Shirt von der Grant High-School am Eßzimmertisch und las Lektüreberichte. Einen der Englischkurse, die sie in der elften Klasse an der Grant High-School im Valley unterrichtete, hieß »Los Angeles in der Literatur«. Sie hatte ihm erzählt, daß sie diese Klasse entwickelt hatte, damit die Schüler ihre Stadt besser kennenlernen würden. Die meisten kamen aus anderen Städten, anderen Ländern. In einer ihrer Klassen hätten die Schüler elf verschiedene Muttersprachen.
    Er legte die Hand auf ihren Nacken und beugte sich hinab, um sie zu küssen. Die Hausarbeiten, die vor ihr lagen, behandelten Nathanael Wests Roman »Der Tag der Heuschrecken«.
    »Hast du’s mal gelesen?« fragte sie.
    »Vor langer Zeit. Eine Englischlehrerin in der High-School hat es uns aufgegeben. Sie war verrückt.«
    Sie stieß ihm mit dem Ellbogen ins Bein.
    »Okay, du Witzbold. Wir wechseln schwierige und leichte Bücher. Davor haben sie ›Der große Schlaf‹ gelesen.«
    »Wahrscheinlich dachten sie, so sollte dieses Buch heißen.«
    »Du bist ja heute gut drauf. Ist etwas Positives passiert?«
    »Eigentlich nicht. Da draußen läuft nur Scheiße ab. Aber hier – ist es anders.«
    Sie stand auf, und sie umarmten sich. Mit seiner Hand fuhr er ihren Rücken hinauf und hinab, so wie sie es gern hatte.
    »Was passiert in dem Fall?«
    »Nichts. Alles. Vielleicht lande ich im Dreck. Ich frage mich, ob ich danach einen Job als Privatdetektiv bekommen kann. Wie Marlowe.«
    Sie machte sich frei.
    »Wovon redest du?«
    »Ich weiß es nicht. Von irgendwas. Ich muß heute abend noch was tun, ich werde am Küchentisch arbeiten. Du kannst hier bei deinen Heuschrecken bleiben.«
    »Du bist mit dem Kochen dran.«
    »Dann geh ich zum Colonel, Kentucky Fried Chicken.«
    »Scheiße.«
    »He, eine

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