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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einen Schritt zurück und wollte gehen, blieb aber noch einmal stehen und fragte sie, wie hoch die Miete sei. Sie antwortete, es seien hundert Dollar die Woche.
    Bosch nickte und ging.
    Draußen auf der Straße ging er zu einem Münzfernsprecher, der vor dem nächsten Apartmentgebäude stand. Er rief die Polizeizentrale an, gab der Telefonistin die Nummer und sagte, er brauche eine Adresse. Während er darauf wartete, dachte er an die schwangere Frau und fragte sich, warum sie hierblieb. Konnte es so viel schlimmer in ihrer mexikanischen Heimatstadt sein? Aber er wußte, daß es für einige so schwer gewesen war hierherzukommen, daß eine Rückkehr nicht in Frage kam.
    Während er Cerrones Post durchsah, kam eine der Anhalterinnen auf ihn zu. Sie trug ein oranges Trägerhemd über ihre chirurgisch vergrößerten Brüste. Sie hatte die Beine von ihren Jeans so weit oben abgetrennt, daß die weißen Taschen unten heraushingen. In einer konnte Bosch die Form einer Kondomschachtel ausmachen. Sie hatte das ausgemergelte, müde Aussehen einer Strohpuppe – einer Frau, die alles jederzeit und an jedem Ort machen würden, um ihre Crackpfeife am Rauchen zu halten. Mit Rücksicht auf ihre heruntergekommene Erscheinung schätzte Bosch sie auf nicht mehr als Zwanzig. Zu seiner Überraschung sprach sie ihn an: »Hallo, Darling, suchst du ein Tête-á-tête?«
    Er lächelte: »Du mußt ein bißchen vorsichtiger sein, wenn du nicht im Käfig landen willst.«
    »Oh, Scheiße«, fluchte sie und drehte ab.
    »Wart mal, kenn ich dich nicht? Ja … doch. Wie heißt du?«
    »Paß auf, ich sprech’ nicht mit dir und ich blas’ dir auch keinen. Also, ich muß gehen.«
    »Warte, warte . Ich will nichts. Ich dachte nur, ich kenne dich. Wir haben uns schon mal getroffen. Bist du nicht eins von Tommy Cerrones Mädchen? Genau, so haben wir uns kennengelernt.«
    Der Name ließ sie etwas stolpern. Bosch ließ den Hörer am Kabel runterhängen und lief ihr nach. Sie blieb stehen.
    »Hör zu, ich hab’ nichts mehr mit Tommy zu tun. Ich muß jetzt arbeiten.«
    Sie wandte sich von ihm ab und hielt den Daumen raus, als mehrere Wagen in südlicher Richtung vorbeifuhren.
    »Warte mal, sag mir nur, wo Tommy anzutreffen ist. Ich muß mit ihm wegen einer Sache sprechen.«
    »Was für eine Sache. Ich weiß nicht, wo er ist.«
    »Ein Mädchen. Erinnerst du dich an Becky? Schon ein paar Jahre her. Blondine mit Vorliebe für roten Lippenstift, hatte solche Dinger – wie du. Kann sein, daß sie sich Maggie nannte. Ich suche sie. Sie hat mal für Tom gearbeitet. Erinnerst du dich an sie?«
    »Das war vor meiner Zeit. Tommy habe ich seit vier Monaten nicht gesehen, und du willst mich wohl verscheißern.«
    Sie ging weg, und Bosch rief ihr hinterher: »Zwanzig Eier.«
    Sie blieb stehen und kam dann zurück.
    »Wofür?«
    »Eine Adresse. Ich verscheißer’ dich nicht, ich will ihn sprechen.«
    »Dann reich mal rüber.«
    Er nahm das Geld aus seiner Brieftasche und gab es ihr.
    Der Gedanke ging ihm durch den Kopf, daß die Sitte von Van Nuys das Viertel eventuell observierte und sich fragte, warum er einer Nutte einen Zwanziger gab.
    »Versuch’s im Grandview«, sagte sie. »Ich weiß nicht die Apartmentnummer, aber es ist in der obersten Etage. Sag ihm nicht, daß ich dich geschickt habe. Ich kriege sonst Probleme.«
    Sie steckte das Geld in eine der heraushängenden Taschen und ging. Bosch sah ihr nach, wie sie zwischen zwei Gebäuden verschwand, wahrscheinlich um einen Brocken Crack zu kaufen.
    Er kannte das Grandview und fragte sich, ob sie die Wahrheit gesagt hatte – und warum er ihr Geld gegeben hatte, jedoch nicht der Frau in Apartment Sechs. Die Telefonistin der Polizeizentrale hatte aufgehängt, als er zum Telefon zurückgekommen war.
    Bosch rief wieder an und fragte nach ihr. Sie gab ihm die Adresse, die zu der Telefonnummer gehörte. Suite P-1, Grandview Apartments auf dem Sepulveda Boulevard in Sherman Oaks.
    Er hängte ein. Soeben hatte er zwanzig Dollar für Crack Kokain herausgeschmissen.
    Im Auto sah er den Rest der Post durch. Es war zur Hälfte Werbung, der Rest waren Rechnungen für Kreditkarten und Wahlmaterial von republikanischen Kandidaten. Schließlich noch eine Einladung zu der Preisverleihung der Porno-Oscars in der folgenden Woche in Reseda.
    Bosch öffnete die Rechnung von American Express. Daß er etwas Illegales tat, bereitete ihm kein Kopfzerbrechen. Cerrone war ein Verbrecher, der seinen Bewährungshelfer belog. Er würde

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