Harry Bosch 09 - Letzte Warnung
Überfall abzugeben oder auch zu der Entscheidung, bei den Dreharbeiten echtes Geld zu verwenden. Unklar blieb, ob das Geld gegen Diebstahl versichert war.
Die Polizei äußerte sich nicht zu der Frage, weshalb sich Detective Bosch am Set befand, als die Schießerei begann. Allerdings erklärten verschiedene Quellen der Times gegenüber, Bosch habe im Mordfall Angella Benton ermittelt, die vier Tage zuvor in Hollywood erwürgt worden war. Benton, 24, war bei Eidolon Pictures beschäftigt, und die Polizei geht mittlerweile der Frage nach, ob ein Zusammenhang zwischen ihrer Ermordung und dem bewaffneten Raubüberfall besteht.
In einer von ihrer Pressesprecherin veröffentlichten Erklärung sagte Brenda Barstow: »Ich bin zutiefst bestürzt über den Vorfall, und ich bin in Gedanken bei der Familie des Mannes, der bei der Schießerei ums Leben kam.«
Ein BankLA-Sprecher erklärte, Raymond Vaughn sei sieben Jahre bei der Bank beschäftigt gewesen. Davor sei er in New York und Pennsylvania im Polizeidienst tätig gewesen. Simonson, der verwundete Bankmitarbeiter, ist ein Assistent des Vizepräsidenten der Bank, Gordon Scaggs, der für die Bereitstellung des Geldes für die Dreharbeiten verantwortlich war. Scaggs war bislang für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die Dreharbeiten wurden vorläufig eingestellt. Am Freitag stand noch nicht fest, wann die nächste Klappe fallen wird und ob bei der Fortsetzung der Dreharbeiten erneut echtes Geld verwendet wird.
Ich überflog einen begleitenden Artikel, der sich vor allem damit beschäftigte, wie ungewöhnlich es war, bei Dreharbeiten echtes Geld – und das in solchen Mengen – zu verwenden, und zwar ungeachtet des Umfangs der Sicherheitsvorkehrungen. In dem Bericht hieß es, aufgrund der schieren Menge der Geldscheine seien für den Transport vier Geldsäcke nötig gewesen. Außerdem wurde völlig zu Recht darauf hingewiesen, es sei unwahrscheinlich, dass jemals die ganzen zwei Millionen Dollar in einer einzigen Kameraeinstellung zu sehen seien. Trotzdem waren die Produzenten der Forderung des Regisseurs nachgekommen, nicht nur echtes Geld zu verwenden, sondern aus Gründen der Authentizität auch die gesamten zwei Millionen. Allerdings ließen die in dem Artikel zitierten, aber nicht namentlich genannten Insider und Hollywood-Kenner anklingen, dass es dabei nicht um Geld oder Authentizität oder gar Kunst gegangen sei. Es sei einfach eine Machtfrage gewesen. Wolfgang Haus machte es, weil er es konnte. Der Regisseur konnte eine lückenlose Reihe von Filmen vorweisen, von denen jeder über 200 Millionen eingespielt hatte. In vier kurzen Jahren war er von einem kleinen Independentfilmer zu einer wichtigen Hollywoodgröße aufgestiegen. Indem er zwei Millionen Dollar in echten Scheinen für das Drehen relativ unspektakulärer Szenen verlangte, machte er seinen neu gewonnenen Einfluss geltend. Er hatte die Macht, zwei Millionen zu verlangen und an den Set geliefert zu bekommen. Lediglich ein weiteres Beispiel von Hollywood-Habgier. Nur kam diesmal noch Mord dazu.
Ich ging weiter zu einer Meldung, die zwei Tage nach dem Raubüberfall erschienen war. Es war ein Neuaufguss der Meldungen vom ersten Tag mit wenig neuen Informationen über den Stand der Ermittlungen. Es gab keine Festnahmen und keine Verdächtigen. Die bemerkenswerteste neue Information war, dass Warner Bros. das Studio, das den Film finanzierte, den Geldhahn zugedreht und das Projekt sieben Tage nach Drehbeginn eingestellt hatte, nachdem Hauptdarstellerin Brenda Barstow aus Sicherheitsgründen ausgestiegen war. In dem Bericht wurden namentlich nicht genannte Quellen aus dem Produktionsteam angeführt, die andeuteten, Barstow habe sich in Wirklichkeit aus anderen Gründen zurückgezogen und eine ihre persönliche Sicherheit betreffende Vertragsklausel lediglich als Vorwand benutzt. Diese anderen Gründe waren zum einen ihre Auffassung, die Produktion stehe unter einem schlechten Stern, der sich auch auf den Kassenerfolg des Films auswirken könne, sowie ihre Unzufriedenheit mit der endgültigen Drehbuchfassung, die erst fertig gestellt worden war, nachdem sie ihren Vertrag unterzeichnet hatte.
Zum Schluss kam der Artikel noch einmal auf den Stand der Ermittlungen zurück und wies daraufhin, dass neben dem Raubüberfall und der Schießerei auch der Mord an Angella Benton Gegenstand des Verfahrens sei und die Robbery-Homicide-Division den Fall von der Hollywood Division übernommen habe. Ich sah, dass im
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