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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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unteren Teil des Zeitungsausschnitts ein Absatz eingekreist war. Höchstwahrscheinlich vier Jahre zuvor von mir.
    Quellen bestätigten der Times, dass die Nummern der bei dem Überfall geraubten Geldscheine zum Teil registriert waren. Die Spur dieser Scheine zu verfolgen, stellt nach Ansicht der Ermittlungsbeamten gegenwärtig die beste Chance dar, die Verdächtigen zu identifizieren und festzunehmen.
    Ich konnte mich nicht erinnern, den Absatz vier Jahre zuvor eingekreist zu haben, und fragte mich, warum ich es getan hatte – als der Artikel erschien, war mir der Fall bereits entzogen worden. Ich nahm an, dass ich mich damals unabhängig davon, ob ich noch für ihn zuständig war, weiter für den Fall interessiert hatte und wissen wollte, ob die Quelle der Reporterin eine zutreffende Information gegeben hatte oder lediglich hoffte, die Räuber würden in Panik geraten, wenn sie in der Zeitung lasen, die Geldscheine könnten unter Umständen mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Vielleicht hätte es dazu geführt, dass sie länger auf dem Geld sitzen blieben, und somit die Chancen seiner vollständigen Wiederbeschaffung erhöht.
    Wunschdenken. Inzwischen spielte es keine Rolle mehr. Ich faltete die Zeitungsausschnitte zusammen und legte sie beiseite. Ich dachte über besagten Tag in diesem Haus nach. Die Zeitungsmeldungen waren nur eine Blaupause, so weit entfernt von der Realität wie eine Luftaufnahme. Als versuchte man sich vorzustellen, wie es 1967 in Vietnam war, indem man sich abends Walter Cronkite im Fernseher anschaute. Die Geschichten übermittelten nichts von der Konfusion, dem Geruch von Blut und Angst, dem sengenden Ansturm von Adrenalin, das in die Röhren schwappte wie Fallschirmjäger, die über Feindesland von der Rampe einer C-130 sprangen, »Hopp! Hopp! Hopp!«
    Ich war damals in einem Wohnwagen gewesen, der in der Selma Avenue stand. Ich sprach gerade mit Wolfgang Haus, dem Regisseur des Films, über Angella Benton. Ich suchte nach irgendetwas, woran ich mich hätte festhalten können. Ihre Hände ließen mich nicht mehr los, und in diesem Wohnwagen kam mir plötzlich der Gedanke, auch die Hände könnten Teil der bewussten Inszenierung des Tatorts gewesen sein. Inszeniert von einem Regisseur. Ich setzte Haus unter Druck, rückte ihm auf die Pelle, wollte wissen, wo er sich in fraglicher Nacht aufgehalten hatte. Und dann klopfte es, und die Tür ging auf, und alles änderte sich.
    »Wolfgang«, sagte ein Mann mit einer Baseballmütze. »Der Panzerwagen mit dem Geld ist hier.«
    Ich sah Haus an.
    »Welches Geld?«
    Und dann fiel der Groschen.
    Jetzt blicke ich auf die Erinnerung zurück und sehe alles in Zeitlupe. Ich sehe den ganzen Ablauf, jede Einzelheit. Ich kam aus dem Wohnwagen des Regisseurs und sah zwei Häuser weiter den roten Geldtransporter mitten auf der Straße stehen. Die Hecktür war offen, und ein Mann in einer Uniform reichte zwei anderen Männern Geldsäcke nach draußen. Zwei Männer in Anzügen, einer wesentlich älter als der andere, standen dabei und beobachteten alles.
    Als sich die Geldträger dem Haus zuwandten, ging die Seitentür eines auf der anderen Straßenseite geparkten Lieferwagens auf, und drei Männer in Skimasken kamen heraus. Durch die offene Tür des Lieferwagens sah ich einen vierten Mann am Steuer sitzen. Meine Hand fuhr unter meine Jacke zu der Schusswaffe an meiner Hüfte, aber ich behielt sie dort. Die Situation war zu unberechenbar. Zu viele Menschen, und sie befanden sich im potenziellen Schussfeld. Ich ließ den Dingen ihren Lauf.
    Die Räuber näherten sich den Geldträgern von hinten, überrumpelten sie und nahmen ihnen ohne einen Schuss die Säcke ab. Aber als sie sich dann auf die Straße und zum Lieferwagen zurückzogen, geschah das Unerklärliche. Der Mann, der ihnen Deckung bieten sollte und keinen Geldsack trug, blieb stehen, spreizte die Beine und hob mit beiden Händen seine Waffe. Ich konnte es mir nicht erklären. Was hatte er gesehen? Wo war die Bedrohung? Wer hatte eine falsche Bewegung gemacht? Der Mann eröffnete das Feuer, und der ältere Mann im Anzug, der die Hände gehoben hatte und keine Bedrohung war, fiel rücklings auf die Straße.
    In weniger als einer Sekunde brach ein heftiges Feuergefecht los. Der Wachmann im Geldtransporter, die Sicherheitsbeamten und die nicht im Dienst befindlichen Cops im Garten vor dem Haus, sie alle eröffneten das Feuer. Ich zog meine Waffe und rannte über den Rasen auf den gepanzerten

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