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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zu versuchen, die Aufschrift zu lesen.
    »Und, was ist das für ein Gefühl? Kriegst du einen Ständer, wenn du dir ansiehst, was du getan hast? Einen Möchtegernständer, in deinem Fall.«
    »Harry, was …«
    »Wo ist sie, Law?«
    »Wo ist wer? Harry, ich weiß wirklich nicht, was …«
    »Spar dir das Getue. Du weißt ganz genau, was ich meine. Du hast zwar dagesessen wie eine Marionette, aber trotzdem hattest du die ganze Zeit die Fäden in der Hand. Und hast mich daran tanzen lassen.«
    »Harry, bitte.«
    »Komm mir nicht mit diesem ›Harry, bitte‹-Scheiß. Du wolltest dich an ihnen rächen, und dafür kam ich dir gerade recht. Also, du hast dein Ziel erreicht, Law. Ich habe alle vier erledigt, genau wie du dachtest. Wie du hofftest. Du hast mich genau so tanzen lassen, wie du wolltest.«
    Er sagte nichts. Er hatte die Augen niedergeschlagen, weg von meinen.
    »Aber jetzt gibt es etwas, was ich von dir will. Ich will wissen, wo ihr, du und Jack, Marty Gessler versteckt habt. Ich will sie nach Hause bringen.«
    Er blieb weiter still und hielt den Blick von mir abgewandt. Ich nahm den Ordner aus seinem Schoß, schlug ihn auf der Kommode auf und begann, darin zu blättern.
    »Ich bin erst drauf gekommen, als es jemand merkte, dem ich viel beigebracht habe«, sagte ich, während ich die Dokumente durchsah. »Sie war es, die meinte, es muss ein Polizist gewesen sein. Nur dann hätte Gessler so leicht überrumpelt werden können. Und sie hatte vollkommen Recht. Diese vier Luschen hätten nicht das Zeug dazu gehabt.«
    Ich deutete auf den leeren Bildschirm.
    »Sieh dir doch mal an, was dabei herausgekommen ist, als sie mich erledigen wollten.«
    Ich fand, wonach ich im Ordner gesucht hatte. Eine Karte des Griffith Park. Ich begann, sie auseinander zu falten. Die Knickstellen brachen knackend. Die Karte war wahrscheinlich fünf Jahre lang gefaltet in dem Ordner gewesen. Sie war an der Stelle markiert, an der Antonio Markwells Leiche im Bronson Canyon gefunden worden war.
    »Sobald mich jemand auf diese Möglichkeit gebracht hatte, wurde mir alles klar. Mit dem Benzin war das immer so eine Sache gewesen. Jemand hatte mit ihrer Kreditkarte mehr Benzin bezahlt, als der Tank ihres Autos fasste. Das war ein Fehler, Law. Ein schwerer. Nicht, dass ihr die Karte zum Tanken benutzt habt. Das sollte der Irreführung dienen. Aber dass ihr so viel getankt habt. Beim FBI dachten sie, es wäre vielleicht ein Lkw gewesen. Aber ich denke inzwischen, es war ein Crown Vic. Die Police-Interceptor-Ausführung, die sie speziell für die Polizei bauen. Das Modell mit dem größeren Benzintank, damit man auf Verbrecherjagd nicht plötzlich mit leerem Tank liegen bleibt.«
    Inzwischen hatte ich die Karte des riesigen Bergparks mit seinen vielen gewundenen Straßen und Fußwegen behutsam ausgebreitet. Darauf waren auch die Straße durch den Bronson Canyon und der Forstweg, der noch weiter in das felsige Terrain hinaufführte. Und darauf war auch das Areal, dessen Höhlen und Gänge aus der Zeit stammten, als der Canyon als Steinbruch diente und sein zu Schotter zermalmtes Gestein im ganzen Westen zum Eisenbahnbau verwendet wurde. Ich breitete die Karte über Cross' Schoß und seine leblosen Arme.
    »Ich stelle mir den Hergang folgendermaßen vor: Ihr seid ihr von Westwood gefolgt. Dann habt ihr sie an einer abgelegenen Stelle des Passes an den Straßenrand fahren lassen. Ihr habt das Blaulicht eures Crown Vic angemacht, weshalb sie dachte: Alles klar, das sind Cops. Aber dann habt ihr sie in den Kofferraum dieses großen Autos mit dem großen Tank gesperrt. Einer von euch fuhr ihren Wagen zum Flughafen, der andere fuhr ihm hinterher und nahm ihn von dort mit. Wahrscheinlich seid ihr mit ihrem Auto vorher noch rückwärts gegen ein anderes Auto oder einen Pfeiler oder sonst was gefahren. Raffiniert. Die Ermittler auf eine falsche Fährte locken. Dann fahrt ihr in die Wüste hoch und tankt dort mit ihrer Karte. Wieder zur Irreführung. Und dann fahrt ihr zurück und bringt sie in das richtige Versteck. Wer von euch beiden war es, Law? Wer von euch beiden hat ihr alles genommen, was sie hatte und jemals gehabt hätte?«
    Ich rechnete nicht mit einer Antwort und ich bekam auch keine. Ich deutete auf die Karte.
    »Also, ich tippe auf Folgendes: Ihr beide seid zu einer Stelle gefahren, die ihr bestens kanntet, zu einer Stelle, wo niemand nach Marty Gessler suchen würde, weil alle oben in der Wüste nach ihr suchten. Ihr wolltet sie gut

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