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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wir das letzte Mal über den Fall gesprochen haben. Was hast du mir zu sagen vergessen?«
    »Niemand war hier und hat mit mir über den Fall gesprochen, Harry. Du bist der Einzige. Das musst du mir glauben.«
    »Ich glaube dir. Das war blöd von mir. Aber was hast du nun eigentlich vergessen? Warum wolltest du mich anrufen?«
    Er schloss kurz die Augen, öffnete sie aber wieder. Sie waren klar und unverwandt auf mich gerichtet.
    »Ich habe dir doch erzählt, Taylor hätte das Geld versichert, oder?«
    »Ja, das hast du gesagt.«
    »Ich habe nur vergessen, dass die Versicherung – wie sie hieß, fällt mir gerade nicht ein …«
    »Global Underwriters. Neulich konntest du dich erinnern.«
    »Richtig. Global Underwriters. Eine der Bedingungen, die sie bei Global stellten, war, dass der Verleiher – das war BankLA – alle Scheine scannt.«
    »Die Scheine scannen? Was meinst du damit?«
    »Die Nummern registrieren.«
    Ich erinnerte mich an den Absatz, den ich auf dem Zeitungsausschnitt eingekreist hatte. Offensichtlich hatte es gestimmt. Ich fing im Kopf zu rechnen an. Zwei Millionen geteilt durch hundert. Fast hatte ich es, doch dann entglitt mir die Zahl.
    »Das sind eine Menge Nummern.«
    »Ich weiß. Deswegen sperrte sich die Bank zunächst auch – sie meinten, dafür wären eine ganze Woche lang vier Leute nötig, jedenfalls irgendwas um den Dreh herum. Also einigten sie sich auf einen Kompromiss. Sie machten es stichprobenartig. Sie registrierten zehn Scheine aus jedem Bündel.«
    Aus dem Times-Artikel wusste ich, dass das Geld in Bündeln zu 25.000 Dollar geliefert worden war. Das schaffte ich im Kopf gerade noch. Achtzig Bündel gaben zwei Millionen.
    »Dann haben sie also achthundert Nummern registriert. Das sind immer noch nicht gerade wenig.«
    »Ja, ich erinnere mich, der Ausdruck hatte so um die sechs Seiten.«
    »Und was hast du damit gemacht?«
    »Gib mir doch noch einen Schluck von dem schwarzen Bush.«
    Ich hielt ihm den Flachmann an die Lippen. Ich konnte spüren, dass er fast leer war. Ich wollte unbedingt bekommen, was Cross hatte, aber dann nichts wie weg. Ich wurde in seine trostlose Welt gesaugt, und das gefiel mir nicht.
    »Hast du die Nummern damals weitergegeben?«
    »Ja, wir haben die Liste an alle verschickt. Auch das FBI hat eine gekriegt. Und über die Jungs von der Abteilung Raub haben wir die Liste an alle Banken im County rausgehen lassen. Sogar an Vegas Metro hab ich sie geschickt, damit die sie an die Casinos weitergeben.«
    Ich nickte und wartete auf mehr.
    »Aber du weißt ja, wie es ist, Harry. So eine Liste bringt nur was, wenn sie auch jemand benützt. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber es sind ganz schön viele Hunderter in Umlauf, und wenn man an den richtigen Stellen mit einem bezahlt, denkt sich kein Mensch was dabei. Niemand nimmt sich die Zeit, die Nummer auf einer sechsseitigen Liste nachzusehen. Dazu hat kein Schwein Zeit oder Lust.«
    Es stimmte. Registrierte Geldscheine wurden am häufigsten als Beweismaterial verwendet, wenn sie im Besitz einer Person gefunden wurden, die einer Straftat wie zum Beispiel eines Bankraubs verdächtigt wurde. Ich konnte mich nicht erinnern, in einem Fall ermittelt zu haben oder auch nur von einem gehört zu haben, bei dem markierte oder registrierte Scheine mit einem Verdächtigen in Verbindung gebracht worden waren, weil dieser mit ihnen bezahlt hatte.
    »Und weil du mir das zu sagen vergessen hast, wolltest du mich noch mal anrufen?«
    »Nein, nicht nur deswegen. Das war noch nicht alles. Ist noch ein bisschen was in deinem Flachmann?«
    Ich schüttelte den Flachmann, damit er hören konnte, dass er fast leer war. Ich ließ ihn trinken, was noch übrig war. Dann schraubte ich ihn zu und steckte ihn in meine Jackentasche.
    »Das war alles, Law. Bis zum nächsten Mal. Aber jetzt rück endlich raus damit. Was wolltest du mir noch erzählen?«
    Seine Zunge kam aus diesem fürchterlichen Loch von einem Mund hervor und leckte einen Tropfen Whiskey aus dem Mundwinkel. Es war erbärmlich, und ich wandte mich ab, als wollte ich auf dem Bildschirm nach der Uhrzeit sehen, denn er brauchte nicht zu wissen, dass ich es gesehen hatte. Im Moment kam gerade der Börsenbericht. Neben dem besorgten aufgedunsenen Gesicht des Sprechers war ein Diagramm mit einer abwärts gerichteten roten Linie auf dem Bildschirm.
    Ich sah wieder Cross an und wartete.
    »Also«, begann er. »Als der Fall, ich weiß nicht, ungefähr zehn Monate alt war, fast

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