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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Aufregung. Ich hab noch mehr.«
    Nachdem ich die Pinkelflasche ausgespült und auf die Seifenschale zurückgestellt hatte, kehrte ich ins Schlafzimmer zurück.
    »Law, im Bad ist keine Trinkflasche. Was soll ich jetzt machen?«
    »Verdammt, dann hat sie sie wahrscheinlich weggenommen. Sie weiß, was ich vorhabe. Hast du den Flachmann?«
    »Ja, hier.«
    Ich klopfte durch den Stoff meines Sportsakkos darauf.
    »Hol ihn schon raus. Lass mal probieren.«
    Ich zog den Flachmann heraus und öffnete ihn. Ich hielt ihn ihm an den Mund und ließ ihn einen Schluck nehmen. Er hustete laut, und es lief etwas über seine Wange und seinen Hals auf das Polster des Stuhls.
    »Herrgott noch mal!«, keuchte er.
    »Was ist?«
    »Herrgott …«
    »Was ist? Alles in Ordnung, Law? Ich hole lieber mal Danny.«
    Ich wandte mich zur Tür, aber er hielt mich zurück.
    »Nein, nein. Alles okay. Mir fehlt nichts. Ich habe … es ist nur schon so lange her, mehr nicht. Gib mir noch einen.«
    »Law, wir müssen reden.«
    »Ich weiß. Nur noch einen Schluck.«
    Ich hielt ihm den Flachmann wieder an den Mund und flößte ihm einen kräftigen Schluck ein. Diesmal bekam er ihn problemlos hinunter und schloss die Augen.
    »Black Bush … aah, ist das gut.«
    Ich lächelte und nickte.
    »Scheiß auf die Ärzte«, sagte er. »Einen Bushmills vertrage ich immer, Harry. Jederzeit.«
    Er war jemand, der sich nicht bewegen konnte. Trotzdem konnte ich sehen, wie sich der Whiskey in seine Augen vorarbeitete und sie weicher machte.
    »Sie will mir nichts geben«, sagte er. »Strikte Anweisung der Ärzte. Die einzigen Gelegenheiten, bei denen ich mal einen Schluck kriege, sind, wenn mal einer von euch Jungs zu Besuch kommt. Und das ist nicht so oft. Wer will schon vorbeikommen und sich so was Jämmerliches ansehen …
    Du musst mich öfter besuchen kommen, Harry. Der Fall ist mir an sich egal. Lös ihn oder lös ihn meinetwegen auch nicht, aber komm ab und zu vorbei.«
    Sein Blick wanderte zum Flachmann.
    »Und bring deinen Freund da mit. Bring immer einen Freund mit.«
    Langsam dämmerte es mir. Cross hatte mir etwas verschwiegen. Ich war schon an dem Tag, bevor ich Taylor aufgesucht hatte, bei ihm gewesen. Cross war der Punkt, an dem ich hatte anfangen müssen. Aber er hatte mir etwas verschwiegen, damit ich wieder käme – mit einem Flachmann. Möglicherweise ging es ihm bei dem Ganzen – bei seinem Anruf, damit ich den Fall neu aufrollte – in Wirklichkeit nur um eines. Um den Flachmann.
    Ich hielt die brieftaschengroße Flasche hoch.
    »Du hast mir was verschwiegen, Law, damit ich dir das hier mitbringe.«
    »Nein. Ich wollte Danny bei dir anrufen lassen. Da war etwas, was ich vergessen habe.«
    »Also, das weiß ich bereits. Ich rede mit Taylor und prompt kriege ich Besuch aus dem fünften Stock; jemand, der mir sagt, ich soll die Finger von der Sache lassen, weil sich bereits jemand darum kümmert. Und zwar Leute, die nicht lange fackeln.«
    Cross' Augen zuckten in seinem erstarrten Gesicht hin und her.
    »Nein«, sagte er.
    »Wer war vor mir bei dir, Law?«
    »Niemand. Niemand war wegen des Falls hier.«
    »Wen hast du angerufen, bevor du mich angerufen hast?«
    »Niemand, Harry, Ehrenwort.«
    Ich muss lauter geworden sein, denn plötzlich ging die Tür auf, und Cross' Frau stand da.
    »Ist irgendwas?«
    »Alles in Ordnung, Danny«, sagte ihr Mann. »Lass uns allein.«
    Sie blieb kurz in der Tür stehen, und ich sah ihren Blick zu dem Flachmann in meiner Hand wandern. Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, selbst einen Schluck daraus zu nehmen, damit sie dächte, er wäre für mich. Aber in ihren Augen konnte ich sehen, dass sie genau wusste, was gespielt wurde. Sie rührte sich ziemlich lange nicht, und dann kamen ihre Augen zu meinen hoch und blieben kurz auf ihnen ruhen. Dann machte sie einen Schritt zurück und schloss die Tür. Ich sah wieder Cross an.
    »Wenn sie es bisher nicht wusste, weiß sie es jetzt.«
    »Das ist mir egal. Wie spät ist es, Harry? Ich kann nicht richtig auf den Bildschirm sehen.«
    Ich blickte zu der Ecke des Bildschirms hoch, in der bei CNN immer die Uhrzeit eingeblendet ist.
    »Es ist achtzehn Minuten nach elf. Wer hat dich besucht, Law? Ich will wissen, wer den Fall übernommen hat.«
    »Ich hab dir doch gesagt, Harry, niemand war hier. Soviel ich bis eben gerade wusste, ist dieser Fall toter als meine Scheißbeine hier.«
    »Und was hast du mir dann nicht erzählt, als ich letztes Mal hier war?«
    Sein

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