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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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dass man seinen Dienstwagen mit nach Hause nehmen durfte. Dieser Dienstwagen war ein Ford Crown Victoria gewesen, das Police-Interceptor-Modell, das röhrte wie ein Panzer und mit Kunststoffsitzen, Spezialfederung und extra großem Tank ausgestattet war. Ich hatte im Dienst nie tanken müssen. Der Wagen war vom Fuhrparkpersonal der Polizeistation automatisch vollgetankt worden. Als ganz gewöhnlicher Bürger musste ich erst wieder lernen, auf die Treibstoffanzeige zu achten. Sonst konnte mir passieren, dass ich plötzlich am Straßenrand liegen blieb.
    Ich nahm mein Handy von der Mittelkonsole und machte es an. An sich brauchte ich kein Mobiltelefon, aber ich hatte das Handy, das ich im Dienst immer dabeigehabt hatte, behalten. Vielleicht dachte ich, es würde mal jemand aus der Station anrufen und mich wegen eines Falls oder sonst was um Rat fragen. Vier Monate lang lud ich es regelmäßig auf und machte es jeden Morgen an. Es rief niemand an. Nachdem mir zum zweiten Mal das Benzin ausgegangen war, ließ ich es für den Fall, dass ich mal wieder am Straßenrand liegen blieb und Hilfe brauchte, in der Ladestation in der Mittelkonsole.
    Jetzt brauchte ich Hilfe, aber nicht von der Straßenrandsorte. Ich rief die Auskunft an und ließ mir die Nummer des Federal Bureau of Investigation in Los Angeles geben. Ich wählte die Nummer und fragte nach dem Leiter der Abteilung Bankraub. Ich nahm an, die Agentin, die sich an Dorsey gewandt hatte, könnte der für Banküberfälle zuständigen Abteilung angehört haben. Es war die Abteilung, die am häufigsten mit Geldscheinnummern zu tun hatte.
    Ich wurde zu jemandem durchgestellt, der sich nur mit »Nunez« meldete.
    »Agent Nunez?«
    »Ja, womit kann ich Ihnen helfen?«
    Ich wusste, dass man mit einem FBI-Agenten nicht genauso umspringen konnte wie mit der Sekretärin eines Filmbosses. Bei Nunez musste ich möglichst ehrlich sein.
    »Mein Name ist Harry Bosch. Ich habe gerade nach ungefähr dreißig Jahren Dienst meinen Abschied vom LAPD genommen und …«
    »Schön für Sie«, sagte er kurz angebunden. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Naja, das ist, was ich Ihnen zu erklären versuche. Vor etwa vier Jahren hatte ich einen Mordfall, der in Zusammenhang mit einem großen Raubüberfall stand, bei dem registrierte Scheine gestohlen wurden.«
    »Was war das für ein Fall?«
    »Der Fallname sagt Ihnen wahrscheinlich nichts, aber es war der Mord an Angella Benton. Der Mord ging dem Raubüberfall auf einem Filmset in Hollywood voraus. Er sorgte für ziemliches Aufsehen. Die Täter entkamen mit zwei Millionen Dollar in Hundertdollarscheinen. Von achthundert waren die Nummern registriert.«
    »Ich erinnere mich. Aber damit hatten wir nichts zu tun. Wir hatten …«
    »Das weiß ich. Wie bereits gesagt, hatte ich den Fall.«
    »Na schön, und was kann ich jetzt für Sie tun?«
    »Mehrere Monate nach Beginn des Ermittlungsverfahrens rief eine Agentin Ihrer Dienststelle beim LAPD an, um eine Anomalie in Zusammenhang mit den registrierten Nummern zu melden. Sie hatte die Liste mit den Nummern, weil wir alles an Sie geschickt hatten.«
    »Eine Anomalie?«
    »Eine Anomalie ist eine Abweichung, etwas, das nicht …«
    »Ich weiß, was das Wort bedeutet. Ich wollte wissen, welche Anomalie Sie meinen.«
    »Ach so, Entschuldigung. Diese Agentin rief an und sagte, eine der Nummern wäre ein Druckfehler oder ein paar Ziffern wären vertauscht, irgendetwas in der Art. Aber das ist nicht der Grund, warum ich anrufe. Sie sagte, sie hätte ein Computerprogramm, um Nummern von derartigen Fällen miteinander zu vergleichen. Ich glaube, das Programm war von ihr selbst, sie hatte es selbst entwickelt. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Nicht der Fall, sondern die Agentin. Eine Agentin, die so ein Programm hatte.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihren Namen nicht mehr weiß. Das heißt, eigentlich habe ich ihn nie gewusst, weil sie nur mit einem der für den Fall zuständigen Ermittler gesprochen hat. Aber wenn es geht, würde ich gern mit ihr sprechen.«
    »Worüber wollen Sie mit ihr sprechen? Sagten Sie nicht, Sie sind pensioniert?«
    Ich wusste, dass es darauf hinauslaufen würde, und das war mein wunder Punkt. Ich hatte keine Dienststelle, keinen offiziellen Status. Entweder man hatte eine Dienstmarke, die einem alle Türen öffnete, oder man hatte keine. Ich hatte keine.
    »Manche Fälle sterben langsam, Agent Nunez. Ich arbeite noch daran. Da es sonst niemand tut, dachte ich, versuche ich es

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