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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Vorgehensweise basierte auf der Annahme, dass Cross und Dorsey deshalb nichts gefunden hatten, was Benton mit dem Raubüberfall in Verbindung brachte, weil es nichts zu finden gab. Ihr Tod war Teil eines raffinierten Plans gewesen, eine sorgfältig geplante Irreführung innerhalb einer Irreführung. Inzwischen hatte ich eine Liste mit neun Namen, die das Resultat meiner 3-Meilen-Radtour mit Taylor waren. Alle Personen, die an der Planung der Geldtransaktion beteiligt gewesen waren. Jeder – zumindest soweit Taylor das sagen konnte –, der wusste, dass das Geld an den Set geliefert werden sollte, wann es geliefert werden sollte und wer es liefern sollte. Hier würde ich anfangen.
    Doch jetzt hatte ich einen ziemlich fies angeschnittenen Ball zugespielt bekommen: die Geschichte, die mir Cross über die Nummern der Geldscheine erzählt hatte und dass mindestens eine von ihnen falsch gewesen war. Er hatte gesagt, er habe es Dorsey überlassen, der Sache weiter nachzugehen, und wisse nicht, was dabei herausgekommen sei. Kurz darauf war Dorsey gestorben und mit ihm der Fall. Aber jetzt interessierte ich mich für die Sache. Es war eine Anomalie, und es musste ihr nachgegangen werden. Das und Kiz Riders Warnung mit dem vagen Hinweis auf ›diese Leute‹ kitzelte etwas in mir wach, was ich lange nicht mehr gespürt hatte. Ein schwaches Ziehen zu dem Dunkel hin, das ich einmal so gut gekannt hatte.

8
    Ich fuhr nach Hollywood zurück und genehmigte mir im Musso's ein spätes Mittagessen. Als Appetitanreger einen Ketel One Martini, gefolgt von einem Hähnchenauflauf mit Sahnespinat. Eine gute Zusammenstellung, aber nicht so gut, dass ich darüber Lawton Cross und seinen Zustand vergessen hätte. Um etwas nachzuhelfen, bestellte ich einen zweiten Martini und versuchte, mich auf andere Dinge zu konzentrieren.
    Ich war seit meiner Abschiedsfeier nicht mehr im Musso's gewesen, und irgendwie hatte mir das Lokal gefehlt. Ich machte mir gerade mit gesenktem Kopf ein paar Notizen, als ich im Restaurant eine Stimme hörte, die ich kannte. Ich schaute auf und sah, wie Captain LeValley und ein Mann, den ich nicht kannte, an einen Tisch geführt wurden. Sie war die Leiterin der Hollywood Division, die nur ein paar Straßen weiter lag. Drei Tage, nachdem ich meine Dienstmarke in eine Schreibtischschublade gelegt hatte und nach Hause gefahren war, hatte sie mich angerufen und mich gebeten, es mir noch einmal zu überlegen. Fast hätte sie mich herumgekriegt, aber ich sagte nein. Ich bat sie, meine Kündigung weiterzuleiten, was sie dann auch tat. Sie kam nicht zu meiner Abschiedsfeier, und wir hatten seitdem nicht mehr miteinander gesprochen.
    Sie sah mich nicht und saß mit dem Rücken zu mir an einem Tisch, der so weit entfernt war, dass ich nichts von ihrer Unterhaltung mitbekam. Ich verdrückte mich durch den Hinterausgang, ohne meinen zweiten Martini auszutrinken. Auf dem Parkplatz bezahlte ich den Parkwächter und stieg in mein Auto, einen Mercedes ML 55, den ich gebraucht von jemandem gekauft hatte, der nach Florida gezogen war. Es war der einzige größere Luxus, den ich mir nach meiner Pensionierung geleistet hatte. Für mich stand das ML 55 für Money Lost, verlorenes Geld: 55.000 Dollar, denn so viel hatte ich dafür gezahlt. Er war der schnellste Geländewagen, der für den Straßenverkehr zugelassen war. Aber das war nicht der wahre Grund, warum ich ihn gekauft hatte. Auch nicht der niedrige Kilometerstand. Ich hatte ihn gekauft, weil er schwarz war und nicht auffiel. Jedes fünfte Auto in L.A. war ein Mercedes – so schien es zumindest. Und jeder fünfte davon war ein schwarzer Geländewagen der M-Klasse. Ich denke, ich wusste vielleicht schon lange vor Antritt der Reise, wohin ich unterwegs war. Acht Monate, bevor ich es brauchte, hatte ich ein Auto gekauft, das mir als Privatdetektiv gute Dienste leisten würde. Es bot Schnelligkeit und Komfort, es hatte dunkel getönte Fenster, und wenn jemand in L.A. in den Rückspiegel schaute und so einen Wagen sah, dachte er sich nichts dabei.
    Ich brauchte einige Zeit, um mich an den Mercedes zu gewöhnen. Sowohl was den Komfort anging als auch in punkto Betrieb und Wartung. Um genau zu sein: Mir war schon zweimal das Benzin ausgegangen. Das war eine dieser Kleinigkeiten, die mit der Rückgabe der Dienstmarke einhergingen. Vor meiner Pensionierung war ich mehrere Jahre lang Detective dritten Grades gewesen. Damit hatte ich den Status eines Vorgesetzten, und dazu gehörte auch,

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