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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einverstanden, mit mir zu Mittag zu essen, sagte aber, er werde mich deswegen noch mal anrufen. Aus Erfahrung wusste ich, dass es schwierig war, ein Mittagessen vorauszuplanen, wenn man beim Morddezernat war. Das Ganze würde so aussehen, dass er mich an dem Morgen anrief, an dem er in der Mittagspause frei hatte. So funktionierte das. Wir sagten, wir würden voneinander hören, und beendeten das Gespräch. Es war schön zu wissen, dass er anscheinend nicht den gleichen Groll über meinen abrupten Abschied von unserer Partnerschaft und von der Polizei empfand wie Kiz Rider.
    Ich rief wieder beim FBI an und ließ mich zu Nunez durchstellen. Ich tat so, als hätte ich nicht mit Edgar telefoniert.
    »Sind Sie schon dazu gekommen, den Anruf zu machen?«
    »Ja, aber sie war nicht da. Ich habe mit Ihrem alten Partner gesprochen.«
    »Rider?«
    »Nein, er hieß Edgar.«
    »Ach so, Jerry. Wie geht's ihm?«
    »Keine Ahnung. Hab ihn nicht gefragt. Aber Sie doch bestimmt, als er Sie gerade angerufen hat.«
    »Wie bitte?«
    Er hatte mich eiskalt erwischt.
    »Sie können diesen Quatsch ruhig lassen, Bosch. Edgar sagte, er fühle sich dazu verpflichtet, Sie anzurufen und Ihnen Bescheid zu sagen, dass sich jemand bei ihm nach Ihnen erkundigt habe. Ich sagte ihm, ich hätte nichts dagegen. Ich habe ihn nach Ihrer Nummer gefragt, um auch sicher zu gehen, dass ich es mit dem richtigen Harry Bosch zu tun habe. Er hat sie mir gegeben, und als ich Sie vor ein paar Minuten anzurufen versuchte, war bei Ihnen besetzt. Ich nehme mal an, Sie haben mit Edgar telefoniert, und deshalb finde ich Ihre Nummer von eben nicht so besonders toll.«
    Meine Verlegenheit, überführt worden zu sein, schlug in Wut um. Vielleicht war es der Wodka in meinem Bauch oder die bohrende Erinnerung, dass ich inzwischen nicht mehr dazugehörte; jedenfalls hatte ich die Nase voll davon, diesem Kerl schönzutun.
    »Sie sind wirklich ein toller Ermittler, Mann«, sagte ich ins Telefon. »Super Kombinationsgabe. Aber benutzen Sie die eigentlich auch mal bei Ermittlungen oder nur, um Leuten, die etwas erreichen wollen, das Leben schwer zu machen?«
    »Ich muss aufpassen, an wen ich Informationen weitergebe. Das wissen Sie ganz genau.«
    »Ja, das weiß ich. Und ich weiß auch, warum unsere Polizeibehörden ungefähr genauso effektiv sind wie die Freeways in dieser Stadt.«
    »Hey, Bosch, hauen Sie nicht stinksauer ab. Hauen Sie bloß ab.«
    Ich schüttelte frustriert den Kopf. Ich wusste nicht, ob ich es vermasselt hatte oder ob er ohnehin nichts herausgerückt hätte.
    »Das ist also Ihr Spielchen, wie? Sie halten mir vor, dass ich Ihnen was vorgemacht habe, obwohl Sie mir auch nur die ganze Zeit was vorgemacht haben. Sie hatten doch nie vor, mir ihren Namen zu sagen, habe ich Recht?«
    Er antwortete nicht.
    »Es ist doch nur ein Name, Nunez. Was soll daran schon so schlimm sein?«
    Immer noch nichts vom FBI-Mann.
    »Dann will ich Ihnen mal was sagen. Sie haben meinen Namen und meine Nummer. Und ich glaube, Sie wissen, welche Agentin ich meine. Gehen Sie also zu ihr und lassen Sie sie selbst entscheiden. Geben Sie ihr meinen Namen und meine Nummer. Was Sie über mich denken, Nunez, ist mir egal. Sie schulden es Ihrer Kollegin, ihn ihr zu geben. Genau wie Edgar. Er war dazu verpflichtet. Und das sind Sie auch.«
    Das war's. Das war meine Masche. Ich wartete in der Stille, wobei ich mir diesmal vornahm, nicht eher wieder etwas zu sagen, bis Nunez es tat.
    »Also schön, Bosch, ich würde ihr ja sagen, dass Sie sie sprechen wollen. Das hätte ich ihr sogar schon gesagt, bevor ich mit Edgar gesprochen hatte. Aber auch Verpflichtungen haben ihre Grenzen. Die Agentin, die Sie sprechen wollen, ist nicht mehr hier.«
    »Was soll das heißen, nicht mehr hier? Wo ist sie?«
    Nunez sagte nichts. Als ich mich aufsetzte, stieß ich mit dem Ellbogen gegen das Lenkrad und entlockte der Hupe einen Ton. Irgendetwas war da in meinem Gedächtnis, eine Zeitungsmeldung über eine Agentin. Ich bekam es nicht ganz zu fassen.
    »Nunez, ist sie tot?«
    »Bosch, irgendwie ist mir nicht wohl bei dem Ganzen. Am Telefon mit jemandem zu reden, den ich nicht kenne. Kommen Sie doch her, dann können wir vielleicht darüber reden.«
    »Vielleicht?«
    »Keine Angst, wir reden darüber. Wann können Sie vorbeikommen?«
    Auf der Uhr am Armaturenbrett war es fünf nach drei. Ich sah auf den Eingang des Seniorenheims.
    »Um vier.«
    »Dann also bis um vier.«
    Ich machte das Handy aus und saß eine Weile

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