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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einfach mal. Sie kennen das ja.«
    »Nein, das kenne ich, ehrlich gesagt, nicht. Ich bin nicht pensioniert.«
    Ein richtiger Sturschädel. Danach sagte er nichts mehr, und ich ertappte mich dabei, dass ich wütend wurde auf diesen gesichtslosen Mann, der wahrscheinlich versuchte, ein beschwerliches Arbeitspensum mit einem Mangel an Personal und finanziellen Mitteln auszubalancieren. L.A. war die Bankraubmetropole der Welt. Drei pro Tag waren die Norm, und das FBI musste jedem nachgehen.
    »Hören Sie«, sagte ich. »Ich will Ihnen hier nicht die Zeit stehlen. Entweder helfen Sie mir oder nicht. Entweder wissen Sie, wen ich meine, oder Sie wissen es nicht.«
    »Ja, ich weiß, wen Sie meinen.«
    Aber dann war er wieder still. Ich spielte meine letzte Karte aus. Ich hatte sie zurückgehalten, weil ich nicht unbedingt wollte, dass sich in bestimmten Kreisen herumsprach, was ich machte. Aber nach Kiz Riders Besuch hatte sich das mehr oder weniger erübrigt.
    »Wollen Sie sich vielleicht bei jemand über mich erkundigen? Dann rufen Sie doch bei den Hollywood Detectives an und verlangen nach dem Lieutenant. Sie heißt Billets, und sie kann für mich bürgen. Über diese Geschichte weiß sie allerdings nichts. Sie denkt, ich liege in meiner Hängematte.«
    »Na schön, das kann ich ja machen. Können Sie noch mal anrufen? In zehn Minuten?«
    »Okay. Bis gleich.«
    Ich beendete das Gespräch und sah auf die Uhr. Es war fast drei. Ich startete den Mercedes und fuhr zum Sunset hinunter und dann nach Westen. Ich machte das Radio an, aber mir gefiel der Fusion-Jazz nicht, der lief. Ich schaltete es wieder aus. Als zehn Minuten um waren, fuhr ich vor dem Splendid-Age-Seniorenheim an den Straßenrand. Im selben Moment, in dem ich nach dem Handy griff, um Nunez noch einmal anzurufen, begann es, in meiner Hand zu läuten. Ich dachte, dass Nunez vielleicht Anruferidentifizierung an seinem Apparat hatte und deshalb meine Nummer wusste. Aber dann fiel mir ein, dass ich zu ihm durchgestellt worden war. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass eine Anruferidentifizierung so weit reichte.
    »Harry Bosch.«
    »Harry, hier ist Jerry.«
    Jerry Edgar. Langsam wurde das ein Veteranentreffen. Zuerst Kiz Rider und jetzt Jerry Edgar.
    »Jed, wie geht's?«
    »Bestens, Mann. Wie lebt es sich so als Rentner?«
    »Sehr geruhsam.«
    »Du hörst dich aber nicht so an, als würdest du faul am Strand liegen, Harry.«
    Er hatte Recht. Das Splendid Age war nur wenige Meter vom Hollywood Freeway entfernt und das Dröhnen der Verbrennungsmotoren war nicht zu überhören. Quentin McKinzie hatte mir erzählt, dass sie die Splendid-Age-Insassen mit Gehörverlust in den Zimmern auf der Westseite unterbrachten, weil sie dort näher am Lärm waren.
    »Ich bin nicht der Strandtyp. Was gibt's? Erzähl mir bloß nicht, dass du mich neun Monate nach meinem Abschied plötzlich um Rat fragen möchtest.«
    »Nein, will ich nicht. Ich habe nur grade einen Anruf von jemand gekriegt, der sich nach dir erkundigt hat.«
    Es war mir sofort peinlich. Mein Stolz hatte mich zu der Annahme verleitet, Edgar brauchte mich wegen eines Falls.
    »Ach so. War das vielleicht ein gewisser Nunez vom FBI?«
    »Ja, aber er hat nicht gesagt, worum es ging. Startest du jetzt eine neue Karriere, Harry, oder was?«
    »Möglicherweise.«
    »Hast du dir eigentlich eine Privatlizenz besorgt?«
    »Ja, vor einem halben Jahr, für alle Fälle. Sie liegt in irgendeiner Schublade rum. Was hast du Nunez erzählt? Hoffentlich hast du ihm gesagt, ich bin jemand mit Courage und hohen Moralvorstellungen.«
    »Von wegen. Ich hab ihm reinen Wein eingeschenkt. Ich hab ihm gesagt, man könnte Harry Bosch ungefähr so weit über den Weg trauen, wie man ihn werfen kann.«
    Ich konnte das Grinsen in seiner Stimme hören.
    »Danke, Mann. Auf dich ist eben Verlass.«
    »Ich wollte dir nur Bescheid sagen. Möchtest du mir vielleicht erzählen, worum es geht?«
    Ich war eine Weile still und dachte nach. Ich wollte Edgar nicht erzählen, was ich machte. Nicht, dass ich ihm nicht vertraute. Das tat ich. Aber ich hatte es mir zum Grundsatz gemacht: Je weniger Leute wussten, was man im Schild führte, umso besser.
    »Im Moment nicht, Jed. Ich habe gleich einen Termin und muss mich beeilen. Aber was anderes: Hättest du dieser Tage mal Lust, Mittagessen zu gehen? Dann erzähle ich dir von meinem aufregenden Rentnerdasein.«
    Beim letzten Satz lachte ich ein wenig, und ich glaube, es funktionierte. Er erklärte sich

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