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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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essen.«
    Fast hätte ich laut losgeflucht, weil das so fadenscheinig und durchsichtig gewesen war.
    »Ich war nicht allein essen. Ich habe eine Freundin eingeladen, eine Frau, mit der ich öfter spiele. Du hast doch selbst gesagt, ich sollte nicht aufs Geld schauen, Harry.«
    »Nein, nein, völlig richtig.«
    Ich musste das Thema wechseln. Wir wussten beide, was ich hatte wissen wollen, und langsam wurde es peinlich, besonders wenn man bedachte, dass es vielleicht noch weitere Zuhörer gab.
    »Dir ist nicht zufällig aufgefallen, dass dich jemand beobachtet hat, oder?«
    Darauf kam es zu einer kurzen Pause.
    »Nein. Und ich hoffe, du ziehst mich da in nichts rein, Harry.«
    »Nein, keine Sorge. Ich rufe nur an, um dir zu sagen, wir können uns das Theater ab sofort sparen. Beim FBI wissen sie, dass ich noch in L.A. bin.«
    »Das ist aber blöd. Ich bin doch noch gar nicht dazu gekommen, einkaufen zu gehen und mir das Geschenk auszusuchen, das du mir versprochen hast.«
    Ich lächelte. Das hatte sie natürlich nicht ernst gemeint.
    »Kein Problem. Das kannst du trotzdem noch machen.«
    »Bei dir sonst alles okay, Harry?«
    »Ja, alles bestens.«
    »Möchtest du darüber reden?«
    Nicht auf dieser Leitung, dachte ich.
    »Vielleicht, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Im Moment bin ich zu müde.«
    »Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Was soll ich mit deinen Kreditkarten machen? Und du weißt, dass du deine Tasche auf meinem Rücksitz hast liegen lassen.«
    Sie sagte es, als sei ihr klar, dass ich es absichtlich getan hatte.
    »Ähm, könntest du den ganzen Kram vorerst nicht einfach behalten, und wenn ich diese Geschichte hier hinter mir habe, schaffe ich es ja vielleicht, noch mal nach Vegas zu kommen und alles abzuholen.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie antwortete.
    »Aber dann sag mir bitte etwas früher Bescheid als heute«, sagte sie schließlich. »Damit ich darauf vorbereitet bin.«
    »Klar, kein Problem. Mache ich.«
    »Na schön, Harry, dann werde ich mal wieder nach drinnen gehen. Vielleicht habe ich jetzt, wo ich mit dir geredet habe, mehr Glück.«
    »Hoffentlich, Eleanor. Und noch mal vielen Dank für alles.«
    »Gern geschehen. Gute Nacht.«
    Sie unterbrach die Verbindung.
    »Und viel Glück«, sagte ich in die tote Leitung.
    Ich legte auf und dachte über das Gespräch nach und was sie gemeint hatte. Aber dann sag mir bitte etwas früher Bescheid als heute. Damit ich darauf vorbereitet bin. Es war, als wollte sie gewarnt werden, bevor ich nach Las Vegas kam. Damit sie was tun könnte? Worauf wollte sie vorbereitet sein?
    Ich merkte, dass ich mich total verrückt machen konnte, wenn ich weiter darüber nachdachte. Ich schlug mir Eleanor und diesen ganzen Kram aus dem Kopf, nahm ein Bier aus dem Kühlschrank und ging damit aufs Sonnendeck. Es war eine kühle und klare Nacht, die Lichter des Freeway tief unter mir schienen zu funkeln wie ein Diamantenkollier. Von weit unten konnte ich das Lachen einer Frau heraufdringen hören. Ich musste an Danny Cross und das Lied denken, das sie ihrem Mann leise vorgesungen hatte. In der Liebe und im Verlust ist die Nacht immer heilig. Eine wundervolle Welt ist es nur, wenn man sie zu einer machen kann. Es gibt keine Wegweiser zur Paradise Road.
    Ich beschloss, nach Las Vegas zu fahren, wenn das alles vorbei war, und nicht umzukehren. Ich würde den Würfel werfen. Ich würde Eleanor besuchen und es auf einen Versuch ankommen lassen.

27
    Am nächsten Morgen breitete ich die Dokumente, die ich aus dem Motorraum von Lawton Cross' Oldtimer geholt hatte, auf dem Tisch aus. Ich ging in die Küche, um mir eine Kanne Kaffee zu machen, stellte aber fest, dass der Kaffee aus war. Ich hätte in den Laden hinunterfahren können, wollte aber in der Nähe des Telefons bleiben. Ich rechnete damit, dass Janis Langwiser früh anrufen würde. Deshalb setzte ich mich mit einer Flasche Wasser an den Tisch und nahm mir die Berichte vor, die Lawton Cross fast drei Jahre zuvor kopiert und nach Hause mitgenommen hatte.
    Was ich hatte, waren eine Kopie der von BankLA zusammengestellten Liste mit den Nummern der Geldscheine sowie die Zeit- und Ortdiagramme, an denen Lawton Cross und Jack Dorsey gearbeitet hatten, bevor sie sich auch mit anderen Fällen hatten befassen müssen.
    Die Geldscheinliste war vier Seiten lang und enthielt die Seriennummern der willkürlich aus den zwei Millionen ausgewählten Hundertdollarscheine. Zusammengestellt worden war sie von zwei Personen,

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