Harry Bosch 09 - Letzte Warnung
deren Namen mit Linus Simonson und Jocelyn Jones angegeben waren. Anschließend war sie von Gordon Scaggs, einem Vizepräsidenten der Bank, abgezeichnet worden.
Scaggs Name war mir nicht ganz unbekannt. Er hatte zum Kreis der Personen gehört, die mir Filmproduzent Alexander Taylor nannte, als ich ihn fragte, wer genau von der Geldlieferung an den Filmset gewusst hatte. Zwar hatte ich die Liste mit den neun von Taylor genannten Personen nicht mehr, aber an den Namen Scaggs erinnerte ich mich.
Dagegen konnte ich mich bei Simonson und Jones nicht erinnern, dass ihre Namen auf der Liste gestanden hatten, wobei auch die Möglichkeit bestand, dass entweder Taylor nichts von ihrer Beteiligung an der Bereitstellung des Geldes wusste oder dass sie nicht über den Verwendungszweck der von ihnen registrierten Scheine in Kenntnis gesetzt worden waren.
Fest entschlossen, alles zu überprüfen, was ich in Zusammenhang mit dem Fall in die Hände bekommen konnte, ging ich in der Hoffnung, auf irgendetwas Ungewöhnliches zu stoßen, die Nummern der registrierten Scheine durch. Aber mir fiel nichts auf. Die Nummern waren wie ein nicht zu knackender Kode, der das Geheimnis des Falls hütete. Es waren einfach vier Seiten mit willkürlich aneinandergereihten Nummern.
Schließlich legte ich die Liste beiseite und griff nach den Alibibögen. Zuerst sah ich unter den Namen Scaggs, Simonson und Jones nach und stellte fest, dass Dorsey und Cross tatsächlich alle drei Bankmitarbeiter einer Z-&-O-Untersuchung unterzogen hatten. Scaggs und Jones hatte Cross überprüft, Simonson hatte sich Dorsey vorgenommen. Sie hatten genau festgehalten, wo sich die drei jeweils zu den wichtigsten Zeitpunkten in Zusammenhang mit der Ermordung Angella Bentons und dem Überfall am Set aufgehalten hatten.
Alle drei hatten ein Alibi und kamen deshalb für eine unmittelbare Beteiligung an den Straftaten nicht in Frage. Von einer möglichen Beihilfe sprach es sie allerdings nicht frei. Auch wenn sie sich bei der unmittelbaren Ausführung im Hintergrund gehalten hatten, hätte dennoch jeder von ihnen der Kopf des Coups sein können – oder zumindest die Quelle, die Informationen über die geplante Geldlieferung weitergegeben hatte.
Das Gleiche galt für die acht anderen Namen auf dem Z-&-O-Bogen. Aufgrund eines Alibis kam keine der dort aufgeführten Personen für eine aktive Beteiligung an den Straftaten in Frage. Allerdings standen mir keine weiteren Akten oder Berichte zur Verfügung, aus denen hervorgegangen wäre, was alles unternommen worden war, um in Erfahrung zu bringen, ob bei einem von ihnen eine indirekte Verbindung zu der Straftat bestanden hatte.
Ich merkte, ich drehte mich im Kreis. Ich versuchte, mit einem unvollständigen Blatt eine Patience zu legen. Die Asse fehlten, und ich hatte keine Chance zu gewinnen. Ich musste mir alle Karten besorgen. Ich nahm einen Schluck Wasser und wünschte, es wäre Kaffee. Ich begann über mein Spiel mit Peoples nachzudenken und wie wichtig es war. Wenn nichts daraus wurde, konnte ich einpacken. Möglicherweise würden mich Angella Bentons ausgestreckte Hände dann mein ganzes Leben lang verfolgen, aber es gäbe nichts, was ich dagegen tun könnte.
Wie auf ein Stichwort läutete das Telefon. Ich ging in die Küche und nahm ab. Es war Janis Langwiser, aber sie nannte ihren Namen nicht.
»Ich bin's«, sagte sie. »Wir müssen reden.«
»Okay, ich bin gerade beschäftigt. Ich rufe Sie gleich zurück.«
»Gut.«
Sie hängte ohne Widerrede ein. Ich fasste das als Zeichen dafür auf, dass sie inzwischen glaubte, was ich ihr über mein Haus erzählt hatte und dass mein Telefon abgehört wurde. Ich fasste es als Zeichen dafür auf, dass Peoples so vorging, wie ich gehofft hatte. Ich nahm die Schlüssel von der Theke und ging nach draußen.
Ich fuhr den Hügel hinunter, und an der Stelle, wo sich der Mulholland Drive auf die andere Seite des Hügels windet und am Cahuenga Boulevard auf den Woodrow Wilson Drive stößt, sah ich an der Ampel gegenüber eine alte gelbe Corvette stehen. Den Fahrer kannte ich vom Sehen. Ich hatte ihn gelegentlich joggen oder in der Corvette an meinem Haus vorbeifahren sehen. Und ein paar Mal hatte ich ihn auch in der Polizeistation gesehen und mit ihm gesprochen. Er war Privatdetektiv und wohnte auf der anderen Seite des Hügels. Ich streckte den Arm aus dem Fenster und machte mit nach unten gewandter Handfläche eine schwenkende Bewegung. Er erwiderte sie. Viel Glück, Kollege.
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