Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
sitzt, weil er im Dienst eine Kugel abbekommen hat.«
    Langwiser nickte ernst.
    »Genau deswegen sollten Sie es publik machen. Es muss …«
    »Janis, arbeiten Sie jetzt für mich, oder soll ich den ganzen Kram wieder einpacken und mir jemand anderen suchen?«
    Sie warf zum Zeichen ihrer Kapitulation die Hände hoch.
    »Ja, ich arbeite für Sie, Harry. Ich sage nur, dass das nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden sollte.«
    »Davon kann überhaupt nicht die Rede sein. Ich will nur nicht, dass es jetzt schon rauskommt. Vorerst brauche ich es als Druckmittel. Zuerst muss ich bekommen, was ich damit erreichen will.«
    »Und das wäre?«
    »Dazu wollte ich gerade kommen, aber Sie sind ja gleich hochgegangen wie Ralph Nader.«
    »Okay, Entschuldigung. Ich habe mich schon wieder abgeregt. Erzählen Sie, was Sie vorhaben, Harry.«
    Das tat ich.

25
    Im Kate Mantilini's am Wilshire Boulevard gab es eine lange Reihe durch hohe Rückenlehnen getrennter Sitznischen, in denen man mehr für sich war als in den Lap-Dance-Kabuffs jedes beliebigen Stripclubs der Stadt. Deshalb wählte ich das Restaurant für das Treffen aus. Ich kam schon fünfzehn Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt. Ich bekam einen Fenstertisch mit Blick auf den Wilshire und wartete. Auch Special Agent Peoples kam etwas früher. Um mich zu finden, musste er an den Nischen entlanggehen und kurz in jede einzelne hineinschauen. Schließlich setzte er sich wortlos und schlecht gelaunt auf den Platz mir gegenüber.
    »Agent Peoples, schön, dass Sie gekommen sind.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, eine andere Wahl zu haben.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Er klappte eine der Speisekarten auf, die auf dem Tisch waren.
    »Das erste Mal, dass ich hierher komme. Taugt das Essen was?«
    »Es geht. Donnerstags haben sie eine gute Hühnerkasserolle.«
    »Heute ist aber nicht Donnerstag.«
    »Und Sie sind nicht zum Essen hier.«
    Er sah von der Speisekarte auf und bedachte mich mit seinem besten Killerblick. Allerdings hatte er diesmal nicht viel Saft dahinter. Wir wussten beide, dass im Moment ich am längeren Hebel saß. Ich schaute aus dem Fenster und sah den Wilshire Boulevard hinauf und hinunter.
    »Haben Sie da draußen Ihre Leute postiert, Agent Peoples? Warten sie auf mich?«
    »Ich bin allein gekommen – wie Ihre Anwältin verlangt hat.«
    »Nur damit Sie sich darüber im Klaren sind. Sollten mich Ihre Leute noch mal festnehmen oder irgendetwas gegen meine Anwältin unternehmen, hat das zur Folge, dass das Überwachungsvideo, das Sie per E-Mail zugesandt bekommen haben, an die Medien geht und ins Internet gestellt wird. Es gibt Leute, die mitbekommen, wenn ich verschwinde. Sie werden es in Umlauf bringen, ohne Zögern.«
    Peoples schüttelte den Kopf.
    »Damit kommen Sie ständig an. ›Verschwinden.‹ Wir sind hier nicht in Südamerika, Bosch. Und wir sind keine Nazis.«
    Ich nickte.
    »Wenn wir in diesem gemütlichen Lokal sitzen, sieht es tatsächlich nicht so aus. Aber als ich in diesem Loch im neunten Stock saß und niemand wusste, dass ich dort war, war das eine andere Sache. Maus Aziz und die anderen Typen, die Sie dort oben festhalten, können im Moment wahrscheinlich auch keinen Unterschied zwischen Kalifornien und Chile feststellen.«
    »Und Sie verteidigen sie inzwischen, oder wie? Männer, die dieses Land gern in Schutt und Asche legen würden.«
    »Ich will hier niemanden vert…«
    Ich verstummte, als die Bedienung an unseren Tisch kam. Sie sagte, ihr Name sei Kathy, und fragte, ob wir schon bestellen wollten. Peoples bestellte Kaffee, und ich bestellte Kaffee und einen Eisbecher ohne Sahne. Nachdem Kathy gegangen war, sah mich Peoples etwas eigenartig an.
    »Ich bin in Pension. Ich darf einen Eisbecher essen.«
    »Muss ja echt stark sein, pensioniert zu sein.«
    »Sie machen hier klasse Eisbecher, und sie haben lange auf. Das ist eine gute Kombination.«
    »Ich werde es mir merken.«
    »Haben Sie mal den Film Heat gesehen? Das hier ist nämlich das Lokal, in dem sich der Polizist Pacino mit dem Einbrecher DeNiro trifft. Es ist die Szene, in der sie sich gegenseitig klar machen, dass sie, sollte es sich als nötig erweisen, nicht zögern werden, den anderen umzulegen.«
    Peoples nickte, und wir sahen uns ziemlich lang in die Augen. Botschaft übermittelt. Ich beschloss, zur Sache zu kommen.
    »Und? Was halten Sie von meiner Uhrkamera?«
    Die Fassade bröckelte, und Peoples sah plötzlich verwundbar aus. Er sah aus, als wäre er den Löwen

Weitere Kostenlose Bücher