Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
wird und dich tötet.“
„Mikroorganismen sind für meine Art kein Problem“, sagte Thomas. „Solange ich nicht ausblute, geht es mir gut.“
Thomas’ Ton war ruhig, aber seine Augenfarbe hatte sich geändert, sie war heller geworden, zu einem hellen Grau fast ohne Blau darin. Ein Vampir des Weißen Hofes hatte übermenschliche Stärke, Schnelligkeit und Widerstandsfähigkeit, aber keinen unendlichen Vorrat davon. Thomas ’ Augen änderten sich, wenn sein persönlicher Dämon, sein Hunger, mehr Einfluss auf seine Handlungen bekam. Irgendwann würde er trinken müssen , um seine Kräfte aufzufüllen.
„Bist du bald fertig?“, fragte ich. „Ich brauche den Tisch.“
„Was ist nur mit euch los?“, brummte Butters. „Um Himmels Willen, das sind ernste Verletzungen.“
„Es wird mehr davon geben, als tausend widerstrebende Ärzte verarzten könnten, wenn wir uns nicht beeilen“, sagte ich. „Das heute ist ein ernster Fall.“
„Wie ernst?“
„Kann mich nicht dran erinnern, dass es je dunkler aussah“, sagte ich. „Verdammte platzverschwendende Vampire, die auf dem Tisch herumliegen, wenn man ihn braucht.“
„Nutzlose Magier“, sagte Thomas, „die sich auf feindliche Ballermänner werfen und irrtümlich ihre Verbündeten damit treffen.“
„Oh“, sagte ich. „Das geschah, als ich auf Ace sprang?“
Er schnaubte: „Ja.“
Ich zuckte zusammen. „Ah. Entschuldige.“
„Eines schönen Tages“, sagte Thomas gedehnt, „voll auf die Fresse.“
„Leere Phrasen“, sagte ich. „Tisch, Tisch, Tisch.“
Butters beendete seine Flickarbeit an Thomas und wickelte einen langen Streifen einer Binde um dessen Mitte. Thomas lehnte sich auf den Ellbogen zurück, während der Mediziner arbeitete. Diese Haltung ließ deutlich die Muskeln unter der bleichen Haut sehen – andererseits schienen bei Thomas die meisten Posen dazu zu führen. Der Blick seiner bleichen Augen ruhte lange auf Molly, und mein Lehrling drehte sich mit tiefroten Flecken auf den Wangen abrupt weg.
„Ich, äh“, sagte Molly. „Wow.“
„Thomas“, sagte ich.
„Tut mir leid“, sagte er und klang nicht ehrlich. Er erhob sich mit natürlicher Anmut vom Tisch. „Sag, Harry, hast du noch weitere Hemden da drin? Ich habe meins aufopferungsvoll und altruistisch vollgeblutet.“
„Sie gehören Molly“, sagte ich.
Er sah Molly an. „Oh? Was muss ich tun, um eins zu kriegen?“
„Nur zu“, sagte Molly. Ihre Stimme war fast ein Quieken. „Nimm dir eins.“
„Sehr nett von dir“, sagte Thomas und schlenderte ins Gästeschlafzimmer.
Murphy beobachtete ihn beim Vorbeigehen dreist und warf mir dann einen herausfordernden Blick zu. „Was?“, fragte sie. „Er sieht gut aus.“
„Das habe ich gehört“, sagte Thomas aus dem Nebenraum.
„Karte“, sagte ich, und Molly lief zum Tisch. Butters nahm sein Zeug schnell herunter. Er hatte die Kugel augenscheinlich aus Thomas’ Eingeweiden geholt, ohne eine schreckliche, blutige Sauerei anzurichten. Das Geschoss musste sich dicht unter der Oberfläche befunden haben. Aces Waffe war wohl ein rechtes Leichtgewicht, eine .25er oder eine .22er, gewesen. Vielleicht hatte er billige Munition benutzt, und die Patrone hatte zu wenig Pulver gehabt. Oder Thomas’ Supermuskeln hatten die Kugel aufgehalten, ehe sie tiefer eindringen konnte.
Molly breitete die Karte auf dem Tisch aus, nachdem er gesäubert war. Es war eine Karte des Lake Michigan und seiner Strände, sie zeigte Chicago und Milwaukee bis hoch zu Green Bay. Molly gab mir einen Stift, und ich beugte mich vor und begann, mit geschwollenen Fingern Markierungen auf die Karte zu malen. Es tat weh, aber ich ignorierte es. Karrin stand auf und kam zum Zuschauen herüber. Thomas stieß wenig später zu uns, frisch in ein einfaches, schneeweißes T-Shirt gekleidet, das aussah, als sei es für ihn maßgeschneidert. Er war solch ein Idiot.
„Was ich hier tue“, sagte ich, „ist, alle Knoten, an die ich mich erinnere, zu markieren.“
„Knoten?“, fragte Butters.
Meine ungeschickten Finger machten es schwierig, die Markierungen genau dort zu setzen, wo ich sie wollte. „Die Kreuzungspunkte von einer oder mehrere Ley-Linien“, sagte ich. „Vor ein paar Jahren habe ich alles über sie gelernt.“
„Sie sind so etwas wie magische Stromkabel, nicht wahr?“, fragte Karrin.
„Mehr oder weniger“, sagte ich. „Kraftquellen, deren man sich bedienen kann, um große Magie zu wirken. Davon gibt es viele im Bereich der
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